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Waldbrände in Griechenland | Verbitterung auf Euböa: "Man hat uns brennen lassen"


Waldbrände in Griechenland
Verbitterung nach dem Feuer: "Man hat uns brennen lassen"

Von dpa, reuters, afp
Aktualisiert am 08.08.2021Lesedauer: 3 Min.
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Aufnahmen wie aus einem Katastrophenfilm: Diese Bilder zeigen, wie rund 650 Menschen mit einer Fähre vor dem Flammeninferno gerettet werden. (Quelle: t-online)

Auf der griechischen Insel Euböa wüten die Flammen besonders stark. Verzweiflung macht sich breit – und scharfe Kritik an den Behörden, die vor allem im Norden des Landes löschen.

Auf der griechischen Insel Euböa haben sich die Waldbrände am Sonntag weiter unkontrolliert ihren Weg gebahnt. Den sechsten Tag in Folge fraßen sich die Flammen im Norden der zweitgrößten Insel des Landes rasch durch teils unberührte Wälder. Dutzende weitere Dörfer mussten evakuiert werden. Fähren standen bereit, um noch mehr Menschen in Sicherheit zu bringen. Auf dem Festland, wo in den vergangenen Tagen Vororte der Hauptstadt Athen bedroht waren, gingen die Feuer dagegen etwas zurück.

"Morgen wird nichts mehr sein wie zuvor"

"Ich bin wütend. Ich habe mein Zuhause verloren – morgen wird nichts mehr sein wie zuvor", sagte eine Anwohnerin, als sie in Psaropouli auf Euböa eine Fähre bestieg, die sie in Sicherheit bringen sollte. "Es ist eine Katastrophe. Sie ist gewaltig. Unsere Dörfer sind zerstört. Von unseren Häusern, unserem Besitz ist nichts mehr übrig – nichts, nichts."

Erstmals seit Beginn der Waldbrände auf der Insel Euböa Anfang der Woche sind dort am Sonntag massive Lufteinsätze gegen die Flammen geflogen worden. Im nördlichen Teil der Insel stehen viele Quadratkilometer Wald in Flammen, von Samstag auf Sonntag kämpften die Bewohner gegen bis zu sieben Kilometer lange Feuerwände.

Die Verbitterung bei den Menschen ist groß, weil die Löscharbeiten aus der Luft sich in den vergangenen Tagen auf den Norden Athens konzentriert hatten. "Man hat uns brennen lassen", sagte ein Mann dem Fernsehsender Skai.

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Rettungskräfte: Wir hatten keine andere Wahl

Man habe keine andere Wahl gehabt, heißt es hingegen bei den Rettungskräften. "Wir konnten nicht überall sein. Man muss sich nur vorstellen, die Flammen im Norden Athens hätten sich auf dicht besiedeltes Gebiet ausgeweitet", wurde ein Feuerwehrmann zitiert.

Auch der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis hatte in den vergangenen Tagen immer wieder betont, Menschenleben hätten Priorität vor Besitz und Wald. Im Großraum Athen leben rund vier Millionen Menschen, Euböa hat etwa 220.000 Einwohner. Das derzeit von Bränden betroffene Gebiet besteht hauptsächlich aus Wald.

Dennoch sind dort mittlerweile Tausende Menschen aus den Ortschaften evakuiert worden. Auch am Sonntag kamen wieder Fähren, um Anwohner vom Ufer aus abzuholen, weil die Flammen den Landweg abgeschnitten hatten. Die Rauchschwaden ziehen zum Teil bis ins 100 Kilometer entfernte Athen und sind auch von den umliegenden Inseln aus gut zu sehen – ebenso wie der Feuerschein in der Nacht.

Mit Temperaturen zwischen 40 und 45 Grad Celsius leidet Griechenland seit etwa einer Woche unter einer Hitzewelle, wie sie seit drei Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen ist. In vielen Teilen des Landes sind Waldbrände ausgebrochen. Die heißen Winde fachen die Flammen immer wieder an. Es brennt wie Zunder.

Soldaten zur Feuerbekämpfung eingesetzt

Die Regierung hat die Armee entsandt, um bei der Bekämpfung der Brände zu helfen. Mehrere Länder, darunter Deutschland, Frankreich, Spanien, die Schweiz und Ägypten haben Feuerwehrleute und Ausrüstung nach Griechenland geschickt – auch dringend benötigte Löschflugzeuge.

Auf Euböa sind nach Behördenangaben rund 600 Feuerwehrleute im Einsatz. Seit Dienstag hat die Küstenwache mehr als 2.000 Menschen mit Schiffen von der Insel geholt und in Sicherheit gebracht, darunter sind viele Ältere. Der Gouverneur von Zentralgriechenland, Fanis Spanos, sagte dem Sender Skai TV, die Lage auf Euböa sei seit fast einer Woche sehr schwierig. Die Feuerfronten seien riesig, die Fläche des verbrannten Landes gewaltig. Weil viele Häuser zerstört oder durch Feuer gefährdet seien, hätten mehr als 2.500 Menschen in Hotels und andere Unterkünfte gebracht werden müssen.

Große Schäden nördlich von Athen

Dagegen konnte das Feuer an den Ausläufern des Berges Parnitha nördlich von Athen zumindest eingedämmt werden. Doch die Wetterlage ist noch immer so, dass die Gefahr eines Wiederaufflammens der Brände groß ist. So drückten in der Nacht zu Freitag starke Winde das Feuer in die Stadt Thrakomakedones, einen Vorort von Athen. Die Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Zurück blieben verbrannte Autos, vom Ruß geschwärzte Gebäude und verkohlte Bäume.

Im Norden Athens wird das Ausmaß der Schäden immer deutlicher: Nach ersten vorsichtigen Schätzungen sollen mehr als 300 Häuser und Industriebauten verbrannt sein. Schwierigkeiten bereitet auch der Wiederaufbau des Stromnetzes. "Es wird bis zu 15 Tage dauern, bis der Strom überall wieder fließt", sagte ein Techniker der Elektrizitätsgesellschaft am Sonntagmorgen dem Fernsehsender Skai.

Mindestens 1.300 Strommasten seien verbrannt oder beschädigt und müssten ausgetauscht werden. Auch die Wasserversorgung ist noch nicht vollständig wiederhergestellt, betroffen seien unter anderem mehrere nördliche Vororte Athens, berichtete die Tageszeitung "Kathimerini". Noch gar nicht abzuschätzen ist der ökologische Schaden durch die große Fläche verbrannten Waldes.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters, dpa und AFP
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