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Wagner-Chef Prigoschin: Aussagen zur ukrainischen Armee lassen erstaunen


Widerspruch zum Kreml
Prigoschin erstaunt mit Aussagen zur ukrainischen Armee

Von t-online, cc

Aktualisiert am 15.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Jewgeni Prigoschin: Der Söldnerchef hat zum nächsten Verbalschlag ausgeholt. (Quelle: t-online)

Seine Tiraden werden immer heftiger. Nun hat Wagner-Chef Prigoschin ein Loblied auf die Ukraine gehalten. Dem Machthaber im Kreml dürfte das nicht gefallen.

Jewgeni Prigoschin ist für seine scharfe Kritik an der russischen Militärführung bekannt. Es vergeht kaum ein Tag, an dem der 62-jährige Oligarch sich nicht mit Wladimir Putins Generälen anlegt. Zuletzt wurde die Kritik des schwerreichen Unternehmers, der mit seiner Söldnergruppe Wagner mutmaßlich Hunderte Millionen Dollar in verschiedenen Krisengebieten der Welt verdient, immer schärfer.

Konsequenzen aus dem Kreml blieben bislang aus. Machthaber Putin ließ Prigoschin gewähren. Nun hat der Söldnerchef zum nächsten Verbalschlag ausgeholt. In einem Interview malte er ein Bild des Krieges, das so gar nicht zu den Erfolgsmeldungen passen mag, die aus dem Kreml kommen.

"Was haben wir denn erreicht?", fragt Prigoschin in einem Video, das von dem ukrainischen Politikberater Anton Gerashenko auf Twitter veröffentlicht wurde. "Wir haben die Ukraine zur bekanntesten Nation der Erde gemacht."

Am Dienstag erst hatte Diktator Wladimir Putin eine Handvoll Militärblogger im Kreml empfangen, um ihnen seine Sicht der Dinge mitzuteilen. Demnach läuft der Krieg (oder die Spezialoperation, wie es in der russischen Propaganda heißt) nach Plan. Für Russlands Armee scheint laut Putin alles in Ordnung zu sein.

Söldnerchef zieht ernüchternde Bilanz des Krieges

Prigoschin sieht das wohl anders. Mit Blick auf die völkerrechtswidrige Invasion Russlands in der Ukraine sagt er: "Wir sind da eingefallen wie Rüpel, haben mit unseren Stiefeln alles breitgetreten auf der Suche nach Nazis. Und während wir so rumsuchten, haben wir alles und jeden kaputtgemacht, der uns über den Weg lief, wollten nach Kiew und haben es wieder gelassen, weil es scheiterte."

Gerashenko ist Berater des ukrainischen Innenministers. Er hat es sich seit Beginn des Krieges zur Aufgabe gemacht, der russischen Propaganda eine Art ukrainische Gegenaufklärung entgegenzusetzen. So veröffentlicht der auch in Russland gut vernetzte Gerashenko unter anderem Videos, die die Grausamkeit der Kämpfe in seinem Heimatland zeigen, um damit die russische Zivilbevölkerung von der Sinnlosigkeit der Invasion zu überzeugen. Die Herkunft und Echtheit des Prigoschin-Videos konnte bislang nicht überprüft werden.

Prigoschin zieht in dem Video eine äußerst ernüchternde Bilanz der bisherigen Kämpfe. "Was die Demilitarisierung angeht, da hatte die Ukraine zu Beginn der Spezialoperation 500 Panzer, jetzt haben sie 5.000. Sie hatten 20.000 Soldaten, jetzt haben sie 400.000 Soldaten."

Wie so häufig bei Prigoschin, sind seine Angaben nicht besonders akkurat. So hat die Ukraine derzeit laut dem Statistikdienst Statista 200.000 aktive Soldaten in ihren Reihen, insgesamt sind es mit Reservisten und paramilitärischen Kräften 500.000. Und es waren auch zu Kriegsbeginn im Februar 2022 mehr als die von Prigoschin geschätzten 20.000, laut Gardekommandant Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer nämlich 260.000. Es ist also dennoch richtig, dass sich die Zahl der Soldaten und der Waffen seit dem Überfall Putins auf das Nachbarland drastisch erhöht hat.

"Wie haben wir sie also entwaffnet?", fragt Prigoschin rhetorisch. "Im Gegenteil, wir haben die Ukraine erst aufgerüstet. Die ukrainische Armee ist heute eine der stärksten der Welt." Demnach wäre der russische Einmarsch ein Misserfolg. Mit diesen erstaunlichen Aussagen dürfte er sich weiteren Unmut der russischen Militärführung und wohl auch des Kremls zugezogen haben.

Welche Interviewszene von Prigoschin gerade in den sozialen Medien für Aufmerksamkeit sorgt, sehen Sie hier oder oben im Video.

Verwendete Quellen
  • therecord.media: "How Anton Gerashchenko is waging an ‘information war’ against Russia" (englisch)
  • kiyvpost.com: "Exclusive Interview with Leading Ukrainian Security Issues Specialist Anton Gerashchenko, Part 1" (englisch)
  • welt.de: "So steht Ukraines Militär im Vergleich zu Russland da"
  • de.statista.com: "Vergleich der Militärstärke von Russland und der Ukraine nach Militäreinheiten im Jahr 2023"
  • rnd.de: ""Am Ende könnte die Masse der Soldaten entscheiden": Wie viele Ukrainer kämpfen noch?"
  • Twitter-Account von Anton Gerashenko
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