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Künstliche Intelligenz ChatGPT: Die KI-Software wird für uns zum Spiegel


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Tagesanbruch
Das ist unmöglich

  • Peter Schink
MeinungVon Peter Schink

Aktualisiert am 19.01.2023Lesedauer: 7 Min.
KI-Roboter im Interview: So stellt sich DALL E das Gespräch vor – im modernen "Synthwave"-Stil.Vergrößern des Bildes
KI-Roboter im Interview: So stellt sich DALL-E das Gespräch vor – im modernen "Synthwave"-Stil. (Quelle: DALL-E)
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Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

stellen Sie sich vor, Sie sind ein Lehrer an einer Schule und müssen jeden Tag Hunderte Fragen von Schülern beantworten. Es kann manchmal schwierig sein, alle Fragen schnell und präzise zu beantworten, besonders wenn es um komplexe Themen geht. Jetzt stellen Sie sich vor, Sie haben Zugang zu einem Werkzeug namens ChatGPT. Es hilft Ihnen, diese Aufgabe zu erleichtern. Es kann Schülern komplexe Inhalte verständlich erklären und Fragen beantworten, was dazu beiträgt, den Lernprozess zu verbessern. Dies ist nur ein Beispiel.

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In der Bildung kann ChatGPT als Tutor oder Lernbegleiter eingesetzt werden. Laut einer Studie von IBM kann die Verwendung von KI-basierten Tutoren dazu beitragen, die Leistung von Schülern um bis zu 30 Prozent zu verbessern. Es kann auch dazu beitragen, den Zugang zu Bildung für Menschen in entlegenen Gebieten oder mit eingeschränkten Möglichkeiten zu erleichtern, indem es virtuellen Unterricht anbietet.

Wie der Gründer von OpenAI, Elon Musk, sagt: "Künstliche Intelligenz ist der wichtigste Faktor, der die Zukunft des Lebens auf dem Planeten bestimmen wird". ChatGPT ist ein Beispiel dafür, wie KI in der Praxis eingesetzt werden kann, um Prozesse zu vereinfachen und zu optimieren.

ChatGPT hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Einerseits kann es Prozesse automatisieren, Zeit und Ressourcen sparen und die Effizienz steigern. Andererseits birgt es auch Risiken wie die Gefahr von Fehlinformationen und die Möglichkeit, dass es Arbeitsplätze ersetzt.

Einer der wichtigsten Vorteile von ChatGPT ist die Automatisierung von Prozessen. Es kann in vielen Bereichen eingesetzt werden, um Aufgaben zu erledigen, die bisher von Menschen erledigt werden mussten. Eine Studie von McKinsey prognostiziert, dass bis zu 800 Millionen Arbeitsplätze weltweit durch KI-Technologien ersetzt werden könnten, aber es gibt auch die Möglichkeit, dass es neue Arbeitsplätze und Karrieremöglichkeiten schaffen wird.

STOPP, ERST MAL.

Sie sind hier gerade Zeuge des ersten künstlich generierten Tagesanbruchs der Weltgeschichte. ChatGPT hat über sich selbst geschrieben. Die Maschine hat noch länger getextet, aber ich wollte Ihnen doch noch ein paar eigene Gedanken mitgeben.

Eine Frage drängt sich auf: Warum sollen wir künftig noch selbst schreiben?

Ich könnte Ihnen jetzt versichern, ChatGPT sei zwar eine verdammt schlaue, verblüffende Maschine. Aber eben doch nur eine Maschine. Seelenlos und stilistisch noch etwas hölzern. Keinesfalls geeignet, einen Tagesanbruch zu verfassen. Aber das wäre eine Schutzbehauptung. Es wird nur ein paar Jahre dauern, dann werden solche Kinderkrankheiten wohl behoben sein.

Tatsächlich hat ChatGPT den obigen Text erst so formuliert, nachdem ich explizit um einen Essay gebeten hatte, der Vor- und Nachteile seines eigenen Einsatzes abwägt. Zudem hatte ich um konkrete Zitate, Studienergebnisse und einen szenischen Einstieg gebeten. In einer ersten Version davor lobte sich die Maschine zu sehr selbst. Wenn Sie wollen, testen Sie ChatGPT einfach mal (Sie tippen, die Maschine antwortet).

