Angriffe auf Ukraine "Wendepunkt" – Russland ändert Kriegstaktik
Zum ersten Mal seit Beginn des Krieges hat Russland Langstrecken-Raketen aus dem Asowschen Meer abgefeuert. "Ein Wendepunkt", sagte ein ukrainischer Marinesprecher.
Ein neuer Schauplatz des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland hat sich im Asowschen Meer aufgetan. Wie das US-amerikanische Nachrichtenportal "The Warzone" berichtet, hat die russische Marine vergangenen Freitagabend erstmals Kalibr-Raketen von dort aus gestartet.
Bislang hatte Russland diese Waffe vorrangig vom Schwarzen Meer aus eingesetzt. "Dies ist ein bedeutender Wendepunkt", sagte Dmytro Pletenchuk, Sprecher der ukrainischen Marine, am Samstag. "Die Russen betrachten das Asowsche Meer als sicheren Ort im Vergleich zum Schwarzen Meer." Das Asowsche Meer ist ein Nebenmeer des Schwarzen Meeres und liegt zwischen der Halbinsel Krim und dem Festland.
Mehrere Städte und Energieanlagen getroffen
Der Angriff von Freitag war Teil eines größeren Angriffs auf mehrere Städte und Energieanlagen. Getroffen wurden Iwano-Frankiwsk, Luzk und Lwiw im Westen sowie Kiew und Winnyzja im Zentrum des Landes und Saporischschja im Süden. Neben vier Kalibr-Raketen feuerte Russland sechs Shahed-136-Drohnen sowie weitere zwölf Luft-, Land- und See-gestützte Raketen. Dafür habe Russland am Donnerstag neun Schiffe in das Asowsche Meer verlegt. Angriffe auf die ukrainische Energie-Infrastruktur häufen sich derzeit, mehr dazu lesen Sie hier.
Doch nicht alle Angriffe erreichten ihr Ziel: "Von 16 Raketen wurden 12 durch die ukrainische Luftverteidigung abgefangen, ebenso wie alle sechs Drohnen", so die ukrainische Luftwaffe. Trotz der Verlagerung ins Asowsche Meer hat Russland seine Aktivitäten im Schwarzen Meer nicht vollständig eingestellt. Pletenchuk betonte, dass sich derzeit drei russische Schiffe im Asowschen Meer befänden, die bis zu 20 Raketen tragen können. Zudem sei ein U-Boot im Schwarzen Meer stationiert, das bis zu vier Marschflugkörper aufnehmen kann.
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Die Ukraine könnte es schwer haben
Die Ukraine scheint jedoch nicht beunruhigt über den neuen Standort der russischen Marine: "Sie scheinen zu vergessen, dass das Asowsche Meer auch uns sehr nahe ist", warnte Pletenchuk und deutete damit die Möglichkeit von Gegenangriffen an. Dennoch wird es nach Einschätzung von "The Warzone" schwieriger für die Ukraine sein, die Schiffe auf See zu treffen. Seedrohnen, die bislang im Schwarzen Meer eingesetzt wurden, könnten es schwer haben, ins Asowsche Meer zu gelangen.
Die Drohnen müssten unter der Krim-Brücke von Kertsch hindurch, die gegen Angriffe stark verteidigt wird. Die Brücke steht wie kaum ein anderes Symbol für Putins Aggression, wie Sie hier lesen können. Zudem gibt es eine große Pufferzone im Gewässer, die unter russischer Kontrolle steht – inklusive einer starken Luftabwehr in der Region. Das Gebiet, in dem die Schiffe womöglich liegen, ist etwa 150 Meilen (ca. 241 km) von der Front entfernt, schreibt "The Warzone".
Die aktuelle Entwicklung in der Ukraine zeigt erneut die volatile und komplexe Situation in der Region. Beobachter sind sich einig, dass sowohl Russland als auch die Ukraine ihre Strategien weiterentwickeln müssen, um in diesem andauernden Konflikt bestehen zu können.
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