Ständiger Luftalarm in Charkiw Ukrainische Schulen gehen in den Untergrund
In normalen Schulen in Charkiw muss der Unterricht ständig wegen Luftalarm unterbrochen werden. Damit das nicht mehr nötig ist, wurden nun Schulen in U-Bahnhöfe gebaut.
In der ukrainischen Stadt Charkiw nahe der russischen Grenze lernen Kinder mittlerweile in unterirdischen Schulen. Sie wurden eigens dafür in U-Bahnhöfen gebaut, um die Kinder vor russischen Angriffen zu schützen und ihnen zu ermöglichen, ohne Unterbrechung durch einen Luftalarm zu lernen. Das berichtet der Journalist Tim Mak in einem Text auf seinem Blog, der auch auf dem Nachrichtenportal "Kyiv Independent" veröffentlicht wurde.
Durch den Krieg leide vor allem auch die Psyche und die schulische Leistung der Kinder. In einer Umfrage unter ukrainischen Lehrerinnen und Lehrern gaben 63 Prozent von ihnen an, dass die Leistungen ihrer Schülerinnen und Schüler zurückgegangen seien. Gründe dafür sind unter anderem die ständigen Störungen durch Luftalarme, die wachsende Angst der Schüler und der Mangel an Lehrmitteln und zuverlässigem Internet.
Insbesondere die ständigen Unterbrechungen sollen durch die Schulen im Untergrund verhindert werden. Sie wurden mit der Hilfe der Europäischen Union und von Unicef an fünf ausgewählten Standorten errichtet.
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Lehrer und Psychologe in jedem Klassenzimmer
"In normalen Schulen müssen Kinder bei Luftalarm ständig ihren Unterricht unterbrechen, um in den Keller zu gelangen", erklärte ein Schulbezirksverwalter dem Bericht zufolge. "Hier haben wir tatsächlich eine andere Situation, denn sobald wir es schaffen, sie hierher zu bringen und ihren Unterricht zu beginnen, müssen sie ihren Lernprozess für nichts unterbrechen."
Zudem ist in jedem Klassenzimmer derzeit ein Lehrer und ein Psychologe anwesend. Einer dieser Psychologen, Roman Cherkaskiy, erklärt: "Wir reden über alles, was mit dem Krieg zu tun hat. Wir erklären, wie man selbstständig mit Stress umgeht, an wen man sich wenden kann, wenn man eine Panikattacke hat, gestresst ist oder Angst hat."
Nur drei Prozent der Kinder in Untergrundschulen
Im Grunde seien die Probleme der Kinder aber hauptsächlich welche, mit denen jedes Kind zu kämpfen hat – auch außerhalb von Kriegsgebieten. Ein Kind sei beispielsweise sehr besorgt darüber, dass sein Kaninchen sehr krank sei, berichtet Cherkaskiy.
Die Schülerinnen und Schüler wechseln sich täglich ab. Jeden zweiten Tag haben sie Präsenzunterricht im Untergrund, den anderen Tag lernen sie online. Und dennoch können mit 2.190 Kindern nur drei Prozent aller Kinder aus Charkiw auf diese Art beschult werden.
- kyivindependent.com: "The Counteroffensive: Inside Kharkiv's underground metro schools" (englisch)