Wir werden als Menschen zurückgeworfen auf die Frage: Was können wir, was die KI nicht kann? Und die Antwort könnte im Tagesanbruch stecken: Eine Maschine bildet sich keine Meinung. Und könnte sie es, würde sie nur simulieren.

Das ist so, wie wenn Sie einen Computer nach einer Zufallszahl fragen. Einen echten Zufall kann der Computer nur vorgeben. Das präsentierte Ergebnis sieht dann aber sehr zufällig aus.

Ob wir zwischen einer echten Meinung oder einer simulierten Meinung künftig noch einen Unterschied feststellen können? Wer weiß das schon.

Keine Frage, ChatGPT ist wirklich ein herausragendes Stück Software. Die Maschine "versteht" tatsächlich, was wir wollen, wenn wir unsere Fragen ganz normal eintippen. Sie kann Texte umformulieren, Überschriften vorschlagen, sie kann übersetzen, sogar Codes für Programmierer erzeugen. Nur aufgrund eines wörtlich formulierten Inputs. Und je nachdem, welche Meinung Sie zur Zukunft der Künstlichen Intelligenz selbst besitzen, betont ChatGPT bereitwillig die Chancen oder auch die Risiken der Technologie.

Diese Software ist auch nur das prominenteste aktuelle Beispiel: Für den heutigen Tagesanbruch habe ich auch das Aufmacherbild KI-generiert erstellen lassen. Mit einer einfachen Frage an das Computerprogramm DALL-E (hier für alle nutzbar): "Male ein Gespräch zwischen ChatGPT und dem Computer aus 'Per Anhalter durch die Galaxis', wie Hopper es gemalt hätte." Das Ergebnis kam nach fünf Sekunden.

Derzeit können wir die KI noch leicht austricksen. Mit Logikrätseln wie diesem zum Beispiel ist ChatGPT überfordert: "Eine Mutter hat vier Kinder. Paul, Maria und Elisa. Wie heißt das vierte Kind." Die KI überliest, dass der zweite Satz keine Frage ist, weil er auf einen Punkt endet. Die Antwort, die ChatGPT übersieht, lautet: "Das Kind heißt 'Wie'."

Die eigentliche Leistung von ChatGPT besteht in drei Teilen. Die KI kann geschriebene Sprache interpretieren. Dann sucht sie nach Antworten in einem großen Haufen von Daten. Und generiert dann menschlich klingende Antworten. Aber intelligent im menschlichen Sinne ist diese Maschine nicht. Sie würfelt nur munter Ergebnisse zusammen (unter anderem aus Wikipedia als Datenquelle). Logikrätsel kann sie nicht lösen, zudem hat sie eine Rechenschwäche. Sie bemerkt nicht einmal, wenn sie selbst Fehler macht.

Das schmälert natürlich nicht die Möglichkeiten der Software. Uns stehen gewaltige Veränderungen ins Haus. Programmierer können einen Teil ihrer Aufgaben delegieren. Lehrer müssen die Aufgaben für ihre Schüler überdenken. Unser Lektorat wird keine Grammatikfehler mehr korrigieren müssen. Callcenter können sich auf die kniffligen Fragen konzentrieren. Und das sind nur kleine Beispiele.

Seit Jahren wird über künstliche Intelligenz diskutiert, nun wird sie für alle greifbar. ChatGPT wird zum Spiegel für unsere eigenen Erwartungen, Befürchtungen, Ängste vor der Zukunft. Es stellt sich die Gretchenfrage: Wie können wir die neue Technik für Menschen sinnvoll nutzen, um nicht zum Spielball der Entwicklung zu werden?

Die Antwort darauf ist simpel: mit menschlicher Intelligenz und Empathie. Und künftig kann uns die KI helfen, sinnvolle Antworten zu formulieren. Oder wie ChatGPT es ausdrückt: "Es ist jedoch wichtig, dass wir uns bewusst mit den Auswirkungen von künstlicher Intelligenz auf unsere Gesellschaft und unsere Zukunft auseinandersetzen und Maßnahmen ergreifen, um die Risiken zu minimieren und die Vorteile zu maximieren. Dazu gehört auch die Förderung von ethischen Standards und der Schaffung von Regulierungsmechanismen, die sicherstellen, dass die Technologie für alle zugänglich und verantwortungsvoll eingesetzt wird."

