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Wetter-Vorhersagen im Herbst: Expertin erklärt, warum sie oft nicht zutreffen


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Sonne, Eis, Schnee
Warum Wettervorhersagen im Herbst oft nicht zutreffen

MeinungEine Kolumne von Michaela Koschak

Aktualisiert am 25.10.2019Lesedauer: 4 Min.
Von sommerlichen Tagen bis hin zu Schnee ist im Oktober alles denkbar: Doch warum sind die Vorhersagen so kompliziert?Vergrößern des Bildes
Von sommerlichen Tagen bis hin zu Schnee ist im Oktober alles denkbar: Doch warum sind die Vorhersagen so kompliziert? (Quelle: imago-images-bilder)

Der Oktober ist zu warm. Damit reiht er sich in viele zu warme Monate, gar Jahre, ein. Ab nächster Woche könnte aber der Wintereinbruch drohen – oder doch nicht? t-online.de-Wetterkolumnistin Michaela Koschak erklärt, warum Herbstvorhersagen oft ungenau sind.

Es ist Oktober, da wünscht sich sicher jeder von Ihnen sonniges, goldenes Oktoberwetter. Noch einmal die letzten einigermaßen wärmenden Sonnenstrahlen in der Mittagspause in einem Café in der Sonne genießen, möglichst viele freie Minuten draußen verbringen, denn jedem ist klar: Die kalte Jahreszeit bricht an, schon morgen kann es vorbei sein mit dem Spätsommerfeeling.

Besonders morgens und abends merkt man es rasch, nicht nur an den kürzer werdenden Tagen, auch die Temperaturen rutschen mittlerweile schnell in den Keller, sobald die Sonne weg ist und es dunkel wird. Morgens heißt es manchmal jetzt schon wieder: Bitte etwas früher aufstehen und Zeit einplanen fürs Scheibenfreikratzen. Aber irgendwie ist der Herbst auch schön. Das wunderbare Licht, die tanzenden bunten Blätter, die von den Bäumen fallen. Das Heimelige, wenn man das erste Mal mit kalten Fingern zu Hause ankommt und sich einen heißen Kakao oder Tee kocht, Kerzen anzündet und mit einer Decke auf der Couch einmummelt.

Stürme gehören zum Herbst

Was aber auch zum Herbst dazugehört, sind Stürme, die teils heftig werden können. Vor allem wenn die Bäume noch belaubt sind, bedeutet das Gefahr. Die Angriffsfläche für den Wind ist mit Blättern viel größer und so fallen Äste schneller ab, oder Bäume fallen ganz um. Ende September hat in Teilen Deutschlands das Sturmtief "Mortimer" genau das gezeigt.

Kuschelige Stunden zu Hause und stürmische Szenen vor der Tür werden abgerundet durch gefährlichen Nebel. Denn auch der gehört im Herbst ganz natürlich mit zum Bild. Vor allem in den Frühstunden können sich teils dichte Nebelfelder bilden, die vom Autofahrer große Achtsamkeit verlangen. Manchmal liegen die Sichtweiten unter 50 Meter und das bedeutet Fuß vom Gas und besondere Vorsicht.

Der Herbst ist für Meteorologen eine spannende Zeit

Für uns Meteorologen ist es eine spannende Zeit, denn die Vorhersagen sind trotz des aktuellen Hochdruckwetters interessant. Wo bildet sich Nebel, schafft es die Sonne im Tagesverlauf noch den Hochnebel wegzubrutzeln? Gibt es Frost und Reifglätte auf Brücken und Autobahnauffahrten, vor denen wir warnen müssen? Viele spannende Wetterelemente, die auch hochmoderne Modelle nicht immer richtig erfassen können. Somit liegen wir vereinzelt mit den Temperaturen komplett daneben: Die Wettercomputer sagen Sonne und 11 Grad vorher, aber es bleibt ganztags stark nebelig mit Nieselregen bei 3 Grad – solche Wetterlagen sind manchmal sehr schwer vorherzusagen.

