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Amoklauf in El Paso: Staatsanwaltschaft will Todesstrafe für Schützen fordern


20 Tote in El Paso
Staatsanwaltschaft will Todesstrafe für Schützen fordern

dpa, küp

Aktualisiert am 05.08.2019Lesedauer: 4 Min.
Unfassbare Gewalttat: Ein TV-Reporter bricht in El Paso in Tränen aus.Vergrößern des BildesUnfassbare Gewalttat: Ein TV-Reporter bricht in El Paso in Tränen aus. (Quelle: Jose Luis Gonzalez/reuters)

In einem Einkaufszentrum in Texas hat ein Mann das Feuer eröffnet und 20 Menschen getötet. Alles deutet auf ein Hassverbrechen hin. Bei seiner Vernehmung äußerte sich der Verdächtige zu seinem Motiv.

Der Schütze von El Paso hat offenbar Hass auf Einwanderer als Motiv für seine Tat angegeben. Den Ermittlern habe der 21-jährige Tatverdächtige gesagt, er wolle so viele Mexikaner töten wie möglich, berichtet der US-Sender ABC News unter Berufung auf zwei mit dem Fall befasste Polizisten. Die Staatsanwaltschaft hat die Tat als inländischen Terrorismus eingestuft. Sie fordert die Todesstrafe.

Die Aussage des mutmaßlichen Schützen deckt sich inhaltlich mit einem "Manifest", das er verfasst haben soll und das die Ermittler derzeit auswerten. Gegen ihn wird deshalb nicht nur wegen Mordes, sondern auch wegen eines Hassverbrechens ermittelt. John Bash von der Generalstaatsanwaltschaft erklärte, die Behörden seien entschlossen, rasch für Gerechtigkeit zu sorgen.

Bezirksstaatsanwalt Jaime Esparza kündigte an, in dem Fall die Todesstrafe fordern zu wollen. Auf Ebene des Bundesstaates werde man Anklage wegen Mordes gegen den Verdächtigen erheben, sodass die Todesstrafe in Frage kommen könnte.

Der Verdächtige soll am Samstagvormittag (Ortszeit) in einem Einkaufszentrum in der texanischen Grenzstadt El Paso in Texas das Feuer eröffnet haben. Bei dem Angriff starben mindestens 20 Menschen, 26 weitere Menschen seien verletzt worden, sagte El Pasos Polizeichef Greg Allen am Samstagabend (Ortszeit). Der mutmaßliche Täter, ein Weißer, stellte sich demnach ohne Gegenwehr der Polizei. Er soll aus der mehr als 900 Kilometer entfernten Stadt Allen kommen.

Täter soll mit Sturmgewehr gefeuert haben

Laut ABC News soll der Mann mit einem Sturmgewehr geschossen haben, das einer AK 47 ähnele. Ermittler hätten die Waffen und mehrere Magazine am Tatort sichergestellt. El Paso liegt unmittelbar an der Grenze zu Mexiko und hat rund 680.000 Einwohner. Nach Angaben des Bürgermeisters bestätigten sich Meldungen über einen zweiten Schützen nicht.

Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, kündigte bei einer Pressekonferenz an, die Strafverfolgung werde sich nicht nur auf den Vorwurf des Mordes, sondern auch auf den eines Hassverbrechens konzentrieren. Das oben erwähnte "Manifest" wäre dafür der entscheidende Hinweis. Es sei allerdings noch nicht bestätigt, ob das Manifest tatsächlich von dem Verdächtigen stamme.

Supermarkt war voll

Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador teilte in einer Videobotschaft mit, unter den Toten seien drei Mexikaner. Nach Angaben des mexikanischen Außenministeriums wurden sechs weitere Mexikaner verletzt, darunter ein zehnjähriges Mädchen.

Polizeichef Allen sagte, der erste Notruf sei um 10.39 Uhr Ortszeit (18.39 Uhr MESZ) eingegangen. Sechs Minuten später sei die Polizei vor Ort gewesen. Die Szenerie am Tatort sei schrecklich gewesen. Ein weiterer Polizeisprecher sagte, die meisten Opfer seien in einem Walmart in dem Ladenkomplex von Schüssen getroffen worden. Der Supermarkt sei zum Zeitpunkt des Angriffs voll gewesen. Der Sprecher schätzte, dass sich dort zwischen 1.000 und 3.000 Menschen aufhielten. Der Schütze habe bei der Tat ein Gewehr benutzt.

