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110 Todesopfer auf Maui: Behörden haben erste Feuer auf Hawaii unter Kontrolle


Weitere Opfer wahrscheinlich
Verheerende Feuer auf Hawaii – Zahl der Toten steigt auf mehr als 100

Von dpa, cry, csi

Aktualisiert am 17.08.2023Lesedauer: 4 Min.
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Mauis verbrannte Westküste: Anwohner berichten, wie knapp sie den heftigen Waldbränden entkamen. (Quelle: t-online)

Nach den Bränden in Maui gehen die Bergungsarbeiten weiter, die Zahl der Todesopfer steigt. Doch mittlerweile bekommen die Behörden die Brände besser unter Kontrolle.

Nach den verheerenden Bränden auf der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii ist die Zahl der Toten auf 110 Opfer gestiegen. Das sagte Gouverneur Josh Green am Mittwoch (Ortszeit) dem US-Fernsehsender CNN. Einsatzteams hätten inzwischen rund 38 Prozent der Brandzone abgesucht. Green sprach von mehr als 1.000 Vermissten.

Angesichts der vielen Vermisstenmeldungen rechne er mit weiteren Opfern. Die Zahl der Toten könnte sich in den nächsten zehn Tagen möglicherweise verdoppeln. US-Medien sprechen inzwischen von einer der tödlichsten Wald- und Buschbrandkatastrophen der US-Geschichte.

Laut aktualisierten Zahlen des Pacific Desaster Center und der US-Katastrophenschutzbehörde Fema sind in dem Bezirk rund 2.200 Gebäude durch das Feuer beschädigt oder zerstört worden. Erste Schätzungen gehen von rund 5,5 Milliarden Dollar (5 Milliarden Euro) für den Wiederaufbau aus. Die Kleinstadt Lāhainā ist besonders hart getroffen, viele Straßenzüge dort sehen aus wie ein Kriegsgebiet.

Es gab keine Warnsirenen

Doch langsam gibt es Grund zur Hoffnung. So meldet die dpa unter Berufung auf US-Behörden, dass immer mehr Buschbrände unter Kontrolle seien. Besonders das verheerende Feuer um Lāhainā sei zu 85 Prozent eingedämmt, die Brände im Landesinneren rund um Kula zu 100 Prozent. Trotzdem läuft die Brandbekämpfung immer noch rund um die Uhr.

Die Katastrophenschutzbehörde Fema erklärte am Samstag, dass etwa ein Dutzend Bundesbehörden mit Hilfsmaßnahmen für die Brandopfer beschäftigt seien. 150 Mitarbeiter, darunter auch Such- und Rettungstrupps, seien bereits auf Maui, weitere seien unterwegs.

Der Gouverneur reagierte im CNN-Interview auch auf kritische Fragen, wie es zu dieser Katastrophe mit so vielen Todesopfern kommen konnte. So waren unter anderem Vorwürfe laut geworden, weil auf Maui zu Beginn keine Warnsirenen zum Einsatz gekommen waren. Außerdem schaltete der örtliche Stromversorger trotz der extremen Winde das Netz nicht ab – umgestürzte Strommasten können Waldbrände auslösen. Er habe schon wenige Tage nach Ausbruch der Feuer eine umfassende Untersuchung eingeleitet, betonte Green. Die extreme Hitzeentwicklung habe möglicherweise zum Ausfall der Warnsirenen geführt, sagte er.

Die Notversorgung läuft nur langsam an

Zusätzlich erschwert wurden die Rettungsarbeiten dadurch, dass Lāhainā im Norden und Süden jeweils nur über eine große Zufahrtsstraße erreichbar ist. In der Stadt, die vor dem Unglück knapp 13.000 Einwohner zählte, hatte es zudem Beschwerden darüber gegeben, dass eine Evakuierung möglicherweise zu spät angeordnet wurde – noch am Donnerstag hatte es laut "New York Times" auf Facebook Meldungen der Behörden gegeben, dass die Feuer unter Kontrolle seien. Später hatte Feuerwehrchef Bradford Ventura bei einer Pressekonferenz gesagt, dass sich die Brände überraschend schnell ausgebreitet hätten und es zuvor "nahezu unmöglich" gewesen sei, schnell genug Evakuierungen anzuordnen.

