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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Das Schlimmste ist vorbei" Wie sich das Wetter in den Katastrophengebieten entwickelt
Tiefdruckgebiet Bernd hält Deutschland seit Tagen in Atem. Mehrere Menschen starben, das Ausmaß der Unwetter ist verheerend. Ein Meteorologe ist sich allerdings sicher: Ein Hoch vertreibt den Regen.
Starkregen hat in den vergangenen 48 Stunden in Teilen Deutschlands enorme Schäden angerichtet. Ganze Orte werden von Flutmassen überschwemmt, Gebäude stürzten ein, mehrere Menschen starben, die Feuerwehr ist im Dauereinsatz. Dämme laufen über, Stromausfälle und überflutete Keller werden in vielen Orten gemeldet. Im Landkreis Hof in Bayern und in der Vulkaneifel ist der Katastrophenfall ausgerufen worden. In den sozialen Netzwerken ist gar von einer "Jahrhundert-Flut" die Rede. Wie geht es nun weiter?
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"Das Schlimmste ist vorbei", sagt Meteorologe Joachim Schug vom Wetterdienst DTN. Vom Westen her nähere sich das Hochdruckgebiet Dana, das zunehmend trockenes Wetter bringe und Tiefdruckgebiet Bernd verdränge. Derzeit seien die Niederschläge in großem Ausmaß weg, es komme nur noch punktuell zu starken Schauern. "Der Bereich in Nordrhein-Westfalen ist und war dabei am stärksten betroffen", sagt Schug.
154 Liter pro Quadratmeter Regen fallen in Köln an einem Tag
An verschiedenen Wetterstationen sind die Niederschlagsmengen der vergangenen 24 Stunden gemessen worden. "In Köln wurden 154 Liter pro Quadratmeter gemessen, in Nettersheim etwa 151 Liter." Durch starken Wind, der den Regen auch mal großflächiger verteile, seien die Zahlen aber nur bedingt aussagekräftig. "Aber man kann sagen: das ist deutlich mehr als ein durchschnittlicher Monatsniederschlag." In Nordrhein-Westfalen sei heute nicht mehr mit solchen enormen Niederschlägen zu rechnen.
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Im Norden von Rheinland-Pfalz sind bis zu 148 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Diese Menge ging im Laufe des Mittwochs und in der Nacht nieder, wie das Klimaschutzministerium in Mainz mitteilte. Für den Hochsommer sei das "ein neues Phänomen", erklärte Ministerin Anne Spiegel (Grüne). "Die aktuellen Extremwetterereignisse in Form von Starkregen sind dramatisch." Aus kleinen Bächen seien unberechenbare Fluten geworden. Am stärksten betroffen seien die Landkreise Ahrweiler, Bitburg-Prüm, Vulkaneifel und Trier-Saarburg.
Aktuell gebe es noch Schauer in Bayern, die sich im Laufe des Tages auch noch intensivieren können. "Es gibt aber eher Schauerzellen als verbreiteten Landregen", sagt der Meteorologe vom Wetterdienst DTN. Zu Schauern könne es heute auch noch in Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg kommen.
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Mit Blick auf die Wetterkarte sind die Unterschiede lokal sehr groß. Schug erklärt, dass es an einem Ort zu starken Schauern kommen könne, wenige Kilometer weiter sei davon nichts zu spüren. "Punktuell sind also noch kräftige Schauer möglich", sagt er. "Bernd ist zäh und lässt sich nicht so leicht verdrängen."
Hochdruckgebiet Dana befindet sich derzeit über den britischen Inseln und wird sich über Mitteleuropa und damit auch in Deutschland ausbreiten. "Das sorgt für eine Stabilisierung der Atmosphäre und einen Abdruck der Luftmasse. Damit wird es zunehmend trockener in Deutschland", erklärt Chef-Meteorologe Joachim Schug.
Nord-Süd-Gefälle bei Temperaturen
Die Temperaturen sind derzeit sehr unterschiedlich in Deutschland. "Es gibt da ein Nord-Süd-Gefälle." Im Nord-Osten, wie etwa in Mecklenburg-Vorpommern, werden heute im Inland bis zu 28 Grad erwartet. "Dort gibt es die meisten Sonnenstunden", sagt Schug. Kurze Schauer seien allerdings nicht ausgeschlossen. In Küstennähe sei es kühler. Höhere Temperaturen können auch im nördlichen Sachsen-Anhalt, in Brandenburg und in Niedersachsen erreicht werden. In Richtung Süden werde es kühler, so der Wetterexperte. "Am Alpenrand liegt die Höchsttemperatur heute nur bei 18 Grad."
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Bewölkt und mit einer Höchsttemperatur von 18 Grad geht es auch in Baden-Württemberg und Bayern weiter. In den vergangenen 12 Stunden sei im baden-württembergischen Malsburg-Marzell eine Niederschlagsmenge von 72 Litern pro Quadratmeter verzeichnet worden. In Endenburg im Schwarzwald habe es 59 Liter pro Quadratmeter Niederschlag gegeben.
"Abschließend kann man zu dem Tag heute sagen: Die Niederschläge halten an, sind aber nur noch punktuell. Hoch Dana wird Bernd verdrängen und es wird vielerorts ein Aufatmen geben können", so der Meteorologe.
- Gespräch mit Meteorologe Joachim Schug vom Wetterdienst DTN