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Charkiw: Ukraine meldet russische Kriegsverbrechen – Stromschläge in Folterkellern


Stromschläge und psychische Gewalt
Ukrainer berichten von Folterkeller in Charkiw

Von dpa
14.09.2022Lesedauer: 2 Min.
Nach der Befreiung: Nach dem die Russen in die Flucht geschlagen wurden, offenbaren sich ihre Verbrechen. (Quelle: Glomex)

Es erinnert an die grausamen Bilder aus Butscha im Frühjahr: Nun sollen auch in Charkiw Kriegsverbrechen aufgedeckt worden sein.

Ukrainische Behörden haben aus den befreiten Gebieten im Gebiet Charkiw Hinweise auf mutmaßliche Kriegsverbrechen der Besatzer gemeldet. In der Gegend gebe es bereits 40 Verdachtsfälle, sagte Vize-Innenminister Jewhenij Jenin am Dienstag. "Die Besatzer waren lange Zeit in diesem Gebiet und haben natürlich alles gemacht, um die Spuren ihrer Verbrechen zu verdecken", sagte er nach Ministeriumsangaben. Es müsse alles getan werden, um Beweise zu sichern.

Aus Balaklija in der Oblast Charkiw kam die Nachricht, dass russische Kräfte im örtlichen Polizeirevier ein Foltergefängnis unterhalten haben sollen. Im Keller seien während der mehrere Monate dauernden Besatzung durchgehend um die 40 Menschen eingesperrt gewesen, berichtete der ranghohe ukrainische Polizist Serhij Bolwinow nach einem Ortstermin.

Gefangener: Stromschläge und psychische Gewalt

"Die Besatzer nahmen diejenigen mit, die beim Militär dienten oder dort Verwandte hatten, und suchten auch nach denen, die der Armee halfen", schrieb der Leiter der Ermittlungsabteilung bei der Polizei Charkiw auf Facebook. Laut Zeugenaussagen seien Gefangene mit Stromschlägen gefoltert worden. Reporter der BBC und anderer ausländischer Medien bestätigten die Angaben. Der BBC sagte ein gefangengehaltener Bewohner, russische Besatzer hätten ihm Stromschläge versetzt und ihn psychisch gefoltert, indem er die Schreie anderer Gefangener habe anhören müssen.

Medien berichteten auch von Leichen, die in Balaklija gefunden worden seien. Auch aus anderen Orten der Region gab es unverifizierte Berichte über Leichenfunde. Balaklija war am 8. September nach sechs Monaten Besatzung befreit worden.

In Butscha waren Hunderte tote Zivilisten entdeckt worden

Nach dem Abzug russischer Truppen aus Butscha und anderen Vororten von Kiew Ende März waren dort Hunderte tote Zivilisten entdeckt worden. Moskau stritt trotz erdrückender Beweise ab, dass die Tötungen auf das Konto russischer Soldaten gingen, und sprach von einer ukrainischen Inszenierung. Die Ukraine sammelt mit internationaler Hilfe Beweise für mutmaßliche Kriegsverbrechen der russischen Armee.

Wegen der Erfolge der Ukrainer sieht die US-Regierung derzeit eine neue Dynamik im Krieg. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte in Washington, die Russen hätten ihre Stellungen aufgegeben und Material zurückgelassen. "Sie nennen es eine Neupositionierung, aber es ist sicher, dass sie sich angesichts der ukrainischen Streitkräfte, die eindeutig in der Offensive sind, zurückgezogen haben." Kirby betonte, dass Russland aber weiterhin militärisch stark sei.

Verwendete Quellen
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