Verheerende Brände in Sibirien Kaum Luft zum Atmen – russische Städte liegen im Rauch
Die Taiga, einer der größten Waldgürtel der Erde, steht in großen Teilen in Flammen, Städte versinken im Rauch. Weil Hilfe nur schleppend anläuft, stehen die Behörden in der Kritik – und suchen nach Schuldigen.
Im Kampf gegen die verheerenden Waldbrände in Sibirien hat das russische Militär seine Löscheinsätze mit Flugzeugen begonnen. Die ersten beiden Transportmaschinen vom Typ Iljuschin Il-76 seien mit 42 Tonnen Wasser an Bord in Krasnojarsk gelandet, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Donnerstag mit.
Auf Satellitenbildern war das dramatische Ausmaß der Feuer zu sehen. Bei diesen schlimmsten Bränden seit Jahren versinken laut russischen Medien inzwischen Hunderte Ortschaften im gesundheitsschädlichen Rauch. In vielen Gebieten gilt der Ausnahmezustand. Besonders betroffen sind die Republiken Jakutien und Burjatien sowie etwa die Regionen Krasnojarsk und Irkutsk. Auch das Nachbarland Mongolei klagte über den Rauch. Die Taiga ist wichtig für das Weltklima.
Der Wald braucht sehr lange Zeit, um sich zu erholen
Drei Millionen Hektar Wald – das ist mehr als die Größe Brandenburgs – sind vernichtet. Experten wiesen darauf hin, dass es etwa 100 Jahre dauere, bis sich der Wald regeneriere. "Es brennt die nördliche Taiga, und das Hauptproblem, warum die Wissenschaftler und Ökologen Alarm schlagen, besteht darin, dass diese nördlichen Wälder sehr lange brauchen, um sich wieder aufzurichten", sagte der Wissenschaftler Alexander Brjuchanow der Staatsagentur Tass.
Insgesamt sollen nun je zehn Maschinen vom Typ Il-76 und MI-8-Hubschrauber eingesetzt werden. Zuvor hatten Behörden Medien zufolge lange Zeit auf große Löscheinsätze verzichtet.
Leonardo DiCaprio machte auf die Lage aufmerksam
Bewohner beklagen in sozialen Netzwerken, dass die Behörden sich kaum um die Katastrophe kümmerten. Es gebe dort kaum noch Luft zum Atmen. Viele Menschen danken auch dem US-Schauspieler Leonardo DiCaprio dafür, dass er bei Instagram auf die Lage hinwies – und so internationale Aufmerksamkeit erzeugte. Es gab dort auch Klagen, dass sich bis dahin die Machtzentrale in Moskau überhaupt nicht geregt habe. Medien berichteten, dass es nun vielerorts schon zu spät sei, um noch etwas zu löschen.
In der Nacht zum Donnerstag hatte auch US-Präsident Donald Trump in einem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin Hilfe angeboten. Putin lehnte dankend ab. Er hatte kurz zuvor das Militär damit beauftragt, den Zivilschutz zu unterstützen.
Trotz der Trockenheit zünden viele Menschen Lagerfeuer an
Die Lage in Sibirien und in den ebenfalls betroffenen noch weiter östlich gelegenen Gebieten ist zum einen wegen extremer Trockenheit und Hitze so dramatisch. Zum anderen zünden Russen traditionell im Sommer zu Tausenden trotz Warnschildern vor Waldbrandgefahr Lagerfeuer an. Die geraten jedes Jahr außer Kontrolle.
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In Russland kommt es immer wieder zu folgenreichen Wald- und Steppenbränden. Die in Sibirien oft aus Holz gebauten Häuser gehen leicht in Flammen auf. Immer wieder brennen ganze Siedlungen. Nicht selten gibt es Tote und Verletzte.
Es gibt auch Ermittlungen wegen Brandstiftung. Konkret gab es den Verdacht, dass kriminelle Holzhändler ein Feuer gelegt haben könnten, um illegale Rodung und Holzverarbeitung zu vertuschen. Regierungschef Dmitri Medwedew ordnete dazu eine Untersuchung durch Generalstaatsanwaltschaft und das nationale Ermittlungskomitee an. Russlands Chefermittler Alexander Bastrykin sagte nach Angaben seiner Behörde, dass die Ursachen für die Feuer und die Schuldigen gefunden werden müssten.
Greenpeace macht den Behörden Druck
Umweltschützer von Greenpeace in Russland appellierten an die Behörden, den Betroffenen die Wahrheit über die Gefahr des Rauches zu sagen. Es müssten auch mehr Einsatzkräfte in die Brandregionen geschickt werden. Mehr als eine Viertelmillion Menschen unterstützte diese Forderung, teilten die Umweltschützer mit. Entsprechend viele hätten eine Petition dazu unterzeichnet, die am Donnerstag eingereicht worden sei. Darin werden die Behörden zudem aufgerufen, alles dafür zu tun, damit sich solche Katastrophen nicht wiederholen.
Vor den Flammen flohen auch Wildtiere aus den Wäldern. In Videos ist zu sehen, wie Braunbären und Füchse Siedlungen aufsuchten – offensichtlich, um Futter zu finden. Das Nachrichtenportal "The Siberian Times" berichtete, dass junge Bären in einem abgelegenen Dorf in Jakutien im Nordosten Russlands mehrere Hunde getötet hätten, die an Ketten lagen. "Versuchen Sie nicht, sich ihnen in den Weg zu stellen", empfahl der Biologe Sergej Naidenko vom Sewerzow-Institut für Ökologie und Evolution in Moskau dem Portal zufolge. Er warnte vor möglichen Angriffen der erschöpften Bären.
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Sibirien kommt seit Monaten nicht zur Ruhe. Bereits im Frühjahr hatte es schlimme Wald- und Steppenbrände mit zerstörten Gebäuden gegeben. Im Juni gab es dort eine Rekordhitze. Zuletzt kämpften Teile Sibiriens nach langen Regenfällen mit einem Jahrhundert-Hochwasser. Dutzende Menschen starben. Hunderte wurden verletzt. Tausende Häuser wurden zerstört.
- Nachrichtenagentur dpa