Der Sender CNN berichtete, Familien hätten in dem Walmart in dem Ladenkomplex für den bevorstehenden Beginn des neuen Schuljahres eingekauft. Auch rund 100 Walmart-Mitarbeiter seien in dem Supermarkt gewesen. Der älteste Verletzte sei 82 Jahre alt. Der Konzern zeigte sich schockiert über die Geschehnisse. Man bete für die Opfer, hieß es in einer Twitternachricht von Walmart.

"Es ist surreal"

Die Polizei rief die Menschen in El Paso dazu auf, Blut zu spenden. Gouverneur Abbott sagte bei einer Pressekonferenz am Samstagabend in El Paso, es hätten sich Schlangen von Menschen gebildet, die Blut spenden wollten. "Jetzt ist es an der Zeit für Texaner, zusammenzukommen und sich gegenseitig zu unterstützen." Abbott sprach von einer abscheulichen Gewalttat.

Tabitha Estrada, Mitarbeiterin eines Ladens in dem Einkaufszentrum, sagte CNN, sie habe sich mit Kunden im hinteren Teil des Geschäfts versteckt gehabt. Viele ihrer Kunden seien aus Mexiko gewesen. "Es ist surreal, dass das in unserer Stadt passiert, weil ich El Paso nie als einen hasserfüllten Ort kennengelernt habe." Sie fügte hinzu, erst vor rund einem Monat habe die Polizei in dem Einkaufszentrum eine Übung für einen möglichen Amokschützen abgehalten.

"Gott sei mit Euch allen!"

US-Präsident Donald Trump nannte die "hasserfüllte Tat" nicht nur tragisch, "es war ein Akt der Feigheit". Es gebe keine Rechtfertigung dafür, unschuldige Menschen zu töten, schrieb er auf Twitter. Trump sagte dem Gouverneur von Texas die volle Unterstützung der Regierung in Washington zu. "Gott sei mit Euch allen!", fügte er hinzu.

Trump wurde nach Angaben des Weißen Hauses laufend über die Lage vor Ort unterrichtet. Der Präsident habe mit Justizminister William Barr und Gouverneur Abbott gesprochen, erklärte Vizesprecher Steven Groves. Kritiker werfen Trump vor, mit seinen Äußerungen Rassismus zu befeuern. Zuletzt sah er sich wegen persönlicher Angriffe auf einen schwarzen Abgeordneten der Demokraten Rassismusvorwürfen ausgesetzt. Regelmäßig greift der republikanische Präsident auch Migranten aus Lateinamerika an, die auf illegalem Wege in die USA kommen wollen.

Immer wieder Schusswaffenangriffe

Die Bluttat von El Paso war nicht das einzige Massaker, das die USA am Wochenende erschüttert hat: In der Nacht zum Sonntag fielen in der Stadt Dayton im US-Bundesstaat Ohio Schüsse nahe einer Bar im Zentrum. Neun Menschen starben, 27 weitere wurden nach jüngsten Angaben der Behörden verletzt. Polizisten töteten den Angreifer. Unter den Opfern ist nach Angaben der Ermittler auch die 22 Jahre alte Schwester des Mannes.

In den USA kommt es immer wieder vor, dass in Einkaufszentren, an anderen öffentlichen Orten oder auch in Schulen Menschen durch Schüsse getötet werden. Bemühungen für schärfere Waffengesetze laufen seit Jahren ins Leere – vor allem, weil Trumps Republikaner dagegen sind. Die mächtige Waffenlobbyorganisation NRA bekämpft vehement jeden Versuch, Waffenbesitz stärker zu regulieren. Auch Trump ist dezidiert gegen eine Einschränkung des in der US-Verfassung verankerten Rechts auf Waffenbesitz.

Erst am Dienstag waren zwei Menschen im Bundesstaat Mississippi in einem Walmart durch Schüsse getötet worden. Am Sonntag vergangener Woche hatte ein 19-Jähriger während eines Festivals in der Kleinstadt Gilroy in Nordkalifornien das Feuer eröffnet und drei Menschen getötet. Der Schütze wurde von Polizisten am Tatort erschossen.


Im texanischen Sutherland Springs waren im November 2017 26 Menschen getötet worden, als ein Schütze in einer Kirche das Feuer eröffnete. Der 26 Jahre alte Täter erschoss sich anschließend selber.

Verwendete Quellen
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