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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Heldentat in serbischer Schule Sportlehrer schnappt sich bewaffneten Geiselnehmer
Ein Sportlehrer hat in einer Schule in Serbien einen schwer bewaffneten Geiselnehmer überwältigt. t-online.de hat er erzählt, wie er zum Helden wurde.
Seine Brille ist kaputt, der Kopf brummt ein bisschen und die aufgeschürften Hände sind noch bandagiert. Slavoljub Stojadinovic hat in einer Schule in Serbien einen mit automatischem Gewehr und Handgranaten bewaffneten psychisch kranken Geiselnehmer überwältigt. Kein Schüler ist verletzt oder gestorben, keine Granate detoniert, und die Löcher in der Wand von zwei Projektilen werden bald nicht mehr zu sehen sein.
"All das, was wir vom Krieg noch kennen"
Es war am Freitag um kurz vor 12.30 Uhr, Sportlehrer Stojadinovic ist zu diesem Zeitpunkt im Sportraum der Berufsschule Vuk Karadzic von Velika Plana und hat noch Pause, als sein Handy klingelt. "Es war eine sehr aufgeregte Schülerin, und alles, was ich verstanden habe: Ich soll bitte, bitte hochkommen in ihre Klasse. Es klang sehr dringend." So berichtet er es am Dienstag t-online.de am Telefon, er kommt gerade aus einem TV-Studio, ihn erreichen viele Medienanfragen.
Am Freitag eilt Stojadinovic nach dem Anruf nach oben, wo eine Klasse 17- und 18-Jähriger eigentlich Philosophieunterricht haben sollte. Doch in dem Klassenzimmer sieht er als Erstes einen Mann in Kampfanzug und mit Schutzweste, mit automatischer Waffe und mit Plastiksprengstoff auf einem Tisch vor sich. "All das, was wir vom Krieg noch kennen." Der eigentliche Lehrer der Klasse sitzt auf einem der Stühle, alle in der Gewalt des Eindringlings.
Anderthalb, vielleicht zwei Meter von Stojadinovic steht der Mann im Kampfanzug, richtet seine Waffe nun auf ihn. "Ich habe ihn gefragt, wer er ist, was er will." Er solle bleiben, wo er sei, sagt der Eindringling. Die Polizei sei hinter ihm her, man werde ihn töten.
Schüler aus dem Raum geschickt
Lehrer Stojadinovic entgegnet: "Was willst Du dann hier, die Schule und die Kinder haben doch nichts damit zu tun? Geh weg." Offenbar eine Bewegung in seinen Augenwinkeln habe den Mann dann abgelenkt. "Er hat zur Seite geschaut und ich habe die Chance gesehen, ihn mir zu schnappen."
Er stürzt auf den Mann zu, ringt mit ihm. "Raus, los", ruft er den Schülern zu, wird noch einmal laut, als vier Schüler zögern. Sie sind angehende Sicherheitstechniker, und sie wollen ihm eigentlich helfen.
"Als dann alle draußen waren, habe ich gedacht, dass es nur noch um mich oder ihn geht." Stojadinovic ist fast zwei Meter groß, 130 Kilo schwer, trainiert, hat früher auch als Security in Discos gearbeitet und der Mann im Kampfanzug ist kleiner. Trotzdem schafft er es, den Lehrer sogar in den Würgegriff zu bekommen.
Lauf kurz vor dem Schuss zur Seite gedrückt
Stojadinovic befreit sich, der Verbrecher richtet die Waffe auf ihn. "Ich habe den Lauf im letzten Moment nach rechts wegdrücken können, der Schuss ging in die Wand." Der Lehrer verteilt im Nahkampf auch Kopfstöße, dabei geht seine Brille zu Bruch.
Im Laufe des Kampfes fällt noch ein zweiter Schuss und schlägt in die Decke ein, ehe Stojadinovic dem Mann ein Bein wegziehen kann. "Er wollte dann eine Handgranate hervorholen, aber ich habe seine Hände halten können." 30 bis 50 Sekunden vergehen so nach vier bis fünf Minuten Kampf noch, dann stürmen Polizisten in den Raum. Es ist geschafft. "Die Polizeistation ist nur einen Kilometer entfernt."
Sturm von Glückwünschen auf Facebook
Der Bewaffnete, so stellt sich später heraus, ist ein 46-Jähriger, der in psychiatrischer Behandlung war und als gefährlich galt. Die Polizei hatte einen Großeinsatz an seiner Wohnung vorbereitet, als er in die Schule eindrang. "Ein schwer bewaffneter Geiselnehmer in einer Schule, jemand mit automatischen Waffen. Das kennen wir nur aus den USA, das gab es in Serbien noch nicht", sagt Stojadinovic. Jetzt steht der Fall in seiner Schule in der "New York Times", er hat den Link auf Facebook gepostet.
Dort hagelt es Glückwünsche und Dankesbekundungen an den Lehrer, sein Telefon steht zudem nicht still. "Für manche bin ich jetzt ein serbischer Held", sagt er. "Ich habe nur an die Schüler gedacht, dass ich für sie verantwortlich bin, dass ihre Väter und Mütter erwarten, dass ich sie beschütze."
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Erst danach habe er über die Gefahr nachgedacht, "das beschäftigt mich schon ein bisschen". In dieser Woche ist er krankgeschrieben, nächste Woche will er wieder zum Unterricht kommen.
- eigene Recherchen
- rts.rs: "Lehrer überwältigt mit Waffe und Sprengstoff ausgerüsteten Angreifer"