Soldaten an der Front In der Freizeit wird weiter Krieg gespielt
Auch ukrainische Soldaten haben trotz ihres Dienstes an der Front Freizeit. Dabei ist angeblich ein Spiel besonders beliebt.
Auch Soldaten können nicht 24 Stunden am Tag kämpfen. In der Ukraine werden die Truppen an der Front immer wieder ausgetauscht – und selbst in Schützengräben kommt es vor, dass stundenlang wenig passiert und die Kämpfer vorrangig damit beschäftigt sind, eroberte Stellungen zu bewachen.
Laut einem Bericht der "New York Times" vertreiben sich viele Soldaten diese "freie" Zeit unter anderem mit Videospielen. Dabei sei den Reportern immer wieder ein Spiel aufgefallen, das mit der Arbeit der Soldaten einige Gemeinsamkeiten hat: "World of Tanks". In der virtuellen Welt stehen sich zwei Teams auf einem Schlachtfeld mit Panzern gegenüber.
"Ich liebe 'World of Tanks'"
"Ich spiele von Zeit zu Zeit, wenn ich ein bisschen Freizeit habe", sagte der ukrainische Soldat Nazar Vernyhora der US-Zeitung. Er versuche auch, die gleichen Manöver im echten Leben anzuwenden. Vernyhora soll im vergangenen Jahr mit einem echten Panzer gepanzerte russische Fahrzeuge zerstört und einen russischen Panzer beschädigt haben. "Ich liebe 'World of Tanks'", sagte ein anderer Soldat, nachdem ein Reporter das Logo des Spiels auf seinem Smartphone entdeckt hatte.
Allerdings hat das Spiel offenbar nicht bei allen ukrainischen Soldaten einen guten Ruf. Eine Drohneneinheit nördlich von Bachmut spiele lieber die bekannte Fußballreihe "Fifa": "Warum sollen wir 'World of Tanks' spielen, wenn er [der Krieg, Anm. d. Red.] doch genau hier ist?", sagte ein Soldat in dem Ort Siwersk.
Entwickler aus Belarus
Gerade zu Anfang des Kriegs war das Spiel auch umstritten: Produziert wird "World of Tanks" nämlich von dem Entwickler Wargaming.net, der seinen Sitz in Zypern hat, ursprünglich aber aus Belarus stammt.
Im April 2022 hatte das Studio allerdings verkündet, seine Büros in Belarus zu schließen und den russischen Teil des Unternehmens zu verkaufen. Ein ranghoher Mitarbeiter des Unternehmens wurde wenige Tage nach Kriegsbeginn entlassen, nachdem er sich auf Facebook positiv über den russischen Einmarsch geäußert haben soll.
Die Firma unterhält auch ein Büro in Kiew. Wargaming.net hatte damals angekündigt, den Mitarbeitern bei Bedarf beim Verlassen des Landes zu helfen.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass "Wargaming.net" die Hälfte seiner Server in Russland unterhält. Allerdings hat das Unternehmen sein Geschäft aus Russland vollständig zurückgezogen. In einer früheren Version des Artikels hieß es auch, dass das Unternehmen sein Büro in Kiew aufgelöst habe. Das Büro besteht aber weiterhin. Wir haben die entsprechenden Angaben in dem Artikel angepasst.
- nytimes.com: "In a War of Tanks, Ukrainian Soldiers Play World of Tanks Online" (englisch, kostenpflichtig)
- standard.at: "Protest gegen den Krieg: 'World of Tanks'-Macher verlässt nach 20 Jahren Minsk"
- pcgameshardware.de: "World of Tanks: Entwickler wegen kontroverser Haltung zum Ukraine-Konflikt gefeuert"