Ukrainischer Raketenschlag Russen sollen bei Angriff auf eigene Schwarzmeerflotte geholfen haben
Der ukrainische Geheimdienst soll von Partisanen Hinweise für den Angriff auf den Hafen von Sewastopol erhalten haben. Diese erlangten die Informationen wohl aus erster Hand.
Der ukrainischen Armee gelang mit dem Raketenschlag auf den Hafen von Sewastopol am vergangenen Freitag ein Anschlag auf das Herz der russischen Schwarzmeerflotte: Sie beschädigten nicht nur das Hauptquartier des Marineverbands auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim schwer, sondern töteten laut ukrainischen Angaben auch 34 russische Offiziere. Doch der Coup gegen Russlands Armee soll ihnen nicht ohne Hilfe gelungen sein.
Die entscheidenden Informationen sollen von russischen Offizieren gegen Geld an die den ukrainischen Geheimdienst (HUR) weitergegeben worden sein. Das berichtet die ukrainische Wochenzeitung "Kyiv Post" unter Berufung auf eine Partisanenbewegung der Ukrainer auf der Krim. Demnach habe die Partisanengruppe "ATESH" gegen finanzielle Belohnungen wichtige Informationen über den Aufenthaltsort und die Aktivitäten hochrangiger russischer Kommandeure erhalten.
Ukrainischer Geheimdienst bestätigte Zusammenarbeit mit Partisanen
Um welche Summe es sich handelt, habe der Sprecher der Gruppe im Gespräch mit der "Kyiv Post" nicht sagen wollen. Er habe aber angegeben, dass es ausreichte, um die Risiken für die Beamten und ihre Familien abzudecken. Auch dazu, um welche russischen Kommandeure es sich konkret handelte, machte er keine Angaben, sagte jedoch, dass die Partisanengruppe Zugang zu den "allgemeinen Aktivitäten des Kommandos der [Schwarzmeerflotte]" hätten. Unabhängig überprüfen lassen sich seine Angaben nicht.
Doch dass Partisanen hinter russischen Linien schon so manchen Erfolg für die Ukrainer verbucht haben, gilt nach Monaten des Krieges als unumstritten. Hier lesen Sie mehr zu den Partisanen. Auch Andriy Yusov, ein Vertreter HUR, bestätigte in der vergangenen Woche im Gespräch mit der "Kyiv Post", dass der ukrainische Geheimdienst mit Partisanen zusammenarbeite und dass diese eine entscheidende Rolle bei den anhaltenden ukrainischen Angriffen auf die russisch besetzte Krim gespielt hätten.
Wohl keine Frage des Geldes
Das russische Militär sei sich der Existenz der Partisanenbewegung sehr wohl bewusst und setzte alle Kräfte und Mittel ein, um sie zu unterdrücken, so der Sprecher der "ATESH"-Partisanen. An einem entscheidenden Mittel aber fehlt es Russland offenbar: an der notwendigen Überzeugung seiner eigenen Männer für den Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Zwar hatten sich zuletzt auch Berichte gemehrt, wonach Löhne verspätet an die Familien der russischen Soldaten ausgezahlt wurden. Doch "Zahlungsverzögerungen allein zwingen die Streitkräfte der Russischen Föderation nicht dazu, gegen die russischen Behörden vorzugehen", sagt der ATESH-Sprecher. Stattdessen glaube er, dass diejenigen, die ihnen helfen, auch denken, dass ihr Land "einen verbrecherischen Krieg führt und dass dieser aufhören muss."
- kyivpost.com: "How Russia’s Salary Woes Helped Ukraine Strike the Black Sea Fleet HQ" (englisch)
- Eigene Recherchen