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Neuseeland – Forderung: Christchurch-Terrorist soll lebenslange Haft in Australien verbüßen


Forderung des Vize-Premier
Christchurch-Terrorist soll Strafe in Australien verbüßen

Von dpa
Aktualisiert am 28.08.2020Lesedauer: 3 Min.
Brenton Tarrant: Der Terrorist tötete in Christchurch 51 Menschen.Vergrößern des Bildes
Brenton Tarrant: Der Terrorist tötete in Christchurch 51 Menschen. (Quelle: Poolfoto/imago-images-bilder)
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Der Christchurch-Attentäter muss lebenslang in Haft. Seine Strafe sollte er ursprünglich in Neuseeland absitzen – nun steht zur Debatte, den Terroristen in seine Heimat Australien abzuschieben.

Nach der Verurteilung des Attentäters von Christchurch zu lebenslanger Haft ohne Bewährung gibt es in Neuseeland Forderungen nach einer Abschiebung des 29-Jährigen in seine australische Heimat. "Die Islamische Gemeinschaft und alle Neuseeländer haben bereits genug gelitten, ohne dass sie jetzt auch noch die astronomische Summe bezahlen müssen, um ihn in unserem Gefängnissystem in Sicherheit zu verwahren", sagte Vize-Premier Winston Peters. "Dieser Terrorist sollte in das Land zurückgeschickt werden, das ihn großgezogen hat."

"Er verdient völlige Stille auf Lebenszeit"

Der australische Regierungschef Scott Morrison zeigte sich offen für die Option, den Verurteilten nach Australien zu bringen. Er werde diese Möglichkeit mit seiner neuseeländischen Amtskollegin Jacinda Ardern besprechen, sagte er im australischen Frühstücksfernsehen. Eine formelle Anfrage aus dem Nachbarland gebe es aber bisher nicht.

Ardern hatte die lebenslange Haftstrafe für den Attentäter zuvor begrüßt. "Ich hoffe, heute ist der letzte Tag, an dem wir Anlass haben, den Namen des dahinter stehenden Terroristen zu hören oder auszusprechen", teilte die 40-Jährige am Donnerstag kurz nach der Verkündung des Urteils mit. "Er verdient völlige Stille auf Lebenszeit."

Die emotionale Stellungnahme von Neuseelands Ministerpräsidentin sehen Sie oben im Video oder hier.

Keine Möglichkeit zur vorzeitigen Entlassung

Der Attentäter von Christchurch muss für den Rest seines Lebens in Haft. Richter Cameron Mander verurteilte den 29-jährigen Rechtsextremisten aus Australien am Donnerstag zu einer lebenslangen Haftstrafe ohne Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung. Mit dem Urteilsspruch nach einer viertägigen Anhörung ist damit eineinhalb Jahre nach den Anschlägen auf zwei Moscheen mit 51 Toten und 50 Verletzten eines der dunkelsten Kapitel in der jüngeren Geschichte des Pazifikstaates abgeschlossen – zumindest juristisch gesehen. Denn viele Betroffene werden das Massaker nie vergessen.

"Sie waren motiviert von einem grundsätzlichen Hass auf Menschen, von denen Sie glauben, dass sie anders sind als Sie selbst. (...) Sie stellen ein großes Risiko für die öffentliche Sicherheit dar", sagte Mander vor der Verkündung des Strafmaßes. Der Angeklagte verfolgte die Ausführungen des Richters ohne sichtbare Emotion.

"Ein schmerzhafter und erschütternder Moment"

Staatsanwalt Mark Zarifeh hatte zuvor ebenfalls auf lebenslang ohne Bewährung plädiert. Ein solches Strafmaß hat es in Neuseeland bisher noch nie gegeben. Zarifeh betonte, die Anschläge seien "ein schmerzhafter und erschütternder Moment in der neuseeländischen Geschichte". Er hob zudem hervor, wie hinterhältig der Täter agiert habe: "Viele von denen, die erschossen wurden, knieten im Gebet und hatten dem Schützen den Rücken zugewandt." Sowohl der Staatsanwalt als auch der Richter erklärten, dem Angeklagten fehle es völlig an Empathie.

Brenton Tarrant hatte im März 2019 zwei Moscheen in Neuseeland angegriffen und 51 Menschen getötet. 50 weitere wurden teilweise lebensgefährlich verletzt. Das minutiös geplante Massaker übertrug der Täter per Helmkamera ins Internet. Das Verbrechen gilt als das verheerendste in der jüngeren Geschichte des Pazifikstaats. Viele Überlebende leiden bis heute unter den Folgen, sind arbeitsunfähig oder müssen mit starken Schmerzen leben. In Folge der Tat verschärfte die Regierung die Waffengesetze.

Tarrant äußerte sich nicht selber vor Gericht

Brenton Tarrant hatte nach der Tat zunächst auf nicht schuldig plädiert, sich aber im März plötzlich doch in allen Anklagepunkten schuldig bekannt. Deshalb entfiel eine Hauptverhandlung. Ihm wurden 51 Morde, 40 versuchte Morde und Terrorismus zur Last gelegt. Der Extremist ist der erste Angeklagte, der unter dem Gesetz gegen Terrorismus ("Terrorism Suppression Act") von 2002 verurteilt wurde.

Er hatte zuvor darauf verzichtet, sich noch selbst vor Gericht zu äußern. Die Ankündigung räumte monatelange Befürchtungen aus, der Angeklagte könnte den Gerichtssaal zur Selbstdarstellung und als Plattform zur Verbreitung seiner rechtsextremistischen Ansichten nutzen. Ein Pflichtanwalt verlas stattdessen eine kurze Erklärung, in der es hieß, der Angeklagte widersetze sich einem lebenslangen Urteil ohne Bewährung nicht.

Riesiges Sicherheitsaufgebot während Prozess

Mehrere Dutzend Betroffene waren während der Urteilsverkündung im Gerichtssaal. Hunderte weitere verfolgten sie per Live-Stream. Auf dem Dach des High Court in Christchurch waren Scharfschützen positioniert, das Sicherheitsaufgebot war riesig.

In den vergangenen Tagen hatten mehr als 80 Überlebende und Hinterbliebene vor Gericht Erklärungen abgegeben. In emotionalen Statements wandten sie sich oft direkt an den Täter. Viele hatten den Richter eindringlich gebeten, den Attentäter für immer einzusperren.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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