Kulturelles Zentrum auf Maui bedroht Schwere Brände: Historisch wichtiger Baum droht abzusterben
Mehr als ein Jahrhundert war eine riesiger Baum Mittelpunkt des kulturellen Lebens von Lāhainā. Nun kämpfen Baumpfleger um das Überleben der Banyan-Feige.
Es ist mehr als ein Baum, den Baumpfleger in der von Buschbränden fast zerstörten Stadt Lāhainā versuchen zu retten. Der Baum, eine eigentlich in Indien heimische Banyan-Feige, ist ein Symbol für die Menschen des Küstenorts. Vor dem Feuer, das vielen Menschen alles genommen hat, war der Baum ein kulturelles Zentrum. Im Schatten seiner weitverzweigten Äste fanden Veranstaltungen und Stadtfeste statt.
1873, genau vor 150 Jahren, pflanzte ein Sheriff den Baum vor dem Gerichtsgebäude ein, darüber berichtet nun der "Spiegel". 150 Jahre lang wuchs er auf eine Fläche von fast einem Hektar heran. Banyan-Feigen gehören zu den wenigen Baumarten mit sogenannten Luftwurzeln. Diese sprießen aus den Ästen und sobald sie den Boden berühren, entwickeln sie sich zu neuen Stämmen. 16 neue Stämme wuchsen so aus dem Baum in Lāhainā.
Das Überleben des Baums ist ungewiss
Doch noch ist ungewiss, ob weitere Stämme folgen werden. Die verheerende Feuersbrunst hat den einstigen Mittelpunkt des Lebens von Lāhainā schwer beschädigt. Steve Nimz der oberste Baumpfleger Hawaiis, vergleicht den Zustand des Baums bei "Spiegel" mit dem eines Komapatienten, den man versuche, mit Injektionen am Leben zu erhalten. "Wir geben ihm eine intravenöse Injektion in Form von Belüftung und weiteren Behandlungen." Solange es Vitalfunktionen gebe, würde man alles dafür tun, den Baum zu retten.
Doch abseits aller Symbolik, die der Baum für die zerstörte Stadt hat, weiß auch Nimz, dass die Probleme von Lāhainā gerade anderswo liegen. "Dies ist historisch gesehen ein unglaublich wichtiger Baum, aber es ist ein Baum", sagt Nimz dem "Spiegel". "Wir haben hier so viele Menschen, die ihr Leben, ihre Familien, ihre Lebensgrundlage und alles andere verloren haben, dass ich nur sage, dass dort der Fokus liegen sollte."
Zahl der Todesopfer steigt auf mindestens 111
Obwohl die Feuer großteils unter Kontrolle sind, sind die Rettungskräfte immer noch rund um die Uhr im Einsatz auf der Suche nach Vermissten. Feuerwehrleute aus den verschiedensten US-Bundesstaaten beteiligen sich mit Hundestaffeln an der Suche. Die Opferzahl liegt bei mittlerweile mindestens 111 Toten.
Am Montag reist US-Präsident Joe Biden auf die hart betroffene Insel Maui. Der Präsident und seine Ehefrau Jill werden dort Betroffene, Rettungskräfte und Behördenvertreter treffen, wie Bidens Sprecherin Karine Jean-Pierre mitteilte. Sie wollten sich "aus erster Hand" ein Bild von den Verwüstungen machen und über nächste Schritte für einen Wiederaufbau sprechen.
- spiegel.de "Als wäre der Baum in einem Koma"
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP