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Saarlouis: Ex-Neonazi-Führer wegen Mordverdachts verhaftet


Brandanschlag in Saarlouis
Polizei verhaftet Ex-Neonazi-Führer wegen Mordverdachts

Von t-online, dpa, mam

Aktualisiert am 04.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Eine Gedenktafel für Samuel Kofi Yeboah in der Saarlouiser Straße, Höhe Hausnummer 53, in Saarlouis.Vergrößern des Bildes
Eine Gedenktafel für Samuel Kofi Yeboah in der Saarlouiser Straße, Höhe Hausnummer 53, in Saarlouis. (Quelle: BeckerBredel/imago-images-bilder)
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21 Menschen schliefen in einer Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis, als dort ein Brandanschlag verübt wurde. Samuel Yeboah starb. Nun ist sein mutmaßlicher Mörder festgenommen worden.

31 Jahre nach dem Tod des Asylbewerbers Samuel Yeboah, der im September 1991 bei einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis ums Leben kam, hat Generalbundesanwalt Peter Frank den mutmaßlichen Mörder verhaften lassen.

Der Rechtsextremist werde im Laufe des Tages dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt, der ihm den Haftbefehl eröffnen und über den Vollzug der Untersuchungshaft entscheiden werde, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Montag mit.

Gegen den Deutschen bestehe der dringende Tatverdacht des Mordes, des versuchten Mordes zum Nachteil von 20 Menschen sowie der Brandstiftung mit Todesfolge. Nach Überzeugung der Behörde hat der heute 50-Jährige im September 1991 aus rassistischer Gesinnung einen Brand in der Stadt im Saarland gelegt.

Neonazi sprach zuvor wohl mit Gleichgesinnten über Anschläge

Zuvor hatte er sich laut Anklagebehörde in einer Gaststätte in Saarlouis mit rechtsextremistischen Gesinnungsgenossen getroffen. Dort sei über die rassistisch motivierten Anschläge auf Unterkünfte für Ausländer in Hoyerswerda gesprochen worden. Die Gesprächsteilnehmer sollen deutlich gemacht haben, dass sie solche Anschläge auch in Saarlouis begrüßen würden. In der sächsischen Stadt Hoyerswerda war es im September 1991 zu schweren rassistischen Ausschreitungen gekommen, an denen sich Hunderte Menschen beteiligten.

Wenige Stunden nach dem Gespräch schritt der Mann nach Darstellung der Anklagebehörde zur Tat. Im Treppenhaus des von Geflüchteten bewohnten Gebäudes habe er Benzin ausgegossen und entzündet. Das Feuer erfasste im Dachgeschoss den 27-jährigen Samuel Yeboah aus Ghana. Er erlitt schwerste Verbrennungen und eine Rauchvergiftung, an denen er noch am Tag der Tat starb. Zwei weitere Hausbewohner zogen sich durch Sprünge aus dem Fenster Knochenbrüche zu. Die übrigen 18 Bewohner brachten sich in Sicherheit.

Die Karlsruher Bundesanwaltschaft geht von einem rechtsextremen und fremdenfeindlichen Motiv aus. Es gehe um eine "staatsschutzspezifische Tat von besonderer Bedeutung", zitiert der "Spiegel".

Mutmaßlicher Täter hatte "führende Rolle" in Neonaziszene

Bei dem Festgenommenen handelt es sich demnach offenbar um den 1971 geborenen Peter Werner S. aus Saarlouis. In den Neunzigerjahren gehörte er zu den bekanntesten Neonazis der saarländischen Stadt, in der damals eine größere rechtsextreme Szene aktiv war. Ermittler schrieben S. seinerzeit eine "führende Rolle" innerhalb der Szene zu. Laut Ermittlungsakten nahm S. 1996 an einer rechtsextremen Demonstration teil, auf der auch die späteren NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Beate Zschäpe anwesend waren.

Mit dem jahrzehntelang ungeklärten Brandanschlag auf die Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis-Fraulautern wurde Peter Werner S. schon länger in Verbindung gebracht: Im Januar 2021 durchsuchten Ermittler die Wohnung und den Arbeitsplatz von S., festgenommen wurde er damals jedoch nicht. Die Ermittlungen wurden eingestellt.

Auf Grundlage neuer Erkenntnisse nahm laut Bundesanwaltschaft die Generalstaatsanwaltschaft Saarbrücken das Verfahren wieder auf. Vorausgegangen waren umfangreiche Zeugenvernehmungen, hieß es. Peter Werner S. ließ eine Anfrage des "Spiegel" zu den Vorwürfen der Ermittler bislang unbeantwortet.

Saarländische Polizei entschuldigt sich

Die saarländische Polizei hat am Montag Versäumnisse bei der damaligen Polizeiarbeit eingeräumt. Eine vom Landespolizeipräsidium eingesetzte Arbeitsgruppe (AG) "Causa" habe festgestellt, dass die damalige Organisationsstruktur in Teilen nicht richtig funktioniert habe, teilte die Polizei in Saarbrücken mit. So seien "Defizite etwa bei der Erhebung, Bewertung und Weitergabe von Informationen" festgestellt worden.

Landespolizeipräsident Norbert Rupp teilte mit: "Ich entschuldige mich im Namen des Landespolizeipräsidiums dafür, dass offensichtlich auch Defizite in der damaligen Polizeiarbeit zur Einstellung der Ermittlungen geführt haben." So etwas dürfe sich "nicht wiederholen" – die Polizei habe inzwischen Schwachstellen beseitigt und "Qualitätsstandards" eingeführt.

Verwendete Quellen
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