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Markus Lanz zofft sich im ZDF mit AfD-Chef Tino Chrupalla


Äußerungen zum Ukraine-Krieg sorgen für Krach
Lanz zofft sich mit AfD-Chef Chrupalla


Aktualisiert am 30.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Tino Chrupalla (Archivbild): Der AfD-Chef weigerte sich bei "Markus Lanz", Russlands Präsident Putin für den Angriffskrieg in der Ukraine zu verurteilen.Vergrößern des Bildes
Tino Chrupalla (Archivbild): Der AfD-Chef weigerte sich bei "Markus Lanz", Wladimir Putin für den Angriffskrieg gegen die Ukraine zu verurteilen. (Quelle: Reiner Zensen/imago-images-bilder)

Von Kriegsverbrechen will Tino Chrupalla nicht sprechen – wenn es um Russland geht. Der AfD-Mann macht in der ZDF-Show einige abenteuerliche Aussagen.

Waghalsige Behauptungen sorgten bei "Markus Lanz" am Dienstagabend für Empörung: Der Talker begrüßte Tino Chrupalla, den sowohl Bundestagsfraktions- als auch Parteivorsitzenden der AfD. Vor allem ging es in den 75 Minuten der Sendung um den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der AfD-Mann weigerte sich beharrlich, russische Kriegsverbrechen als solche zu bezeichnen und Russlands Präsident Putin dafür zu verurteilen. "Für mich ist er kein Kriegsverbrecher. Das müssen zuständige Gerichte nach dem Krieg beurteilen", sagte Chrupalla und sorgte damit auch bei vielen Zuschauern für Unmut.

Flott über die Lippen gingen ihm dagegen Sätze wie "Wir haben amerikanische Präsidenten, die ebenso Kriegsverbrecher sind", was er auf Nachfrage auf George W. Bush und den US-Krieg gegen den Irak bezog. Chrupalla auf Widersprüche in seiner Argumentation festzunageln – über Bushs Wirken urteilte ja auch niemals ein Gericht – gelang Lanz nur begrenzt.

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Die Gäste:

  • Tino Chrupalla, AfD-Vorsitzender
  • Claudia Major, Sicherheitsexpertin
  • Gerald Knaus, Migrationsforscher
  • Eva Quadbeck, Journalistin

Sicherheitsexpertin Major widerlegt These von Chrupalla

Zunächst ordnete Claudia Major, Expertin der von der Bundesregierung finanzierten Stiftung Wissenschaft und Politik, die jüngsten russischen Raketenangriffe auf die Ukraine ein: "Das Zerstören der zivilen Infrastruktur ist ein Kriegsverbrechen", sagte Major. Die Angreifer verfolgten "extrem perfide" eine "Entvölkerungsstrategie" mit dem Ziel, die Ukraine als Staat auszulöschen. Das sehe stark nach einem Völkermord aus und gehe eindeutig auf persönliche Angriffsbefehle Putins zurück, ergänzte der österreichische Migrationsforscher Gerald Knaus.

"Ich verurteile das auch", antwortete Chrupalla knapp. Dann wiederholte er allerdings seine bekannten Argumentationsmuster. Zwar trage Russland die Verantwortung für diesen Krieg, doch: "Die Ursachen sind auch im Westen zu sehen." Und natürlich seien die Amerikaner ebenfalls eine Kriegspartei. Mit den Briten hätten sie einen schon im April vorgelegten Friedensvertrag verhindert, lautete eine seiner angerissenen Thesen.

Das konnte Major widerlegen: Zunächst sei Russland auf ukrainische Zugeständnisse nicht eingegangen, dann seien die Kriegsverbrechen auf russisch besetztem ukrainischem Gebiet bekannt geworden, etwa in Butscha. Seitdem könne es für die Ukraine vor einem russischen Rückzug keine Verhandlungen geben.

Als Chrupalla eine Atomkriegsgefahr beschwor, wies die Journalistin Eva Quadbeck darauf hin, dass die Ukraine Atomwaffen besessen, gegen russische Zusagen aber abgegeben habe. Die damaligen Versprechen habe Außenminister Lawrow unterschrieben, der nun den Angriffskrieg mitverantworte, ergänzte Major.

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Chrupalla: "Weiß ich nicht, kann ich nicht beantworten"

Chrupalla wiederholte stur Aussagen wie "Jeder Angriffskrieg ist völkerrechtswidrig", denen die Diskussionspartner zustimmen mussten. Oft entzog er sich den Fragen des Moderators mit Geschick. "Vermutungen, die ich nicht weiß, äußere ich nicht", sagte er auf Nachfrage nach Details zum Argument der bekannten Vorwürfe gegen Hunter Biden, den Sohn des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden.

"Weiß ich nicht, kann ich nicht beantworten", entgegnete Chrupalla, als Lanz um Einordnung einer Aussage des AfD-Rechtsaußen Björn Höcke bat. Eigene, eher abenteuerliche Einschätzungen musste er nicht lange verteidigen – etwa, dass Russland sich im Rahmen von Friedensverhandlungen "komplett" vom ukrainischen Territorium zurückziehen könnte. Ernsthaft, obwohl es diese teilweise als eigenes Staatsgebiet annektiert hat?

Knaus an Chrupalla: "Sie enthalten sich eines eigenen Urteils"

"Sie enthalten sich eines eigenen Urteils, und überhaupt sind die anderen schuld", brachte Gerald Knaus Chrupallas Strategie auf den Punkt. Später schilderte Knaus knapp die in Talkshows im russischen Staatsfernsehen offen diskutierte Strategie, nun im Winter "das Leben in der Ukraine immer unerträglicher" zu machen. So solle eine noch wesentlich größere Flüchtlingswelle ausgelöst werden, durch die die proukrainische Stimmung in der EU kippen würde – mithilfe von Parteien wie eben der AfD. Dazu hätte man gerne mehr gehört. Schon weil der "Sozialtourismus"-Vorwurf zu Chrupallas Argumentations-Repertoire gehörte.

Als es schließlich um Migration und Fachkräfte ging, brachte Lanz wiederholt Großbritanniens Situation nach dem EU-Austritt ins Spiel und die angespannte Lage im englischen Gesundheitssystem. Dem wich Chrupalla mit dem Hinweis aus, dass es ihm um deutsche Politik gehe.

Auf die Frage, wo er denn im Bundeshaushalt Geld einsparen würde, um Krankenhäuser im ländlichen Raum zu unterstützen, fiel dem AfD-Mann nichts anderes ein als "Genderprojekte". Wie viel Geld in solche Projekte überhaupt fließt, wurde nicht nachgefragt. Stattdessen konnte Chrupalla beim Thema Fachkräftemangel ausspielen, dass er Malermeister ist – sehr viele Handwerker seien schließlich nicht in der Bundespolitik vertreten. Damit platzierte er seine Ansicht, dass das deutsche Bildungssystem "absolut vernachlässigt" sei.

Bei Twitter wird über die Gästeliste diskutiert

Wirklich entzaubert wurde der AfD-Vertreter in der ZDF-Talkshow nicht, obwohl er einige abenteuerliche Aussagen tätigte.

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Die Frage, ob es sinnvoll ist, der AfD eine Bühne im Fernsehen zu geben, wurde auf Twitter bereits während der Show heftig diskutiert – mit äußerst unterschiedlichen Positionen.

Verwendete Quellen
  • zdf.de: "Markus Lanz" vom 29. November 2022
  • twitter.de
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