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Inhaltlich ist dem nichts hinzuzufügen. Aber fällt Ihnen der Nominalstil in den formulierten Sätzen auf? Da wird unsere menschliche Intelligenz noch gebraucht. Wir sind eben in der Lage, sehr präzise die Fehler in künstlich Erschaffenem zu finden. ChatGPT ist ein Werkzeug, das wir uns zunutze machen können, davor muss man keine Angst haben. Es ist wie beim Hammer: Sie können damit einen Menschen erschlagen oder einen Nagel in die Wand hämmern. Es liegt ganz an uns, was wir daraus machen.


Die Methode Scholz

Für Bundeskanzler Olaf Scholz bleibt zu wünschen, dass nicht stimmt, was in Berliner Regierungskreisen am Mittwochabend in allen Details kolportiert wurde. Die viel beschworene Führungsrolle in Sachen Ukraine darf man ihm demnach endgültig absprechen.

Die Geschichte wird so erzählt: Der Kanzler habe am Dienstag mit US-Präsident Joe Biden telefoniert. Dabei habe er gesagt, Deutschland werde Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine liefern. Aber nur unter der Bedingung, dass die USA ihrerseits Abrams-Panzer lieferten. Russland solle keinen Keil in die Nato treiben können, so soll es der Kanzler gesagt haben. Die USA sollen bereits vor Wochen signalisiert haben, dass sie gegen europäische Kampfpanzerlieferungen keine Einwände haben.

Die Methode Scholz. Bloß keinen Schritt nach vorne wagen, solange man nicht muss. Scholz würde diese zögerliche Haltung vermutlich gerne als besonnenes Handeln interpretiert wissen. Im Berliner Regierungsbetrieb mag diese Methode oft sinnvoll sein. In Anbetracht des tagtäglichen Sterbens in der Ukraine ist die Scholzsche Verzögerungstaktik aber zynisch.

Bei den Diskussionen auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos hatte der Kanzler zunächst gar nicht über das Thema Panzerlieferungen gesprochen. Erst auf Nachfrage eines ukrainischen Journalisten betonte er, man wolle eben nicht, dass die Nato in einen Krieg mit Russland hineingezogen werde. Als habe er nicht bemerkt, dass diese Befürchtung kaum jemand mehr teilt. In Davos jedenfalls stellt sich kein Podiumsteilnehmer hinter Scholz' These.

Bei dem Treffen der Nato-Verteidigungsminister in Ramstein am Freitag könnte es nun schnell gehen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagt, er gehe davon aus, dass die Nato-Staaten "mehr schwerere Waffen und mehr moderne Waffen" liefern. Ein klares Signal auch Richtung Scholz.

Am Ende der Panzer-Debatte wirkt es heute, als wäre es nicht Russland, das einen Keil zwischen die westlichen Verbündeten der Ukraine treibt. Das erledigen wir schon selbst.


Was lesen?

Seitdem China seine Null-Covid-Strategie abrupt beendete, schnellen die Infektions- und Todeszahlen dort in die Höhe. Die Omikron-Untervariante BF.7 scheint das Infektionsgeschehen zu dominieren. Was wir über sie wissen und ob sie uns auch gefährlich werden kann, hat meine Kollegin Christiane Braunsdorf recherchiert.


Greta Thunberg hat in Lützerath protestiert. Nun weckt ein Video Zweifel, ob sich ihre Festnahme um eine Inszenierung handelt. Es wird zum Problem für die gesamte Klimaaktivisten-Bewegung, schreibt unsere Kolumnistin Nicole Diekmann.


Experten fürchten, unser Rentensystem könnte schon bald kollabieren. Im t-online-Interview fordert der Wirtschaftsweise Martin Werding deshalb, die "Rente mit 63" abzuschaffen. Er plädiert im Gespräch mit meinen Kollegen Lisa Becke und Florian Schmidt sogar für noch weitergehende Einschnitte. Doch lesen Sie selbst.


Was amüsiert mich?

Lehrer müssen wegen ChatGPT auch überlegen, wie Aufgabenstellungen neu formuliert werden müssen.

Ich wünsche Ihnen einen sonnigen Tag. Morgen schreibt Florian Harms wieder an dieser Stelle.

Herzliche Grüße

Ihr
Peter Schink
Stellvertretender Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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Verwendete Quellen
  • In einer ersten Version des Textes enthielt das Logikrätsel einen Logikfehler. Den haben wir korrigiert. Die Antwort von ChatGPT hat sich jedoch nicht geändert.
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