Bisher war es viel zu warm

Die vergangenen Tage waren in einigen Landesteilen schön golden und unsere Vorhersagen stimmten, in einigen Regionen konnte sogar noch einmal die 20-Grad-Marke geknackt werden. Am Alpenrand gab es mit Föhneffekt sogar hier und da noch einen meteorologischen Sommertag mit über 25 Grad Celsius. Damit ist es überall in Deutschland wie schon in den vielen Monaten zuvor bisher zu warm für die Jahreszeit.

Nächste Woche erreicht uns dann Polarluft, sodass vor allem in Süddeutschland der erste Wintereinbruch drohen kann. Bisher deuten das einige Wettermodelle an, sicher ist das noch nicht. Bis dahin bleibt es aber recht mild, somit kann jetzt schon festgehalten werden: In weiten Teilen des Landes wird der Monat Oktober am Ende wärmer ausfallen, als das klimatologische Mittel angibt. Ein Anzeichen für die Erderwärmung?

Ein Wetterereignis allein ist noch keine Klimakrise. Erst die Häufung davon kann man als Beweis sehen. Und eine Häufung an zu warmen Monaten im Vergleich zu den letzten 30 Jahren ist im Mittel nicht zu leugnen. Es gibt also durchaus Anzeichen für die Erderwärmung, an der – so sehen es 99 Prozent der Wissenschaftler – der Mensch mindestens eine Mitschuld trägt.

Nicht nur die Klimakrise macht den Oktober teils unberechenbar

Übergangsmonate wie der Oktober können aber wettermäßig auch ohne Klimakrise sehr unterschiedlich ausfallen. Die Wetterlage ruckelt sich von Sommer auf Winter ein und das passiert teils mit Extremen. Wenn die Strömung aus Südwest kommt, kann es noch mal spätsommerlich sein. Wenn dagegen der Wind auf Nord dreht, erreicht uns eisige Polarluft und kann schon für die erste kurze winterliche Überraschung sorgen. Das ist ganz normal und schon immer so gewesen.

Gut an diesem Oktober sind und waren die Tiefdruckgebiete, die uns immer wieder erreicht haben: Sie sorgen vielerorts häufiger für Landregen, der der Natur sehr guttut. Seit Monaten ächzen einige Regionen unter der Dürre, mancherorts ist seit dem vergangenen Jahr nicht genug Regen gefallen. Die Bilanz ist zum Teil noch nicht ausgeglichen, aber eine Linderung hat der Oktoberregen auf jeden Fall gebracht.

Für dieses Wochenende heißt es aber erst mal, im Norden Deutschlands wieder alles festbinden. Das Tiefdruckduo "Wilhelm" und "Xander" bringt vor allem an der See Sturmböen. Insgesamt wird es von Norden her wechselhafter mit Schauern und dichteren Wolken. Zuvor kann man jedoch im Osten und Süden Deutschlands zum Teil noch einmal goldenes, mildes Oktoberwetter genießen.


Hinter den Tiefs erreicht uns dann aber spätestens am Montag überall die angesprochene Polarluft. Also ziehen Sie sich nächste Woche etwas wärmer an, sonst geht der goldene Oktober in eine unangenehme Erkältung über. Aber gehen Sie bitte dennoch jeden Tag an die frische Luft und lüften Sie regelmäßig Ihr Zuhause, auch wenn es nicht mehr so gemütlich draußen ist, sonst versagt Ihr Immunsystem.

Michaela Koschak ist Wetter- und Klimaexpertin und kennt sich mit der Atmosphäre bestens aus. Wenn Sie manchmal unsicher sind, was es mit der Klimakrise und dem Wetter auf sich hat, lesen Sie die Kolumne unserer Diplom-Meteorologin. Je mehr Sie zum Thema wissen, desto weniger verfallen Sie in Panik und desto bewusster und schonender gehen Sie mit der Umwelt um.

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