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Andrij Melnyk geht Autorin Juli Zeh an


Wegen Aussagen im Juli
Melnyk wettert gegen Bestsellerautorin

Von t-online, wan

Aktualisiert am 05.02.2023Lesedauer: 2 Min.
Andrij Melnyk war Botschafter der Ukraine in Deutschland: Er kritisiert die Buchautorin Juli Zeh wegen einer schon älteren Aussage.Vergrößern des Bildes
Andrij Melnyk war Botschafter der Ukraine in Deutschland: Er kritisiert die Buchautorin Juli Zeh wegen einer schon älteren Aussage. (Quelle: Kay Nietfeld/dpa)

Der ehemalige Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, schießt gegen die Buchautorin Juli Zeh. Diese stellt gerade ein neues Buch vor.

Ein offener Brief aus dem vergangenen Jahr und ein Interview der Bestsellerautorin Juli Zeh bringen den ukrainischen Vize-Außenminister Andrij Melnyk erneut in Rage. "Hallo Sie unverschämte Schriftstellerin Juli Zeh", geht er sie auf Twitter an. Er bezieht sich auf eine Passage eines Interviews von Zeh mit dem NDR, das allerdings schon im Juli vergangenen Jahres veröffentlicht wurde. Darin hatte sie sich zu möglichen Verhandlungsoptionen im Ukraine-Krieg geäußert und die Frage, ob die Ukraine die alten Grenzen überhaupt wiederherstellen könne. "Es wird auf etwas hinauslaufen müssen, was ein bitterer Apfel zu schlucken ist, was aber am Ende aus unserer Sicht nicht nur für Europa und die ganze Welt der bessere Weg sein wird, sondern wahrscheinlich auch für die Ukraine selbst", sagte die Schriftstellerin.

Das wollte Melnyk nicht stehen lassen. "Das, was Sie als einen bitteren Apfel, der zu schlucken ist, so romantisch bezeichnen, nämlich die russische Okkupation zu akzeptieren, bedeutet für die Ukrainer Mord, Vergewaltigung, Folter, Deportation&Terror", wetterte er auf Twitter.

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Die "Zeit" hatte im Juli einen Appell veröffentlicht, der unter anderem von Richard David Precht und Juli Zeh sowie Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar unterzeichnet war. Darin forderten diese einen "konzertierten Vorstoß für Verhandlungen". In einem weiteren Brief, der in der Zeitschrift "Emma" abgedruckt wurde, hatten die Unterzeichner – viele Kulturschaffende wie Zeh – vor weiteren Waffenlieferungen und einer Eskalation des Ukraine-Kriegs gewarnt.

Kommentar: "Macht mich sprachlos"

Der ukrainische Diplomat bekam für seinen Tweet Unterstützung in Kommentaren auf Twitter: "Man kann ja für Verhandlungen sein. Aber Juli Zeh und ihre Verniedlichung kann man vergessen", schrieb der ZDF-Journalist Andreas Kynast, und Reporter Hajo Seppelt meinte: "Macht mich auch sprachlos. Sollten irgendwann mal Soldaten eines Despoten in D einmarschieren (was keiner hofft), morden, foltern, vergewaltigen - würden wir dann auch sagen, tja, den bitteren Apfel müssen wir schlucken, uns den Okkupanten ergeben, ihnen unser Zuhause überlassen?" Der ehemalige Fernsehkorrespondent Stephan Hallmann schrieb: "Interessanter Lösungsvorschlag von einer 'Kulturschaffenden'! Dabei von Schutz für "die Zivilbevölkerung" zu sprechen, ist brutaler Zynismus".

Warum Melnyk ausgerechnet jetzt das Interview herausgekramt hat, ist unklar. Zeh hatte vor kurzem ein neues Buch vorgestellt, dass sie gemeinsam mit Simon Urban geschrieben hat. Dieses hat bereits zu Diskussionen geführt, meist wegen seiner literarischen Qualität, aber auch Stereotypen, die darin bedient werden. Es handelt sich dabei um einen Whats-App-Roman mit dem Titel "Zwischen Welten", in dem sich zwei Menschen nach langer Zeit wiederfinden und vor allem auf elektronischem Wege austauschen.

Mit dem Ukraine-Krieg hat das Buch direkt nichts zu tun. Es geht es aber auch darum, dass die Protagonisten teilweise sehr auseinanderliegende Meinungen haben. Zeh meinte zur Frage, ob Krisen die Diskussionen verschärft haben: "Ich möchte anfügen, dass man in der Gegenwart, in der man lebt, gerne das Gefühl hat, das wäre alles wahnsinnig krisenhaft und auch noch nie so schlimm gewesen."

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