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Kardinal Re ist zweiter Mann im Vatikan – aber beim Konklave stumm


Kardinal Re: Alt, weise, unersetzlich
Zweiter Mann im Vatikan – aber beim Konklave stumm


26.04.2025 - 18:19 UhrLesedauer: 3 Min.
Kardinal Giovanni Battista Re streut Weihrauch um den Sarg von Papst Franziskus während seiner Beerdigung auf dem Petersplatz im Vatikan.Vergrößern des Bildes
Kardinal Giovanni Battista Re streut Weihrauch um den Sarg von Papst Franziskus während seiner Beerdigung auf dem Petersplatz im Vatikan. (Quelle: Alessandra Tarantino/dpa)
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Er ist ein Vertrauter von Papst Franziskus und hat vier Pontifikate miterlebt: Kardinal Giovanni Battista Re spielt eine Schlüsselrolle im Vatikan.

Giovanni Battista Re hat ein Alter erreicht, das selbst seinen verstorbenen Freund Franziskus übertrifft: Der Italiener ist 91 Jahre. Seit Jahrzehnten prägt er die römische Kurie – und steht jetzt erneut im Zentrum der Weltkirche. Als Kardinaldekan bekleidet er das höchste Amt im Vatikan nach dem Papst und dem Staatssekretär.

Es war Kardinal Re, der nach dem Tod des argentinischen Pontifex die Kardinäle aus aller Welt zusammenrief. Er leitet ihre Beratungen. Er führte auch die Totenmesse für den verstorbenen Papst. Am Samstag erlebt er wohl den spirituellen Höhepunkt seiner langen Laufbahn – und bleibt dabei der unermüdliche Lotse der katholischen Kirche in einer Phase des Übergangs.

Kardinal Re von Konklave ausgeschlossen

Wer den Film "Konklave" gesehen hat, kennt die Figur des Kardinaldekans. Ralph Fiennes spielte in dem Film einen Geistlichen, der zwischen den Lagern vermitteln muss. Am Ende steht er selbst kurz davor, Papst zu werden.

Der echte Kardinaldekan, Giovanni Battista Re, wird dagegen am Konklave nicht teilnehmen – denn er ist zu alt. Die Altersgrenze für die Teilnahme an der Papstwahl liegt bei 80 Jahren.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin wird daher die Leitung des Konklave übernehmen – und gilt selbst als einer der Favoriten für den Stuhl Petri.

Kardinal Re wird vor dem Konklave die Strippen ziehen

Trotz seines hohen Alters spielt Re dennoch eine zentrale Rolle: In den Generalkongregationen besprechen die Kardinäle unter seiner Leitung, wie die Wahl abläuft und welche Themen im Konklave wichtig werden.

Diese Vorbereitung ist diesmal besonders entscheidend – denn etwa drei Viertel der wahlberechtigten Kardinäle wurden erst unter Franziskus ernannt. Viele kennen sich kaum, denn sie kommen aus weit entfernten Ländern wie Tonga, Haiti oder der Mongolei.

Re bringt, was jetzt gebraucht wird: Ruhe und diplomatisches Geschick. Eigenschaften, die schon Joseph Ratzinger nach dem Tod von Johannes Paul II. ausgezeichnet hatten – Ratzingers souveräner Auftritt als Kardinaldekan ebnete damals seinen Weg auf den Papstthron. Als dritter Mann im Vatikan konnte er sich während des Pontifekats seines Vorgängers profilieren.

Video | Papst Franziskus' Residenz versiegelt
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Quelle: reuters

Er überlebte vier Päpste

Re kann auf eine lange Karriere im Vatikan zurückblicken: 53 Jahre arbeitete er bereits im dort und überlebte vier Päpste. Als Substitut im Staatssekretariat – der "Nummer drei" im Vatikan – und später als Chef der Bischofskongregation prägte er die Geschicke der Weltkirche entscheidend mit.

Bereits 2013 hatte Re, damals 79 Jahre alt, eine zentrale Rolle beim Konklave gespielt, das Jorge Mario Bergoglio zum Papst machte. Damals war er der ranghöchste wahlberechtigte Kardinalbischof und leitete das Konklave.

Papst Franziskus selbst hatte Re als kritischen Ratgeber geschätzt. In Interviews betonte er, dass Re zu den wenigen gehört, die ihm offen widersprechen dürfen – ein seltener Vertrauensbeweis in einer Kurie, die sonst für Zurückhaltung bekannt ist.

Requiem wird zur politischen Botschaft

Dass Re nicht nur als Zeremonienmeister gefragt ist, zeigte sich zuletzt bei Personalfragen: Laut italienischen Medien soll er maßgeblich daran beteiligt gewesen sein, die Ernennung des deutschen Bischofs Heiner Wilmer zum Präfekten der Glaubenskongregation zu verhindern – stattdessen bekam Franziskus' Landsmann Víctor Fernández den Zuschlag.

Konservative Kirchenkreise hatten damals Alarm gegen die mögliche Ernennung von Wilmer geschlagen. Sie bezeichnen den gebürtigen Emsländer als einen von der wahren Glaubenslehre abweichenden Bischof und als "Katastrophe für die Kirche".

In diesen Tagen, da Hunderttausende Gläubige nach Rom pilgern und die Welt auf das nächste Konklave blickt, bleibt Re eine der Konstanten. Seine Stimme hat Gewicht, seine Erfahrung gibt Orientierung.

Auch das Requiem für seinen verstorbenen Weggefährten Franziskus nutze Re, um an die versammelten Staatschefs eine Botschaft zu senden: "Angesichts der vielen Kriege, die in diesen Jahren wüten, mit ihren unmenschlichen Gräueln, mit ihren unzähligen Toten und ihrer unermesslichen Zerstörung, hat Papst Franziskus unaufhörlich seine Stimme erhoben, um Frieden zu erbitten und zur Vernunft aufzurufen, zu ehrlichen Verhandlungen, um mögliche Lösungen zu finden, da der Krieg – wie er sagte – bloß den Tod von Menschen, die Zerstörung von Häusern, Krankenhäusern und Schulen bedeutet." Nach dem Krieg gehe es der Welt stets schlechter als vorher. "Er ist für alle immer eine schmerzhafte und dramatische Niederlage."

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