Gouverneur Green räumte ein, dass die Notversorgung langsam anlaufe, weil es schwierig sei, von anderen Inseln Material nach Maui zu bringen. Die Lage sei beispiellos verheerend. Er habe eine Untersuchung zu der anfangs schleppenden Reaktion der Behörden angeordnet, sagte Green laut dem Sender CNN.

"Es gibt keine Transparenz", sagte Profisurfer Kai Lenny der "Washington Post". "Die Regierung sagt uns nicht, was passiert, und dadurch weiß keiner, wie wir helfen können." Er selbst habe mit einem Jetski über das Wasser Menschen mit dem Nötigsten versorgt, weil viele Straßen gesperrt seien, so Lenny.

König Charles äußert sein Mitgefühl

Neben den Feuern im Westen Mauis waren in weiteren Regionen der Insel sowie auf der Nachbarinsel Hawaii Anfang der Woche Brände ausgebrochen, die sich wegen starker Winde mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h schnell ausgebreitet hatten. Mit einer Fläche von rund 1.900 Quadratkilometern ist die hawaiianische Insel etwa halb so groß wie die spanische Urlaubsinsel Mallorca.

Unterdessen riefen US-Prominente wie die Schauspieler Jason Momoa und Jessica Alba zur Unterstützung der Nothilfe und zum Wiederaufbau der Region auf. In die internationale Anteilnahme reihten sich auch der britische König Charles III. und dessen Frau, Königin Camilla, ein. Sie äußerten sich in einem Brief an den US-Präsidenten Joe Biden "zutiefst entsetzt". "Wir können uns das Ausmaß der Zerstörung, die die Insel erfasst hat, und die herzzerreißende Verzweiflung derjenigen, deren Lebensgrundlage so katastrophal betroffen ist, nur ansatzweise vorstellen", hieß es.

Für einen Großteil der Bewohner der Insel war am Freitag die Stromversorgung wiederhergestellt worden. In West-Maui wurden laut der Regierung zusätzliche Mobilfunkkapazitäten verfügbar gemacht. Die Bürger wurden aufgerufen, SMS zu schreiben, statt anzurufen, damit möglichst viele Menschen die begrenzten Ressourcen nutzen könnten.

Ausmaß der Brände wohl kein Zufall

Nach Angaben der Universität von Hawaii gibt es fast jedes Jahr große Brände in Teilen des hawaiianischen Archipels, doch das Ausmaß dieser Brände sei ungewöhnlich. Studien zeigen jedoch, dass sich infolge der menschengemachten Erderhitzung die Wahrscheinlichkeit und Intensität von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen, Dürreperioden oder Hurrikans erhöht – und damit das Risiko von Waldbränden.

"Der Klimawandel führt zu diesen unvorhergesehenen Kombinationen, die wir gerade erleben und die dieses extreme Feuerwetter anheizen", sagte Kelsey Copes-Gerbitz, Postdoktorandin an der forstwirtschaftlichen Fakultät der Universität von British Columbia, der Nachrichtenagentur AP.

In Hawaii kommt erschwerend hinzu, dass die Entflammbarkeit der Landschaft in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen hat. Gründe sind die Einfuhr nicht heimischer Pflanzenarten und die zunehmende Abholzung brandentschleunigend wirkender Wälder. So werden die Inseln des US-Bundesstaats immer häufiger von derartigen Katastrophen heimgesucht.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • apnews.com: "What’s driving Maui’s devastating fires, and how climate change is fueling those conditions" (englisch)
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