Bis zu 51,8 Grad Pilgerfahrt: Mehr als tausend Hitzetote
Bei der muslimischen Pilgerfahrt Hadsch in Saudi-Arabien steigt stetig die Zahl der Hitzetoten. Nun sollen nach einer Zählung mehr als tausend Menschen gestorben sein.
Wegen der extremen Hitze während der muslimischen Pilgerfahrt Hadsch in Saudi-Arabien sind bereits mehr als 1.000 Menschen ums Leben gekommen. Nicht offiziell registrierte Pilger machten in einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP vom Donnerstag mehr als die Hälfte der Todesfälle aus. Nach Angaben eines arabischen Diplomaten kamen 658 der Toten aus Ägypten, 630 von ihnen waren nicht offiziell registriert. Viele Angehörige suchten die Krankenhäuser verzweifelt nach vermissten Pilgern ab und befürchteten das Schlimmste bei Temperaturen von bis zu 51,8 Grad.
"Auch alle (neu bestätigten, Anm. d. Red.) Todesfälle sind auf die Hitze zurückzuführen", sagte der arabische Diplomat. Damit gebe es mindestens 600 Todesopfer aus Ägypten. 800 weitere Pilger aus Ägypten würden außerdem vermisst.
Auch Jordanien, der Iran, der Irak, Tunesien, Indonesien und der Senegal hatten in den vergangenen Tagen Todesopfer beim Hadsch gemeldet. Ein asiatischer Diplomat sprach überdies von "etwa 68" verstorbenen indischen Pilgern. Vergangenes Jahr waren mehr als 200 Tote während der Pilgerreise gemeldet worden, die meisten stammten aus Indonesien. Am Dienstag lag die Zahl noch bei 550 Toten.
Noch zahlreiche Menschen vermisst
Mabrouka bint Salem Shoushana, eine Tunesiern Anfang 70, wird seit dem Aufstieg der Pilger auf den Berg Arafat am Samstag vermisst, wie ihr Mann Mohammed AFP sagte. Weil sie keine offizielle Erlaubnis für die Pilgerreise gehabt habe, habe sie keinen Zugang in die klimatisierten Räumlichkeiten gehabt, in denen sich die Pilger nach stundenlangem Beten in der prallen Sonne erholen können. Die Suche in allen Krankenhäusern habe bislang nichts gebracht.
Auch die 70-jährige Huria Scharif aus Ägypten wurde nach dem Gebet auf dem Berg Arafat vermisst gemeldet. "Wir haben an alle Türen geklopft, aber sie bislang nicht gefunden", erklärte eine Freundin der Pilgerin.
Zu den Vermissten zählt auch die ägyptische Pilgerin Ghada Mahmud Ahmed Dawood. Ihre Tochter habe ihn angerufen und gebeten, dass er sich via Facebook an der Suche beteilige, sagte ein in Saudi-Arabien lebender Freund der Familie. "Wir haben sie bisher nicht auf der Liste der Toten gefunden, was uns hoffen lässt, dass sie noch lebt."
1,8 Millionen Pilger nehmen teil
Auch andere Pilger-Angehörige suchten verzweifelt nach Informationen. In Online-Netzwerken wurden zahlreiche Fotos von vermissten Hadsch-Teilnehmern veröffentlicht. Die Suche nach Vermissten wird dadurch erschwert, dass viele Gläubige aus finanziellen Gründen ohne die offizielle Pilger-Lizenz am Hadsch teilnehmen und daher nicht von den saudi-arabischen Behörden registriert wurden.
Die muslimische Pilgerfahrt ins saudiarabische Mekka ist eine der fünf Säulen des Islam, sie soll von jedem gesunden Muslim, der es sich leisten kann, mindestens einmal im Leben unternommen werden. Der Zeitraum der Pilgerreise ist durch den islamischen Kalender festgelegt und fiel in den vergangenen Jahren immer wieder in Hitzeperioden. Dieses Jahr nahmen nach offiziellen Angaben 1,8 Millionen Gläubige teil, davon 1,6 Millionen Pilgerinnen und Pilger aus dem Ausland.
Viele Rituale unter freiem Himmel
Viele der Rituale werden unter freiem Himmel und zu Fuß vollzogen, was vorwiegend für ältere Menschen eine Herausforderung ist. Nach Angaben der saudi-arabischen Behörden wurden allein am Sonntag mehr als 2.700 Fälle von hitzebedingter Erschöpfung gezählt. Zu Todesfällen durch die hohen Temperaturen äußerten sich die Behörden nicht.
Laut einer im Mai veröffentlichten saudi-arabischen Studie werden die Wetterbedingungen während des Hadsch im Zuge der Erderwärmung immer schwieriger: Demnach steigt die Durchschnittstemperatur während der Pilgerreise jedes Jahrzehnt um 0,4 Grad.
- Nachrichtenagentur AFP