Auf den Philippinen Inzwischen mehr als 200 Todesopfer bei Taifun
Der gewaltige Taifun auf den Philippinen hat noch mehr Menschen das Leben gekostet als zunächst angenommen. Mittlerweile beläuft sich die Zahl der Toten auf mehr als 200 – und wird wohl noch weiter steigen.
Die Zahl der Todesopfer durch Taifun "Rai" auf den Philippinen ist auf mehr als 200 gestiegen. Wie die staatliche Polizei am Montag mitteilte, starben bei dem Durchzug des bislang heftigsten Wirbelsturms in diesem Jahr 208 Menschen. Die Opferzahl könnte allerdings weiter steigen: 52 Menschen wurden den Angaben zufolge vermisst.
Es war der bislang heftigste Taifun auf den Philippinen in diesem Jahr: Mehr als hundert Menschen kamen beim Durchzug des Wirbelsturms "Rai" in dem südostasiatischen Inselstaat ums Leben, allerdings könnte die Opferzahl noch steigen. Die Such- und Rettungsarbeiten in den am schlimmsten betroffenen Gebieten des riesigen Archipels sind noch lange nicht abgeschlossen. Tausende Einsatzkräfte von Militär, Polizei, Küstenwache und Feuerwehr wurden entsendet.
Der Gouverneur der Inselprovinz Bohol, Arthur Yap, erklärte am Sonntag, die Zahl der Todesopfer auf der verwüsteten Insel liege nun bei 72. Zehn weitere Menschen starben auf den Dinagat-Inseln, wie der für die Informationspolitik zuständige örtliche Beamte, Jeffrey Crisostomo, der Nachrichtenagentur AFP sagte. In der zentralen Provinz Cebu etwa 570 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila gab es laut der nationalen Katastrophenschutzbehörde 16 Tote; Berichte über zehn Tote erhielt die Behörde aus nahegelegenen Provinzen. Zudem hätte sich wegen unterbrochener Kommunikationsleitungen nur knapp die Hälfte der Bürgermeister bei seinen Mitarbeitern gemeldet, sagte Yap.
Über 300.000 Menschen ohne Dach über dem Kopf
"Rai", von den Einheimischen "Odette" genannt, war am Donnerstag und Freitag mit Windgeschwindigkeiten von 195 Stundenkilometern über die südlichen und mittleren Inseln der Philippinen hinweggefegt. Es war der bislang stärkste Taifun in diesem Jahr. Dächer flogen von Häusern, Strommasten stürzten um und zahlreiche Dörfer wurden überflutet. In vielen Gebieten wurden die Stromversorgung und das Telefonnetz lahmgelegt. Auch Krankenhäuser wurden beschädigt.
Viele Menschen wurden nach dem schlimmsten Taifun in dem Inselstaat in diesem Jahr noch vermisst. Mehr als 300.000 Menschen mussten fliehen, viele von ihnen können nicht mehr in ihre Häuser zurück.
Rettungsarbeiten in vollem Gange
"Ich sah, wie Taifun 'Odette' die Provinzhauptstadt Stück für Stück verwüstete", sagte Crisostomo dem Radiosender DZBB. "Große Tische, so schwer wie ein Mann, flogen durch die Luft."
Die Rettungs- und Aufräumarbeiten waren am Wochenende in vollem Gange: Tausende Einsatzkräfte räumten mit Baggern blockierte Straßen frei und versorgten per Schiff abgeschnittene Gebiete mit Trinkwasser, Lebensmitteln und medizinischer Hilfe.
Regierung ist pleite
Staatschef Rodrigo Duterte besuchte am Samstag einige der am schwersten betroffenen Gegenden und sagte zu, "Geld zu sammeln", um den Opfern zu helfen. Zugleich räumte er ein, dass die Regierung bankrott sei.
Der Wiederaufbau werde "ein langer, harter Weg für die Menschen", sagte der Leiter der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften auf den Philippinen, Alberto Bocanegra. Die Hilfsorganisation bat in einem Spendenaufruf um umgerechnet gut 19 Millionen Euro.
Gesamte Insel "dem Erdboden gleichgemacht"
Auch auf der Ferieninsel Siargao und der Nordspitze von Mindanao entstanden schwere Schäden. "Alles flog durch die Luft, es war wie das Ende der Welt", berichtete der Reiseleiter Raphy Repdos von der Insel Siargao, auf der sich zur Vorweihnachtszeit besonders viele Surfer und Urlauber aufhielten." Vom Militär veröffentlichte Luftaufnahmen zeigen, dass im wichtigsten Inselort General Luna unzählige Häuser zerstört wurden. Am Sonntag wurden Touristen per Flugzeug und Boot von der Insel geholt.
Von der Nachbarinsel Dinagat berichtete Governeurin Arlene Bag-ao, die gesamte Insel sei "dem Erdboden gleichgemacht" worden. "Wände und Dächer wurden abgerissen und weggeweht, als ob sie aus Papier seien." Die Schäden seien mit denen von Supertaifun "Haiyan" im Jahr 2013 vergleichbar und möglicherweise noch schlimmer. Damals waren mehr als 7300 Menschen ums Leben gekommen oder gelten seither als vermisst – es war der tödlichste Taifun auf den Philippinen seit Beginn der Aufzeichnungen.
Klimawandel macht Taifune stärker
"Rai" war am Donnerstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 195 Stundenkilometern auf Siargao auf Land getroffen. Die Einstufung als Super-Taifun entspricht einem Hurrikan der Kategorie fünf in den USA. Weltweit ereignen sich in der Regel etwa fünf Stürme dieser Stärke pro Jahr.
"Rai" traf die Philippinen zum Ende der Taifun-Saison. Die meisten heftigen Wirbelstürme entwickeln sich zwischen Juli und Oktober. Wissenschaftler warnen seit langem, dass Taifune durch den menschengemachten Klimawandel an Stärke zunehmen.
- Nachrichtenagenturen AFP und dpa