Aufschrei gegen Gewalt und Belästigung Londons Frauen sind wütend und erhalten prominente Unterstützung
Eine verbotene Mahnwache für die ermordete Sarah Everard in London eskalierte, die Polizei benutzte Handschellen und wollte die Veranstaltung auflösen. Am Mahnmal gab es überraschenden Besuch aus dem Palast.
Trotz Warnungen vor rechtlichen Konsequenzen haben sich am Samstagabend Hunderte Menschen in einem Park im Süden Londons versammelt, um der mutmaßlich von einem Mann entführten und ermordeten Sarah Everard zu gedenken. Der Fall hatte zu einem landesweiten Aufschrei gegen Belästigungen und Gewalt an Frauen geführt.
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Versuche der Polizei, die wegen der Corona-Maßnahmen nicht genehmigte Versammlung teils mit Gewalt aufzulösen, wurden mit lautstarken Protestrufen und Pfeifkonzerten beantwortet, wie auf Videos im Internet zu sehen war.
Aufnahmen zeigten, wie Polizisten mehrere Teilnehmer der Mahnwache in einem Park im Stadtteil Clapham in Handschellen legten. "Die Szenen in Clapham heute Abend sind zutiefst verstörend", schrieb der Oppositionsführer Keir Starmer bei Twitter. "Ich teile ihre Wut und Bestürzung darüber, wie dies gehandhabt wurde. Das war nicht die richtige Art und Weise, diesen Protest zu überwachen." Auch der konservative Abgeordnete Steve Baker sprach von "unsäglichen Szenen" und forderte den britischen Premierminister Boris Johnson auf, "das Lockdown-Gesetz jetzt zu ändern".
Prominenter Besuch aus dem Palast
Selbst Herzogin Kate (39) hatte den improvisierten Gedenkort an einem Musikpavillon im Park Clapham Common am Nachmittag aufgesucht und Berichten zufolge Narzissen niedergelegt. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Palastkreisen erfuhr, wollte Kate der getöteten Sarah E. und ihrer Familie Respekt zollen. Sie habe sich auch daran erinnert, wie es sich anfühlte, vor ihrer Hochzeit mit Prinz William (38) nachts allein durch London zu gehen, hieß es. Auf Videos, die am Samstag in sozialen Medien kursierten, war zu sehen, wie Kate vor den Blumen innehielt. Sie trug eine olivgrüne Jacke. Dem Anschein nach war sie ohne Bodyguards gekommen. Eine Maske trug sie nicht.
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Erst am Freitag war der in einem Waldstück in der Grafschaft Kent gefundene leblose Körper der zuvor als vermisst gemeldeten 33-jährigen Sarah E. identifiziert worden. Damit wurde aus Befürchtungen über ihr Schicksal traurige Gewissheit. Zuletzt gesehen wurde Sarah E. am 3. März in der Nähe von Clapham Common, als sie in der Dunkelheit auf dem Nachhauseweg von einer Freundin war. Unter Tatverdacht steht ein 48 Jahre alter Polizist, der am Samstag dem Haftrichter vorgeführt wurde. Er muss weiter in Untersuchungshaft bleiben.
Die Initiative "Reclaim These Streets" (etwa: Erobert diese Straßen zurück) hatte zunächst zu einer Mahnwache in London aufgerufen, um an Sarah E. zu erinnern und alltägliche Belästigungen und Gewalt gegen Frauen anzuprangern. Nach erfolglosen Gesprächen mit der Polizei über eine Durchführung unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen wurde die Mahnwache jedoch wieder abgesagt. Ähnlich war es in vielen anderen Städten im Vereinigten Königreich.
"Uns wurde gesagt, dass jede der Organisatorinnen eine Strafe von 10.000 Pfund (11.650 Euro) riskiert, sollten die Vorbereitungen weitergehen", hieß es in einer Mitteilung von "Reclaim These Streets" am Samstagmorgen. Daraufhin erhielten die Veranstalterinnen zahlreiche Spenden. Trotz der Absage der Mahnwache kamen bis zum Abend bereits mehr als 380.000 Pfund (etwa 442.000 Euro) zusammen. Die Organisatorinnen riefen auch dazu auf, um 21.30 Uhr (Ortszeit) auf der Türschwelle eine Kerze zu entzünden. Das war die Zeit, zu der Sarah E. zuletzt lebend gesehen wurde.
Premierminister Boris Johnson kündigte per Twitter an, er werde gemeinsam mit seiner Verlobten Carrie Symonds eine Kerze anzünden. "Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um sicherzustellen, dass die Straßen sicher sind, und dass Frauen und Mädchen keine Belästigung oder Missbrauch erleiden müssen", so der Regierungschef.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP