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DHL-Flugzeugabsturz in Vilnius: War es ein russischer Terror-Anschlag?


DHL-Flieger aus Leipzig stürzt in Wohngebiet
Vieles spricht für einen Unfall – doch ein Detail lässt aufhorchen

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 25.11.2024 - 12:31 UhrLesedauer: 4 Min.
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Die Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen den dramatischen Moment. (Quelle: t-online)

In Vilnius ist eine DHL-Frachtmaschine in ein Wohngebiet gestürzt. Der Flieger kam aus Leipzig – wo im Juli ein Brandsatz für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Am Montagmorgen ist ein in Leipzig gestartetes Frachtflugzeug in der litauischen Hauptstadt Vilnius abgestürzt. Beim Rettungsdienst schrillte um 4.31 Uhr deutscher Zeit (5.31 Uhr Ortszeit) der Alarm. Trümmerteile trafen ein Haus. Die zwölf darin lebenden Menschen konnten unverletzt gerettet werden.

Viele Teile des Flugzeugs seien herumgeschleudert worden, berichtete ein Journalist des litauischen Rundfunks vom Unfallort im Stadtteil Liepkalnis. Nach ersten Angaben befanden sich vier Personen in dem Flugzeug. Eine Person davon sei tot, hieß es.

War es ein Terroranschlag?

Die Behörden gehen eher von einem Unfall aus, schließen aber auch Terror nicht aus. "Dies ist eine der Versionen des Absturzes, die untersucht und überprüft werden müssen", sagte Litauens Polizeichef Arunas Paulauskas am Montag bei einer Pressekonferenz.

Aufhorchen lässt, dass der Flieger vom DHL-Drehkreuz aus Leipzig kam. Dort war im Juli am Flughafen ein Paket in Brand geraten. In der als Expresslieferung verschickten Sendung hatte sich ein Brandsatz von selbst entzündet. Nur ein Zufall verhinderte damals eine Katastrophe: Der Flieger, mit dem das Paket verschickt werden sollte, hatte Verspätung.

Das Paket, das in Leipzig Feuer fing, war in Litauen aufgegeben worden und befand sich auf dem Weg nach Großbritannien. Der Brandsatz sollte sich offenbar auf dem Transportweg entzünden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und das Bundeskriminalamt (BKA) verschickten daraufhin einen Hinweis an Unternehmen aus der Luftfahrt- und Logistikbranche, in dem sie vor "unkonventionellen Brandsätzen" warnten, die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden.

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Könnte Russland hinter einem Anschlag stecken?

In der Warnmeldung von Verfassungsschutz und BKA kam das Wort Russland nicht vor. Dennoch wird in Sicherheitskreisen ein Zusammenhang mit den zunehmenden Fällen russischer Sabotage in Deutschland nicht ausgeschlossen.

Insgesamt sind seit Frühjahr bisher vier mit Paketen verschickte Brandsätze in Europa bekannt geworden. Eins fing in Großbritannien Feuer, eins in Polen. Lediglich ein Paket wurde entdeckt, bevor der darin befindliche Brandsatz auslösen konnte. Dieses Paket war nach Deutschland verschickt worden, die Ermittler konnten daraus wichtige Erkenntnisse gewinnen.

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Wenn es sich tatsächlich um eine neue Sabotagestrategie der russischen Geheimdienste handeln sollte, würde diese in ein vom Bundesamt für Verfassungsschutz identifiziertes Schema passen. Die Verfassungsschützer gehen davon aus, dass russische Geheimdienste verstärkt auf sogenannte "Low Level Agents" setzen, um westliche Länder mit Sabotage-Operationen anzugreifen.

Was spricht für ein Unglück?

Litauens Polizeichef Paulauskas wollte zwar Terror nicht ausschließen, er sprach aber von einem anderen vorrangigen Verdacht der Behörden. Der Absturz sei "höchstwahrscheinlich" auf einen technischen Fehler oder menschliches Versagen zurückzuführen, erklärte er.

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Eine genaue Antwort auf die Frage nach der Absturzursache werde "nicht so schnell kommen", sagte Paulauskas weiter. Die Besichtigung des Tatorts, die Beweisaufnahme und die Sammlung von Informationen und Objekten könne eine ganze Woche dauern. "Es liegt noch viel Arbeit vor uns."

Auch deutsche Ermittler beteiligen sich an der Suche nach der Unfallursache. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung werde die Ermittlungen vor Ort in Litauen unterstützen, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums vor Journalisten in Berlin. Ab dem Abend würden Kollegen dort im Einsatz sein.

Wie lief der Absturz ab?

Die Maschine mit der Kennung EC-MFE hob um 3.08 Uhr in Leipzig ab. Laut den Flugdaten war die Boeing 737 rund eine Stunde und 15 Minuten lang auf annähernd geradlinigem Flug Richtung Nordosten. Dann beschrieb sie eine Kurve, um den Flughafen in Vilnius anzufliegen.

Kurz vor dem Ziel habe die Crew eine Notlandung eingeleitet, teilte DHL mit. Eine Überwachungskamera einer Firma in der Nähe hat die letzten Momente vor dem Absturz festgehalten. Zu sehen ist der Flieger im Sinkflug, zunächst wirkt alles normal.

Dann scheint der Sinkflug auf einmal steiler zu werden, im nächsten Augenblick verschwindet das Flugzeug hinter großen Hallen. Und dann erhellt eine gleißende Explosion die nächtliche Szenerie. Ein Feuerball steigt auf, gefolgt von dichten Rauchwolken.

Was genau wurde am Boden getroffen?

Der Leiter des litauischen Rettungsdienstes, Renatas Pozela, sagte, dass das Frachtflugzeug wenige Kilometer vor dem Flughafen abgestürzt sei. Das Wrack schlitterte den Angaben zufolge mehrere Hundert Meter weit.

Das dortige Wohngebiet ist nicht dicht besiedelt, es gibt nur einzelne Häuser. Eines dieser Häuser wurde von den Trümmern getroffen. Das Haus habe zwei Etagen und vier Wohnungen, sagte der Rettungsdienstleiter. Drei Familien hätten darin gelebt. Alle zwölf Bewohner befänden sich in Sicherheit. Es gebe keinerlei Informationen über möglicherweise am Boden verletzte Menschen, hieß es.

Was weiß man über die Besatzung des Flugzeugs?

Laut der litauischen Nachrichtenseite "Delfi" sollen vier Menschen im Flugzeug gewesen sein, zwei Piloten und zwei Flugbegleiter. Zwei der Besatzungsmitglieder waren demnach spanische Staatsbürger, eines kam aus Litauen und eines aus Deutschland.

Ein Mensch habe nur noch tot geborgen werden können, hieß es. Bei ihm soll es sich um einen der Spanier handeln. Die weiteren Besatzungsmitglieder seien ins Krankenhaus gebracht worden. Eines befinde sich in kritischem Zustand, meldete "Delfi". Der "Status" der Besatzung werde noch geklärt, erklärte DHL – "aber unsere Gedanken sind bei ihnen und ihren Angehörigen".

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