Umgang mit autistischer Schwester Russisches Topmodel heizt Behinderten-Debatte an
In Russland ist die Diskussion um den Umgang der Gesellschaft mit Behinderten angeheizt worden. Verantwortlich dafür ist das Topmodel Natalia Wodjanowa. Der Grund: Ihrer behinderten Schwester ist der Zutritt in ein Café verweigert worden. Daraufhin reagierte ihre berühmte Schwester Natalia zornig - und nutzt nun ihre Prominenz, um in die Öffentlichkeit zu gehen.
Die an Autismus und Kinderlähmung leidende 27-jährige Oxana Wodjanowa wurde mit ihrer Pflegerin in ihrer Heimatstadt Nischni Nowgorod mit der Begründung weggeschickt, die Gäste könnten sich gestört fühlen. Als sich die Frauen weigerten zu gehen, rief ein Mitarbeiter des Restaurants seine Sicherheitsleute:
"Haut ab, oder wir rufen die Irrenanstalt an und schließen euch im Keller ein", bekamen die Frauen noch zu hören.
"Signal, das man nicht ignorieren kann"
Das 33-jährige Modemodel hat den Vorfall über ihre Facebook-Seite bekannt gemacht und Anzeige gegen die Besitzer und Mitarbeiter des Restaurants erstattet. Dass der Fall öffentlich gemacht wurde habe das Ziel, Menschen mit Entwicklungsstörungen zu helfen, teilte die Familie in einer Erklärung mit: "Es ist für die Gesellschaft ein Signal, das man nicht ignorieren kann", heißt es dort unter anderem.
Wodjanowa, die vor kurzem eine internationale TV-Show zur Fußball-WM 2018 in Russland moderierte, dankte für die Unterstützung in sozialen Netzwerken. Der Eintrag fand enorme Resonanz: Innerhalb eines Tages, das schreibt die BBC, hätten 80.000 Leser den Aufschrei der älteren Schwester mit "Gefällt mir" markiert.
Fall könnte Signalwirkung haben
Russische Abgeordnete nannten die Diskriminierung von Oxana "inakzeptabel". Auch die staatlichen Ermittlungsbehörden haben sich laut Medienberichten eingeschaltet. Außerdem muss sich der Besitzer des Café in den Medien für sein und das Verhalten seiner Mitarbeiter erklären.
Russische Menschenrechtler äußerten die Hoffnung, dass der Fall etwas am Umgang mit Behinderten ändert. Bereits zu den Paralympics 2014 in Sotschi habe die Regierung landesweite Besserungen versprochen - die aber weiter auf sich warten ließen.
In Russland werden Menschen mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen noch häufig aus Scham von ihren Familien versteckt oder sogar eingesperrt. Natalia Wodjanowa setzt sich seit Jahren für die Rechte behinderter Menschen ein. Sie gründete 2004 eine Stiftung für benachteiligte Kinder. 2014 war sie Botschafterin für die Paralympics in Sotschi.
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