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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Spektakulärer Juwelendiebstahl Familie Remmo: Das Grüne Gewölbe wäre nicht ihr erster Coup
Erneut ist es das Berliner Clan-Milieu: Ermittler haben Mitglieder der Großfamilie Remmo für den Diebstahl im Grünen Gewölbe inhaftiert. Die Liste der Verbrechen von Clan-Angehörigen ist lang.
Dieses Mal sind es Abdul Majed und Mohamed Remmo, nach denen gefahndet wird. Drei ihrer Verwandten sind seit Dienstagmittag bereits für den spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden inhaftiert. Geht es nach den Ermittlern, folgen die beiden flüchtigen Brüder ihnen bald.
"Dieses Mal", weil der Name der Berliner Großfamilie immer wieder in Ermittlungen zu schwersten Straftaten auftaucht. Er gilt wie einige andere Namen als Synonym für organisierte Kriminalität im Clan-Milieu. Familienoberhaupt Issa Remmo soll sich, Berichten zufolge, "Ich bin ein Berliner" auf die Brust tätowiert haben lassen. Die Großfamilie gilt als einer der bekanntesten Clans der Hauptstadt.
Rapper und Kampfsportler schmücken sich gern mit ihren vermeintlich verruchten Kontakten zur Familie. Wer einen Remmo kennt, der gilt als straßentauglich. Aber längst nicht jeder mit dem Namen ist kriminell – dafür ist der Name im Arabischen viel zu verbreitet – und auch nicht jedes Mitglied der Großfamilie steht mit Straftaten in Verbindung. Doch Ermittlern sind in den Familienstrukturen nicht die kriminellen Netzwerke verborgen geblieben, die sich gebildet haben, seit die ersten Remmos vor fast 40 Jahren aus dem Libanon nach Deutschland kamen.
Im Milieu stärkten familiäre Banden schon immer das Vertrauensverhältnis – das ist bei arabischen Clans nicht anders, als bei der Mafia oder irischen Gangs an der US-Ostküste. Verfahren gab es deswegen schon wegen allerhand: Gewaltverbrechen und Schutzgelderpressung, Drogenhandel, Diebstahl und Hehlerei. Zuletzt bestimmten aber besonders Aufsehen erregende Verbrechen mit Bezug zu Angehörigen des Remmo-Clans die Schlagzeilen. Fast so, als gelte es neben kriminellem Ertrag auch einen Ruf zu verteidigen.
Die spektakulärsten Fälle:
- 2014 setzte ein Familienmitglied mit Komplizen nach einem Einbruch eine Sparkassen-Filiale in Berlin-Mariendorf in Brand. Die Beute im Wert von über neun Millionen Euro konnte nie sichergestellt werden. Der Mann wurde verurteilt.
- 2017 stahlen Einbrecher aus dem Bode-Museum die 100 Kilogramm schwere Goldmünze "Big Maple Leaf". Mehrere junge Männer wurden verurteilt, darunter zwei Clan-Mitglieder.
- 2018 erschütterte ein Geldtransporterüberfall am Berliner Alexanderplatz die Stadt. Die Täter waren mit Maschinenpistolen bewaffnet und schossen auf der Flucht. Männer aus dem Umfeld des Clans wurden dafür verurteilt.
Während der zahlreichen Gerichtsverfahren nutzten Angehörige dann auch immer wieder die Möglichkeit, sich in der Presse zu äußern. Eng begleitet werden die Ermittlungen und Prozesse meist von "Spiegel.TV" und der "B.Z.", auch wenn sie nicht zu Verurteilungen führen. So zum Beispiel das Verfahren in Zusammenhang mit einem Mann, der mit Baseballschlägern totgeprügelt wurde. Da kam Issa Remmo zu Wort, dem seitens der Behörden immer wieder vorgehalten wird, er sei der Chef des Clans.
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Doch die Aufmerksamkeit hat für den Remmo-Clan inzwischen ihren Preis. Ermittler haben bereits 2018 Immobilien der Familie im Wert von rund neun Millionen Euro sichergestellt. Die Polizei geht davon aus, dass die Immobilien mit Geldern aus Straftaten gekauft wurden. Ein Gericht hat zumindest in zwei Fällen diese Auffassung bestätigt. Dazugehörige Mieteinnahmen wurden ebenfalls eingezogen.
Der Einbruch im Grünen Gewölbe in Dresden würde sich also in eine Vielzahl von Straftaten von Clan-Angehörigen einreihen, sollten sich die Ermittlungen bestätigen. Tatsächlich soll laut Medienberichten auch ein für Ermittler alter Bekannter unter den verhafteten Verdächtigen sein: Er wurde bereits für den Diebstahl der Goldmünze "Big Maple Leaf" verurteilt.
- Tagesspiegel: Großfamilie R. – die Berliner Blutsbande
- Spiegel.TV: Die Familie Rammo
- B.Z.: Die ersten beschlagnahmten Clan-Immobilien gehören nun Berlin