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"Letzte Generation": Klimakleber an Flughafen lassen Familienträume platzen


Blockaden an Flughäfen
Dieses Verhalten ist nur noch asozial

  • Autorenprofil Pascal Biedenweg
Pro & KontraVon Lucas Maier, Pascal Biedenweg

Aktualisiert am 30.07.2024Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Die Letzte Generation legt den Flughafen Köln / Bonn lahmVergrößern des Bildes
Die "Letzte Generation" ist zurück und blockiert jetzt Flughäfen. (Quelle: Letzte Generation, IMAGO / Steinsiek.ch/t-online)

Der Start in den Sommerurlaub gestaltete sich am Mittwoch und Donnerstag für viele schwierig. Der Grund: Blockaden der "Letzten Generation". Ist das noch gerechtfertigter Protest?

Wer von Köln oder Frankfurt aus in den wohlverdienten Sommerurlaub wollte, hatte am Mittwoch und Donnerstag schlechte Karten. Aktivisten der "Letzten Generation" hatten sich auf den Rollfeldern der Flughäfen festgeklebt, was zu teils erheblichen Verzögerungen führte. Studien zufolge ist vielen Deutschen Klimaschutz ein wichtiges Anliegen. Aber:

Heiligt der Zweck wirklich alle Mittel?

Pro
Lucas MaierKlima- und Nachhaltigkeitsredakteur

Gut, dass sie von der Straße weg sind

Mit ihren Klebeaktionen hat die "Letzte Generation" das Land im vergangenen Jahr zur Weißglut getrieben. Ein großer Freund der Aktionen, die viele Autofahrer in Metropolen traf, war ich nie.

Dabei ist Klimaprotest nötiger denn je. Die Auswirkungen der Klimakrise werden für Menschen immer spürbarer – wegweisende Entscheidungen auf politischer Ebene lassen aber immer noch auf sich warten. Der Strategiewechsel der "Letzten Generation" hin zu direkten Aktionen an "Orten der Zerstörung" scheint mir ein Schritt in die richtige Richtung zu sein.

Natürlich ist es für den Einzelnen ärgerlich, wenn es verspätet in den wohlverdienten Familienurlaub geht. Am Ende trifft es aber wahrscheinlich bei Weitem weniger Menschen als die Klebeaktionen auf den Straßen der großen Städte, und etwas wehtun muss Protest nun mal. Und dieser tut noch mehr den CO2-Verursachern weh.

Effektiv sind die Aktionen allemal. Morgens schaffen es die Aktivisten damit auf alle Startseiten der großen Onlinemedien. Im Fernsehen bekommen sie mit ihren radikalen Aktionen bei Weitem mehr Sendezeit, als wenn sie sich mit Transparenten vor dem Bundestag versammeln würden.

Der immense finanzielle Schaden, der bei den Aktionen mit verhältnismäßig wenig Aufwand, einem Bolzenschneider und ein bisschen Kleber erzeugt wird, kann die Politik in Zugzwang bringen. Eine Erhöhung des Repressionsdrucks wie durch das neue Luftsicherheitsgesetz, welches das unbefugte Betreten von Flughäfen unter Strafe stellt, wird, wenn überhaupt, nur einen kurzen Erfolg bringen. Die "Letzte Generation" hat bereits bewiesen, dass sie einen langen Atem hat. Eines Tages wird die Politik nicht um ernsthafte Schritte herumkommen. Auf dem Weg dahin muss eine Demokratie unliebsamen Protest aushalten.

Kontra
Autorenprofil Pascal Biedenweg
Pascal BiedenwegRessortleiter Regionalredaktion Berlin

Ein schlimmer Rückfall in alte Zeiten

In den vergangenen Monaten war es um die "Letzte Generation" ruhiger geworden. Es schien, als hätten die Klimaaktivisten eingesehen, dass sie mit ihren nervigen Klebeaktionen nicht nur sich selbst schaden – jetzt stehen sie sogar dem wichtigen Ziel, auf den Klimawandel aufmerksam zu machen, im Wege. Deshalb ist die Rückkehr der Klimakleber auch ein schlimmer Rückfall in alte Zeiten.

Mit ihren Blockaden an Flughäfen bringen sie die Bevölkerung nur noch mehr gegen sich auf. Denn wem schaden sie damit? Nicht dem Superreichen, der mit seinem Privatjet von Berlin nach Sylt jettet. Nein, sie schaden damit der fünfköpfigen Familie, die sich in den Sommerferien eine schöne Zeit am Strand machen wollte. Sie schaden der Krankenschwester, die sich nach zahlreichen Überstunden auf den einzigen Urlaub im Jahr gefreut hat. Diese Leute haben oftmals nicht die Möglichkeit, ihre Reise spontan umzuplanen. Für sie fällt der wohlverdiente Urlaub ins Wasser. Das Verhalten der Klimakleber ist somit im wahrsten Sinne des Wortes asozial.

Der Zweck heiligt in diesem Fall also nicht das Mittel. Das Ziel der Aktivisten, die Politik an den Pranger zu stellen, wird durch solche Aktionen vollkommen konterkariert. Niemand interessiert sich mehr dafür, dass die Regierung die gesetzten Klimaziele nicht erreicht. Das Einzige, was hängen bleiben wird, ist der Zorn auf die Aktivisten. Und damit erweist die "Letzte Generation" dem gesamten Klimaprotest einen echten Bärendienst.

 
 
 
 
 
 
 

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Verwendete Quellen
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