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Handyverbot an Deutschlands Schulen? Regeln in europäischen Nachbarländern


Europaweit
Handys in der Schule: Unsere Nachbarn haben eine klare Meinung


03.07.2024Lesedauer: 3 Min.
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Schüler und Schülerinnen mit Mobiltelefonen: An vielen Schulen sind Smartphones nicht gern gesehen.Vergrößern des Bildes
Schüler und Schülerinnen mit Mobiltelefonen (Archivbild): An vielen Schulen sind Smartphones nicht gern gesehen. (Quelle: imago-images-bilder)

Seit Jahren wird das Thema der Mobiltelefone an der Schule diskutiert. Europäische Nachbarländer setzen auf Verbote und strenge Regelungen.

Ein Handyverbot an Schulen scheint europaweit zum Trend zu werden. Neue Richtlinien in Großbritannien und den Niederlanden zeugen von einem immer strengeren Umgang mit der Handynutzung. Ob es für die Lernerfolge der Schüler etwas bringt, ist wissenschaftlich bisher nicht belegt, Lehrer und Schüler berichten aber von weniger Ablenkung. Ein Überblick über die Regelungen in Europa.

Großbritannien: Richtlinie zum Verbot

Eine neu erlassene, verbindliche Richtlinie in Großbritannien untersagt die Nutzung von Mobiltelefonen während des Schulalltags komplett – sowohl in den Pausen als auch im Unterricht.

Die konservative Bildungsministerin, Gillian Keegan, betonte jedoch, dass es sich hierbei noch nicht um einen Gesetzesentwurf handelt und dass jede Schule individuell entscheiden kann, wie sie die Richtlinie umsetzt.

Niederlande: Dringende Empfehlung des Verbots

Auch in den Niederlanden wurde mit Beginn des Jahres 2024 eine ähnliche Regelung eingeführt, aber nicht als verbindliche Richtlinie, sondern als "dringende Empfehlung". Gerade wenn Schüler während des Unterrichts in sozialen Medien unterwegs seien oder andere Apps bedienten, lenke sie dies vom Unterrichtsstoff ab und störe die soziale Interaktion in der Klasse, hieß es zur Begründung.

Das Verbot gilt aktuell für weiterführende Schulen, ab kommendem Schuljahr auch an Grundschulen und Sonderschulen.

Frankreich: Verbot per Gesetz

Frankreich hat bereits seit 2010 ein Handyverbot im Unterricht eingeführt. Seit 2018 ist die Nutzung von internetfähigen Geräten nicht nur im Unterricht, sondern auch während der Pausen und bei schulischen Aktivitäten außerhalb des Schulgebäudes verboten.

Diese Regelung gilt für Kinder zwischen drei und 15 Jahren, mit Ausnahme von Gymnasien. Bei Verstößen dürfen Lehrkräfte die Geräte vorübergehend konfiszieren.

 
 
 
 
 
 
 

Italien: Verbot per Gesetz

In Italien besteht seit 2007 ein Handyverbot, das 2017 gelockert, aber 2022 nach einem Regierungswechsel wieder verschärft wurde.

Die aktuelle Regierung unter der Rechtspopulistin Giorgia Meloni hat die Nutzung von Mobiltelefonen während des Unterrichts definitiv untersagt.

Dänemark: Digitalisierung ja, Handys nein

Dänemark gilt als Vorreiter der Digitalisierung in Schulen. Trotzdem empfiehlt das dänische Bildungsministerium ein Smartphone-Verbot während des Unterrichts. Schulen sollen den Zugriff auf nicht unterrichtsrelevante Webseiten sperren und digitale Medien nur dann einsetzen, wenn dies fachlich sinnvoll erscheint. Die Lösung hier heißt etwa: Handy-Hotels. Das sind Metallschränke am Schuleingang, in die die Schüler bis zur siebten Klasse mit Betreten der Schule ihre Handys legen, bis sie die Schule wieder verlassen. Ab der siebten Klasse sind Handys in Pausen und Freistunden erlaubt.

Portugal und Spanien: Kompromisslösungen

In Portugal werden ebenfalls Kompromisslösungen erprobt. Hier gibt es etwa das Modell fester festen handyfreier Tage im Monat – an anderen Tagen dürfen die Smartphones mitgebracht werden.

In Spanien haben einige Regionen ein vollständiges Verbot erlassen, während andere einen milderen Ansatz verfolgen.

Die Lehrergewerkschaft in Österreich fordert ebenfalls ein Handyverbot, das Bildungsministerium ist jedoch anderer Meinung.

Die Situation in Deutschland

In Deutschland ist im Moment kein generelles Mitnahmeverbot von Handys geplant. Juristen gehen davon aus, dass dies zu stark in die Persönlichkeits- und Eigentumsrechte des Einzelnen eingreifen würde. Durch die föderale Struktur des deutschen Bildungssystems könnte es ohnehin keine flächendeckende Regelung geben. Bislang darf die Nutzung im Unterricht und in den Pausen untersagt werden. Nur in Einzelfällen ist es als pädagogische Maßnahme erlaubt, Schülern das Handy abzunehmen.

Handyverbote: Kaum Auswirkungen aufs Nutzungsverhalten

In der Pisa-Studie 2022 wurden die 15-Jährigen nach ihrer Handynutzung befragt.

  • Rund 40 Prozent der befragten 15-Jährigen gaben an, ihr Handy überhaupt nicht in der Schule zu nutzen.
  • 32 Prozent der Schüler gaben an, sich nervös zu fühlen, wenn das Handy nicht in der Nähe ist.
  • 59 Prozent der weiterführenden Schulen in Deutschland haben bereits ein allgemeines Handyverbot auf dem Schulgelände.
  • Bei Schulen in sozial kritischer Lage sind es sogar 75 Prozent.
  • Andererseits gilt auch an 87 Prozent der Privatschulen ein Handyverbot.

Auf die Handynutzung wirkt sich übrigens ein Handyverbot kaum aus. Mit Verbot nutzen nur 17 Prozent der Kinder ihr Handy nicht (ohne Verbot: neun Prozent). 35 Prozent nutzen das Smartphone trotzdem täglich in der Schule (ohne Verbot: 47 Prozent).

Was bringt ein Handyverbot?

Dazu gibt es bisher wenige wissenschaftliche Untersuchungen. Eine englische Studie aus dem Jahr 2016 stellte fest, dass die Testergebnisse von Schülern und Schülerinnen nach dem Handyverbot besser wurden, besonders unter den leistungsschwächsten Schülern. Als die Studie 2019 wiederholt wurde, war aber keine Verbesserung mehr nachzuweisen.

Viele Schulen halten Vereinbarungen für den Umgang mit dem Handy für pädagogisch sinnvoller als Verbote – etwa in einer Handyordnung oder einer Handyvereinbarung, die im Idealfall Schüler und Lehrkräfte gemeinsam erarbeiten, sowohl was die Regeln als auch die Sanktionen angeht. So berichtet etwa eine Realschule in Blaustein (Baden-Württemberg), dass das gemeinsam ausgehandelte Handyverbot besser eingehalten werde und zu aufmerksameren, weniger abgelenkten Schülern und Schülerinnen führe.

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