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Ukraine schneidet Versorgung russischer Truppen im Süden ab


Im Süden
Ukraine schneidet offenbar Versorgung russischer Truppen ab

Von t-online, wan

Aktualisiert am 17.08.2022Lesedauer: 3 Min.
Ukraine-Konflikt, von Artillerie beschädigte Brücke in Cherson.Vergrößern des Bildes
Eine nach ukrainischen Angriffen beschädigte Brücke (Archivbild): Der Transport von Fahrzeugen wird damit für russische Truppen schwieriger. (Quelle: IMAGO/Sergei Bobylev)
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Die präzisen Angriffe auf Brücken und Munitionsdepots schwächen die russische Logistik. Aber reicht das schon für eine ukrainische Offensive bei Cherson?

Nach Meinung von Militärexperten haben russische Truppen im Süden der Ukraine zunehmend logistische Probleme – und müssen sich wohl teilweise zurückziehen. Die ukrainischen Angriffe auf Brücken und Autobahnen scheinen Wirkung zu zeigen. Der stellvertretende Chef der Verwaltung von Cherson, Yuri Sobolevsky, berichtet auf Telegram, dass große Teile des russischen Militärkommandos bereits die Stadt verlassen hätten und die ukrainischen Truppen nur 25 Kilometer weit entfernt seien.

Angesichts des Angriffs auf die Krim sei Russlands Einfluss auf Cherson gefährdet, sagte Dmitri Alperovitch, Vorsitzender von "Silverado Policy Accelerator", einer in Washington ansässigen Denkfabrik. "Ich denke, die Russen werden sich bald aus Cherson zurückziehen", sagte er. "Es wird unhaltbar – es ist wirklich schwierig, die Streitkräfte wieder aufzufüllen."

Cherson gehört zu den Städten, die zu Beginn der russischen Invasion der Ukraine von Moskaus Truppen eingenommen wurden. Die Ukraine hat im Süden des Landes eine Gegenoffensive begonnen, die vor allem aus strategischen Angriffen auf Versorgungswege der russischen Einheiten besteht.

Wenig Truppenbewegungen, aber weiterhin Angriffe

Nach Beobachtungen des amerikanischen Thinktanks "Institute for The Study of War" hat Russland in den vergangenen Tagen kaum Bodenoffensiven durchgeführt. Stattdessen verlege man sich auf Artilleriebeschuss.

Videos in sozialen Medien zeigten Bilder von Zerstörungen an Brücken durch Langstreckenraketen. Diese Transportwege dürften damit für Panzer und anderes schweres Gerät ausgeschlossen sein. Die Auswirkungen sind derzeit allerdings noch nicht zu spüren. In den vergangenen Tagen hat es beständig Artillerieangriffe von russischer Seite gegeben, wie das ukrainische Generalkommando berichtete. Offenbar halten die Besetzer ihre Stellungen und können aus diesen noch agieren.

Ebenfalls große Schwierigkeiten dürften Moskau die vermehrten Explosionen in russischen Munitionsdepots bereiten. Das ukrainische "Kommando Süd" gibt an, vergangenen Woche mehr als zehn Depots zerstört zu haben. CNN-Angaben zufolge verwendet die Ukraine neben den amerikanischen Himars-Raketen, die mit großer Präzision abgefeuert werden, auch zunehmend Kampfhubschrauber und Flugzeuge. Weiterhin gebe es Unterstützung lokaler Widerstandsgruppen.

Noch fehlen wohl ausreichend Waffen

Doch ob es wirklich für eine ukrainische Gegenoffensive reicht, ist noch unklar. Ukrainische Militärbeamte halten sich nach einem Bericht der "Washington Post" bezüglich eines Zeitplans für einen Vorstoß zurück. Sie geben jedoch an, dass sie mehr westliche Waffen benötigen, bevor es eine Offensive geben kann. Der Ukraine fehlten die Kapazitäten, um entlang der 1.200-Meilen-Frontlinie eine umfassende Offensive zu starten, räumt ein Sicherheitsbeamter in der Zeitung ein. "Wir müssen ehrlich sein – im Moment hat die Ukraine nicht genügend Waffensysteme für eine Gegenoffensive", sagte ein Verteidigungs- und Geheimdienstberater der ukrainischen Regierung, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Die Schweizer Zeitung "NZZ" berichtete bereits von einem Training für den erwarteten Häuserkampf, sollte es zu Kampfhandlungen in der ukrainischen Großstadt kommen. "Wir bereiten unsere Truppen auf den Nahkampf in den Städten vor", erklärte Oberst Olexander Piskun, der die Übung überwacht, der "NZZ". Der Mann sitzt im Rollstuhl, seit er 2014 bei der Schlacht von Lisitschansk im Donbass schwer verwundet wurde. Dennoch ist er weiterhin aktiver Offizier mit Befehlsgewalt. "Die Befreiung von Cherson ist unser nächstes großes Ziel", sagte Piskun.

Warum ist Cherson so wichtig? Neben der wirtschaftlichen Rolle als großer Produzent landwirtschaftlicher Güter ist die Region für Moskau vor allem von strategischer Bedeutung: Sie grenzt im Süden an die Halbinsel Krim und ist die einzige Verbindung zu anderen Teilen der Ukraine. Für die Ukraine wäre eine Rückeroberung ein bedeutsamer Erfolg – auch was die Moral in der Bevölkerung betrifft. Für Kremlchef Putin hingegen wäre es eine Blamage.

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