Nach tödlichen Schüssen Tatverdächtiger von Wetzlar stellt sich der Polizei
Ein Mann erschießt am Sonntag in Wetzlar einen anderen Mann. Die Ermittler vermuten einen Streit in einer kurdischen Großfamilie. Nun ist der Tatverdächtige mit seinem Anwalt auf die Polizeistation gekommen.
Nach den tödlichen Schüssen auf einen 39-jährigen Mann im hessischen Wetzlar hat sich der Tatverdächtige der Polizei gestellt. Der mit einer Fahndung gesuchte 27-jährige Mann sei in Begleitung seines Anwalts auf einer Polizeistation erschienen, teilten am Dienstagabend die Staatsanwaltschaft Wetzlar und die Polizei in einer gemeinsamen Erklärung mit.
Im Zusammenhang mit dem Fall durchsuchten Polizisten den Angaben zufolge am Dienstagnachmittag eine Gaststätte und eine Spielothek in Ehringshausen sowie zwei Wohnungen in Aßlar. Anlass sei gewesen, dass sich während der Ermittlungen "Hinweise auf Verstöße gegen das Waffengesetz" ergeben hätten. Bei den Aktionen seien Spezialeinsatzkommandos der hessischen und rheinland-pfälzischen Polizei zum Einsatz gekommen.
Der Verdächtige soll am Sonntagabend mehrfach auf einen 39 Jahre alten Mann geschossen und ihn tödlich verletzt haben. Der Mann starb später im Krankenhaus, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Die Ermittler gehen von einem familiären Hintergrund für die Tat aus. Geprüft wird auch ein politisch motivierter Racheakt. Der Tatverdächtige war nach der Tat geflüchtet.
"Zum Ende der Durchsuchungs- und der weiterhin durchgeführten Fahndungsmaßnahmen erschien der 27-jährige Tatverdächtige in Begleitung seines Anwaltes auf einer Polizeistation", erklärten Staatsanwaltschaft und Polizei. Das Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen das Waffengesetz richte sich gegen zwei Männer aus dem Lahn-Dill-Kreis.
Bericht: Mitglieder einer zerstrittenen kurdischen Großfamilie
Nach Informationen des Hessischen Rundfunks (HR) gehörten Täter und Opfer einer kurdischen Großfamilie an, die aus politischen Gründen zerstritten ist. Drei Angehörige der Familie, die größtenteils in der Osttürkei lebt, sollen demnach im Jahr 2017 in einem Wahllokal im kurdischen Teil der Türkei erschossen worden sein.
Die damaligen Opfer seien Anhänger der pro-kurdischen Partei HDP gewesen, die Täter hingegen – ebenso wie der nun in Wetzlar Erschossene – seien Anhänger der Regierungspartei AKP von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan.
Die Schüsse auf den 39-Jährigen könnten ein Racheakt für die Morde in der Türkei gewesen sein, berichtete der HR unter Berufung auf das Umfeld der Familie des Opfers. Der mutmaßliche Täter soll demnach aus dem Teil der Familie stammen, der die HDP unterstützt.
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Zeugen wollen den Schützen erkannt haben, als er auf den 39-jährigen schoss. Ein Polizeisprecher bestätigte auf Anfrage, dass ein solcher Zusammenhang geprüft werde.
- Nachrichtenagentur AFP
- Mitteilung der Polizei Wetzlar Presseportal Blaulicht