Prozess in Waldkraiburg Angeklagter nach Anschlägen auf türkische Läden verurteilt

Ein Mann verübte im bayrischen Waldkraiburg mehrere rassistisch motivierte Brandanschläge. Nun wurde er zu einer Haftstrafe verurteilt, die er aber vorerst nicht antreten wird.
Im Prozess um Anschläge auf türkische Läden im oberbayerischen Waldkraiburg ist der Angeklagte am Freitag zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt worden – unter anderem wegen versuchten Mordes in 26 Fällen, schwerer Brandstiftung und der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Das Oberlandesgericht München verhängte außerdem die Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie, weshalb der Verurteilte seine Haftstrafe zunächst nicht antreten können wird.
Der heute 27-Jährige hatte – unter anderem – einen Brandsatz in ein türkisches Lebensmittelgeschäft geworfen, über dem zahlreiche Menschen in ihren Wohnungen lebten. Die brachte er aus Sicht des Gerichts damit in Lebensgefahr. Außerdem soll er weitere Taten verübt und geplant haben. Das Motiv: fanatischer Salafismus und Hass auf Türken.
Angeklagter hat psychische Erkrankung
Der Angeklagte ist nach Gerichtsangaben schizophren. "Ohne die Schizophrenie sind die vom Angeklagten verübten Anschläge in Waldkraiburg nicht denkbar", sagte der Vorsitzende Richter. Sie seien aber "ebenso wenig denkbar ohne die islamistisch-dschihadistische Ideologie". Diese sei "das Fundament, auf dem die Schizophrenie aufgesattelt hat". Der Angeklagte habe sich in kürzester Zeit radikalisiert und sei zu einem "ausgeprägten dschihadistischen Weltbild" gekommen. Dabei habe der Sohn kurdischer Eltern einen "Türkenhass" entwickelt.
Die Bundesanwaltschaft hatte dreizehneinhalb Jahre Haft gefordert, die Verteidigung eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren.
- Nachrichtenagentur dpa, AFP