Russischer Nachschub unterbrochen Diese ukrainischen Nadelstiche zeigen Wirkung
Die Ukraine greift erneut Fähren und Häfen auf der Krim an. Damit verfolgt sie eine bestimmte Strategie.
Die fortdauernden Angriffe der Ukraine auf russische Stellungen im Osten der Halbinsel Krim scheinen Wirkung zu zeigen. Zwar ist Kiew weit davon entfernt, die von Russland annektierte Krim wieder unter eigene Kontrolle zu bringen. Das hält sie aber nicht von gezielten Schlägen ab. Jüngste Raketenangriffe auf zwei Eisenbahnfähren nahe der Stadt Kertsch hätten diese unbrauchbar gemacht, so die neueste Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums vom Donnerstag.
Am 30. Mai hatte die Ukraine von einem erfolgreichen Angriff auf zwei russische Schiffe nahe der strategisch wichtigen Krimbrücke bei Kertsch gesprochen. Dabei seien amerikanische Atacms-Raketen zum Einsatz gekommen. Der Verkehr über die Brücke sei ebenfalls zum Erliegen gekommen. Kurze Zeit später meldete die Ukraine Attacken auf ein Öldepot und eine Fährverbindung in einem Hafen nahe Kertsch, nur wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt.
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Russischen Nachschub unterbrechen
Diese Nadelstiche haben nach Angaben des ukrainischen Militärsprechers Dmytro Pletentschuk Russland gezwungen, den Truppen- und Materialtransport mittels Fähren einzustellen, berichtete das US-Magazin "Newsweek". Die Brücke und die Seeverbindungen an dieser Stelle der Krim sind für Russland wichtig für den Nachschub der Truppen im Süden der Ukraine. Die Ukraine greift deshalb immer wieder mit Drohnen und Raketen an. Am Donnerstag veröffentlichte die Ukraine ein Video, das einen Angriff auf einen russischen Schlepper zeigen soll. Die Aufnahmen sehen Sie oben im Video.
Die russische Schwarzmeerflotte, die im Krimhafen von Sewastopol ihr Hauptquartier hat, hat mittlerweile ihre Schiffe weiter in den Osten des Schwarzen Meeres verlegt. Damit ist aber auch ein Schutz der Krimbrücke schwieriger geworden. Russische Landungsschiffe, die als Schutz in der Straße von Kertsch positioniert wurden, zog die russische Marine nach Angriffen durch ukrainische Seedrohnen wieder ab.
Als Schutz hat Russland jetzt vor der Brücke schwimmende Barrieren errichtet. Satellitenaufnahmen zeigen, dass die Zahl mittlerweile auf neun angewachsen ist. Sie sollen offenbar ukrainische Seedrohnen davon abhalten, dem Bauwerk oder russischen Schiffen nahezukommen.
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Russland nutzt alternative Route
Nach Einschätzung des britischen Militärs hätten die jüngsten ukrainischen Angriffe mit großer Sicherheit den russischen Nachschub an militärischem Material, womöglich auch den von Treibstoff, zeitweise unterbrochen. Entweder müsse Russland jetzt neue Fähren zur Krim bringen oder aber das Risiko eingehen, die Krimbrücke als Transportweg zu benutzen. Diese ist schon lange ein Ziel der Ukraine, bislang reichen aber die vorhandenen Raketen nicht bis dorthin. Auch deswegen kommt immer wieder der Ruf nach deutschen Taurus-Marschflugkörpern, mit denen die Ukraine das Bauwerk treffen könnte.
Die Krimbrücke verbindet die russische Region Krasnodar mit der Halbinsel. Eine Explosion legte sie 2023 kurze Zeit lahm, die Brücke wurde aber wieder repariert. Russland setzt mittlerweile Fähren ein, um Eisenbahnwaggons mit schweren Gütern auf die Krim zu bringen. Auf der Brücke werden nach ukrainischen Angaben nur noch Personen und Lebensmittel transportiert.
Moskau hat bereits auf die Transportunterbrechungen reagiert. Eine neue Eisenbahnlinie verläuft vom Asowschen Meer, von der Stadt Rostow am Don, durch die besetzten südukrainischen Städte Mariupol und Berdjansk bis auf die Krim. Mehr zu der neuen Transportroute lesen Sie hier. "Die Eisenbahn entlang des Landkorridors ist ein Eingeständnis der russischen Besatzer, dass die Brücke über die Krim dem Untergang geweiht ist", sagte Militärsprecher Dmytro Pletentschuk dem "Economist".
- newsweek.com: "Crimea Strait Attack a 'Significant Disruption' to Russian Logistics—UK" (englisch)
- merkur.de: "Hauptschlag-Strategie: Die Kertsch-Brücke soll fallen – doch Russland hat eine Alternative"
- economist.com: "In Crimea, Ukraine is beating Russia" (englisch, kostenpflichtig)