13 Jahre nach Brunos Tod In Bayern ist wieder ein Braunbär unterwegs
Er ist brav und unauffällig. Trotzdem stößt das Auftauchen eines Braunbären in Bayern eine Debatte los: Nicht jeder begrüßt den Vierbeiner. Die Geschichte erinnert an den erschossenen Bruno.
Er mochte Honig und Schafe: Der junge Braunbär Bruno hielt mit seinen Eskapaden vor gut 13 Jahren die Behörden in Bayern auf Trab – und endete ausgestopft im Museum. Jetzt hat wieder ein Artgenosse die Tatzen auf bayerischen Boden gesetzt. Bisher bleibt er brav.
Da werden Erinnerungen wach: Mehr als 13 Jahre nach dem Abschuss von Bruno ist wieder ein Bär nach Deutschland eingewandert. Eine Wildtierkamera habe das Tier in der Nacht auf Mittwoch im Landkreis Garmisch-Partenkirchen fotografiert, teilte das Landesamt für Umwelt (LfU) mit. Nun suchen Experten nach neuen Spuren. Unter anderem gehe es darum, genetisches Material etwa aus Kot oder Fellresten zu finden, um die Herkunft und auch das Geschlecht des Tieres zu bestimmen, sagte eine Sprecherin des bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU).
"Bayern ist gut vorbereitet"
"Der Bär verhält sich nach wie vor sehr scheu und unauffällig", erläuterte die Behörde. "Bayern ist gut vorbereitet", sagte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler). Nun greife das abgestimmte Verfahren der Experten. Glauber verwies auf den Managementplan zum Umgang mit Bären. Die Sicherheit stehe stets im Mittelpunkt.
Auch wenn das Tier bisher sehr scheu ist: Almbauern sehen die Ankunft des Bären mit Skepsis. "Natürlich sind die Almbauern in Sorge. Aber solange er sich zurückhaltend verhält und Schafe und andere Weidetiere in Ruhe lässt, ist es kein Problem", sagte Hans Stöckl, Geschäftsführer des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern. Zudem sei die Almsaison für dieses Jahr vorbei, die Tiere seien im Tal. Behalten wollen die Almbauern den Bären nicht. "Man hofft, dass er sich wieder vom Acker macht", sagt Stöckl.
Warnung von überzogenen Reaktionen
Bereits im Juni war ein Bär im österreichischen Tirol aufgetaucht. Er sei dort am 9. Oktober nochmals nachgewiesen worden; zudem hatte am 1. Oktober eine Touristin im Balderschwanger Tal eine Bärenlosung fotografiert. Es sei möglich, dass es sich um dasselbe Tier handele und das aktuelle Foto seine Wanderbewegungen dokumentiere.
Naturschützer begrüßten die Ankunft. Falls es der Bär aus Tirol sei, habe er in drei Wochen knapp 100 Kilometer zurückgelegt, erläuterte Andreas von Lindeiner vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). "Seine Wanderung ging zum Teil durch stark touristisch geprägtes Gebiet, ohne dass ihn irgendjemand gesehen hat. Er hat sich also absolut unauffällig verhalten und ist somit weiterhin als Vorbild-Bär einzustufen." Der LBV warnte vor überzogenen Reaktionen – und vor Abschussforderungen.
Managementplan nach Bruno-Desaster
"Der Bär verhält sich bisher sehr vorsichtig, Sichtungsmeldungen sind uns nicht bekannt", sagte auch Moritz Klose, Wildtierexperte beim Umweltverband WWF. Der Verband sähe es als Gewinn, wenn sich ein Braunbär dauerhaft in Deutschland niederlasse. Bayern sei zumindest auf dem Papier gut vorbereitet. "Jetzt wird sich zeigen, ob die Maßnahmen praxistauglich sind." Den Managementplan hatte Bayern nach dem Desaster mit Bruno erarbeitet. Er regelt den Umgang mit dem Wildtier und die Schritte, falls es Probleme gibt.
Bruno – wissenschaftlich genannt JJ1 als Erstgeborener von Vater Jose und Mutter Jurka – war im Sommer 2006 der erste Bär, der nach 170 Jahren seine Tatzen auf bayerischen Boden setzte. "Der Bär ist in Bayern willkommen", erklärte damals der bayerische Umweltminister Werner Schnappauf (CSU). Doch Bruno benahm sich nicht entsprechend. Er trabte an Ortschaften heran, riss Schafe, holte sich Geflügel und räumte Bienenstöcke aus. Nur wenige Tage später erklärte Schnappaufs Ministerium: "Der Bär ist zu einem Problem-Bären geworden."
Bruno wurde für Museum ausgestopft
Wochenlang bemühten sich die Behörden, das streng geschützte Tier zu fangen. Bruno wurde – unter Protest von Tierschützern – zum Abschuss freigegeben. Am 26. Juni 2006 wurde er im oberbayerischen Rotwandgebiet getötet. Heute steht Bruno ausgestopft im Münchner Museum "Mensch und Natur".
JJ1 stammte aus dem norditalienischen Trentino. Dort leben zurzeit etwa 60 Bären – mit leicht steigender Tendenz, wie das LfU erläuterte. Zumindest bei dem in Tirol gesichteten Bären vermuten Experten, dass er ebenfalls von dort kam. Bis Tirol hatten es Bären mehrfach geschafft. Nach Angaben eines Amtstierarztes der Bezirksverwaltung Reutte vom Juni wurde dort in den vergangenen 15 Jahren rund ein Dutzend Mal ein Bär gesichtet.
Bären verbreiten sich nur langsam
Vermutet wird, dass es sich um einen männlichen Bären handelt: "Vom Verhalten her würden wir darauf schließen, dass es ein männliches Jungtier ist", sagte die LfU-Sprecherin. Diese legen auf der Suche nach einem Revier weite Strecken zurück. Wo genau der Bär gesichtet wurde, wollte die Sprecherin "zum Schutz des Wildtieres und seiner Ungestörtheit" nicht sagen.
- In Kühllaster gefunden: Herkunft der 39 Toten in Großbritannien ist geklärt
- Schock in Portugal: Baby ohne Gesicht geboren – Arzt suspendiert
- Säureanschlag auf Manager: Verdächtiger Mann festgenommen
Dass Bären hierzulande heimisch werden, ist aber unwahrscheinlich. "Eine Bärenpopulation breitet sich nur sehr langsam aus", hieß es beim LfU. "Es ist nicht zu erwarten, dass Bären sich in Bayern dauerhaft ansiedeln."
- Nachrichtenagentur dpa