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Italien | "Nie dagewesen": Supervulkan bei Neapel hebt Boden auf Rekordhöhe


Gefahr aus der Tiefe
Supervulkan in Italien hebt Boden auf Rekordniveau

Von t-online, law

Aktualisiert am 19.03.2023Lesedauer: 3 Min.
Vulkanismus: Der Boden über den Phlegräischen Feldern (Campi Flegrei) in Süditalien hat sich auf ein nicht gekanntes Niveau angehoben (Archivfoto).Vergrößern des Bildes
Vulkanismus: Der Boden über den Phlegräischen Feldern (Campi Flegrei) in Süditalien hat sich auf ein nicht gekanntes Niveau angehoben (Archivfoto). (Quelle: imago stock&people)

Erdbeben in Italien erinnern an eine noch größere Gefahr: der Ausbruch des Supervulkans. Denn die Folgen sind kaum abzusehen.

Kontinuierlich hebt sich die Erde im Raum Neapel an – weil von unten etwas drückt: das Magma und Gase von Supervulkan Campi Flegrei, den sogenannten Phlegräischen Feldern. In den vergangene Tagen ist es zudem zu mehreren leichten Beben in geringer Tiefe gekommen. Italiens führender Experte sagt: "Wir befinden uns also in einer bisher nie da gewesenen Situation." Experten beobachten die Region seit Jahren, bereits 2016 erhöhten sie die Warnstufe.

Die Phlegräischen Felder erstrecken sich unterirdisch auf 150 Quadratkilometern, die Erde scheint in der Region zu atmen, sie hebt und senkt sich wie ein Brustkorb, wenn Magma Richtung Erdoberfläche strömt oder wieder nach unten absinkt. Und jetzt übersteigen die Bodenanhebungen den Wert früherer Jahre deutlich, während zugleich der Untergrund immer aktiver wird.

Von 1985 bis 2003 hatte sich die Erde in der Region gesenkt, nachdem sie sich zuvor angehoben hatte. Seit 2005 kommt es wieder zu Bodenhebungen. "Ich hatte gehofft, dass es enden würde, sobald es das Niveau von 1984 erreicht hätte", erklärte Vulkanologe Giuseppe De Natale vom Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie in Rom der Zeitung "Corriere". Der Leiter des Observatoriums am Vesuv musste aber feststellen: "In den vergangenen Monaten haben wir das Maximum von 1984 überschritten, wir sind jetzt einige Zentimeter höher." Bodenhebungen werden auch in der Eifel in der Nähe des Laacher Sees registriert, wo unter der Erde ebenfalls ein Supervulkan schlummert. Ein Supervulkan ist ein Gebiet mit vulkanischer Aktivität über einer besonders großen Magmakammer, weltweit gibt es rund 20.

Widerstand des Gesteins nicht unendlich

Über dem Supervulkan Campi Flegrei gebe es nun die höchste Bodenhöhe und wahrscheinlich auch den höchsten Innendruck, den die Menschheit je erlebt habe – zumindest in den vergangenen zwei Jahrhunderten. Es handelt sich also um eine unbekannte Situation. Dabei sei aber klar: Der Widerstand des Gesteins sei nicht unendlich, so De Natale. "Wir kennen den kritischen Punkt nicht."

Deshalb werden auch die zunehmenden Beben besonders beachtet. Die Aktivität wäre aus De Natales Sicht noch stärker, wenn sich die Erde nicht nur so stark, sondern auch noch sehr schnell angehoben hätte. Am 13. März erschreckten zuletzt Beben der Stärken 1,4 und 2,8 die Menschen in der Region. Das erste Beben ereignete sich in 1,9 Kilometern Tiefe, das zweite in einer Tiefe von 2,7 Kilometern. Das Hauptreservoir des Magmas soll in sieben bis acht Kilometern Tiefe sein. Aus Sicht von De Natale gibt es bisher keine Beweise, dass Magma in geringe Tiefen unter die Oberfläche aufgestiegen ist.

"Wir müssen den Vulkan besser verstehen"

Vulkanologe De Natale hält immerhin eine bevorstehende "katastrophale Eruption" bei Neapel mit riesiger Aschewolke für "extrem unwahrscheinlich". So stark ausgebrochen sind die Phlegräischen Felder zuletzt vor 15.000 Jahren. Vor 39.000 Jahren muss eine Eruption die Erde in den Winter geschickt haben: Es wurde deutlich mehr Asche und Gestein ausgestoßen als 1815 beim Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora. Damals erlebten Europa und Nordamerika ein Jahr ohne Sommer. Bei der letzten Eruption der Phlegräischen Felder entstand 1538 ein neuer Berg.

Im Zuge der kontinuierlichen Hebungen war bereits 2016 die Alarmstufe auf Gelb angehoben worden – mit der Folge, dass der Supervulkan wissenschaftlich überwacht werden muss. Eleonora Rivalta, Professorin für Erdbeben- und Vulkanphysik an der Universität Bologna und am Geoforschungszentrum in Potsdam, sagte der Zeitung: "Wir müssen unsere Bemühungen, den Vulkan besser zu verstehen, intensivieren." Die gestiegene Bebenaktivitität in dieser seismisch stark aktiven Zone sei aber auch noch kein Anlass, in Alarmstimmung zu verfallen.

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