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Ukraine-Krieg I Wagner-Chef Prigoschin wollte bei Meuterei wohl Schoigu festnehmen


Zwei Männer im Visier
Bericht: Das war der Plan hinter Prigoschins Meuterei

Von t-online, cli

Aktualisiert am 29.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin am vergangenen Samstag: Was war das Ziel seines Aufstands? (Quelle: IMAGO/Pool /Wagner Group)

Hatte es der Wagner-Chef mit seiner Meuterei eigentlich auf die beiden wichtigsten russischen Militärchefs abgesehen? Das legt nun ein Medienbericht nahe.

Jewgeni Prigoschin soll während seiner Meuterei am vergangenen Wochenende versucht haben, die zwei derzeit wichtigsten russischen Militärentscheider gefangen zu nehmen. Er soll es auf den Oberbefehlshaber der russischen Armee in der Ukraine, Waleri Gerassimow, und Verteidigungsminister Sergej Schoigu abgesehen haben – und sein Vorhaben beschleunigt haben, nachdem der russische Inlandsgeheimdienst von dem Komplott erfahren hatte. Das berichtet das "Wall Street Journal" am Mittwoch unter Berufung auf westliche Geheimdienstquellen.

Die beiden Militärs hatten einen Besuch in Rostow am Don geplant. Dort hätte die Gefangennahme stattfinden sollen, berichtet die US-Zeitung. Nach Angaben westlicher Beamter erfuhr der Föderale Sicherheitsdienst (FSB) jedoch zwei Tage vor der Ausführung von dem Plan. Die "Festnahme" hätte offenbar am Wochenende der Meuterei stattfinden sollen.

Auch General Wiktor Solotow, Befehlshaber der russischen Nationalgarde, einer militärischen Einheit, die Präsident Wladimir Putin direkt unterstellt ist, sagte, dass die Behörden von Prigoschins Absichten wussten, bevor er seinen mutmaßlichen Umsturzversuch startete.

Prigoschin hatte die beiden oft kritisiert, Putin aber ausgespart

Wagner-Chef Prigoschin hatte Gerassimow und Schoigu in der Vergangenheit in Videos, Audiobotschaften und Textbeiträgen in sozialen Medien immer wieder scharf angegriffen und ihnen vorgeworfen, seine Arbeit und die seiner Söldner unter anderem mit ausbleibenden Munitionslieferungen zu sabotieren. Er machte sie auch direkt verantwortlich für den Tod zahlreicher russischer Soldaten. Mehr dazu sehen Sie hier. Direkte Kritik an Kremldiktator Wladimir Putin hatte er vermieden, Prigoschin stand lange unter dessen Schutz.

"Konkrete Informationen über die Vorbereitungen für einen Aufstand, der zwischen dem 22. und 25. Juni beginnen sollte, sind aus Prigoschins Lager durchgesickert", sagte der russische General Solotow am Dienstag zu staatlichen Medien.

Beamte sollen gute Erfolgschancen gesehen haben

Auch westliche Geheimdienste hatten laut "Wall Street Journal" durch die Analyse abgefangener elektronischer Kommunikation und Satellitenbilder früh von den Plänen Prigoschins erfahren. Entsprechende Beamte sagten der US-Zeitung demnach, sie glaubten, dass der ursprüngliche Plan gute Erfolgschancen hatte, aber scheiterte, nachdem die Verschwörung aufgedeckt wurde und Prigoschin gezwungen war, einen alternativen Plan zu vollziehen.

Nach Prigoschins Vorstellung hätte sich ein Teil der russischen Streitkräfte der Rebellion anschließen und sich gegen die eigenen Befehlshaber wenden sollen, so der Geheimdienst laut "Wall Street Journal". Als Prigoschin von der undichten Stelle erfuhr, war er demnach gezwungen, am Freitag früher als geplant zu handeln; es gelang ihm daraufhin, die südrussische Stadt Rostow einzunehmen, einen wichtigen Kommandopunkt für die Invasion der Ukraine. Die aktuellen Entwicklungen nach dem Putsch-Versuch lesen Sie hier.

Surowikin soll von Plänen gewusst haben

Am Mittwoch wurde dann bekannt, dass auch General Sergei Surowikin, der Befehlshaber der russischen Luft- und Raumfahrtkräfte, eingeweiht gewesen sein könnte. Das berichtete die "New York Times", der Kreml allerdings dementierte das als "Spekulationen und Tratsch". Surowikin war 2022 Oberbefehlshaber der russischen Armee in der Ukraine geworden und ist auch nach seiner Entlassung vom dortigen Posten in Russland weiter anerkannter Militär. Mehr zur Surowikin lesen Sie hier.

Sergej Surowikin habe mit dem Aufstand des Söldnerführers Jewgeni Prigoschin vom Wochenende sympathisiert, sagen mit der Angelegenheit vertraute US-Beamte unter der Bedingung der Anonymität laut der Nachrichtenagentur Reuters. Surowikin habe Prigoschin unterstützt, aber westliche Geheimdienste wüssten nicht mit Sicherheit, ob er dem Aufstand in irgendeiner Weise geholfen habe, erklären drei der Insider.

Surowikin war der erste ranghohe Kommandeur, der den Umsturzversuch am Freitag verurteilte und Prigoschin aufforderte, seine Männer zu stoppen. Truppen unter Surowikins Kommando führten Luftangriffe auf die Wagner-Kolonne durch. Es war der einzige Angriff regulärer Truppen gegen die Aufständischen.

Seit dem versuchten Marsch auf die russische Hauptstadt ist weiter unklar, wie es den Paramilitärs gelingen konnte, soweit ins Landesinnere vorzurücken, obwohl den Behörden wohl im Vorfeld Kenntnisse darüber vorlagen. Beobachterinnen und Beobachter gehen davon aus, dass einige Kommandeure der regulären Streitkräfte an dem Komplott beteiligt gewesen sein könnten. Die Macht des Kremldiktators Putin gilt seitdem als massiv geschwächt.

Verwendete Quellen
  • wsj.com: "Wagner’s Prigozhin Planned to Capture Russian Military Leaders" (englisch)
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