Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schockierende Bilder aus Wien Polizisten zerrten Demonstranten unter anfahrenden Wagen
Vor Tagen versetzte ein Video mutmaßlicher Polizeigewalt Wien in Aufregung. Nun sind neue Aufnahmen aufgetaucht: Polizisten legen den Kopf eines Demonstranten vor einen Autoreifen – dann fährt der Einsatzwagen an.
Videos eines Polizeieinsatzes bei einer Klima-Demonstration in Wien halten die österreichische Hauptstadt in Atem: Obenstehende Aufnahmen, die zunächst von den Klimaschutzaktivisten "Ende Gelände" verbreitetet wurden, zeigen Polizisten, die einen Demonstranten unter einen Einsatzwagen der Polizei zerren und dort fixieren. Sein Kopf liegt in direkter Nähe und in Fahrtrichtung zum Hinterreifen – dann rollt das Polizeiauto an. Die Beamten zerren den Mann in letzter Sekunde zurück.
"Falter" veröffentlichte zweites Video
Wenig später, nach der Veröffentlichung der Aktivisten, legte auch Florian Klenk nach. Der Chefredakteur der Zeitung "Falter" veröffentlichte ein zweites Video der Szene, das die Geschehnisse aus einer weiteren Perspektive zeigt. Besonders dieses Video macht die lebensbedrohliche Gefahr für den Festgenommenen deutlich.
Die Polizei Wien versprach auch in diesem Fall Aufklärung. "Diese Videoperspektive zeigt tatsächlich eine gefährliche Situation. Unabhängig von der bereits eingeleiteten strafrechtlichen Überprüfung wird dieser Vorfall im Zuge einer Evaluierung in die Einsatztaktik und das Einsatztraining einfließen", schrieb ein Sprecher der Polizei im Kurzbotschaftendienst Twitter. In einer Pressemitteilung hieß es, auch für Polizeibeamte gelte die Unschuldsvermutung.
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen vier Personen eröffnet. Wie die Behörde am Mittwoch mitteilte, seien drei Polizisten namentlich bekannt, ein vierter Beschuldigter noch nicht. "Nach den bisher vorliegenden Erhebungsergebnissen besteht der Verdacht der Körperverletzung und der schweren Körperverletzung unter Ausnützung einer Amtsstellung sowie der Gefährdung der körperlichen Sicherheit", heißt es in der Mitteilung. Das Ermittlungsverfahren bezieht sich auf vier Vorfälle.
- Walter Lübcke: Was wir über den Tod des Politikers wissen – und was nicht
- Mutmaßlicher Tornado: Sturm fegt durch Bocholt in NRW
- 75 Jahre D-Day: Bilder vom Sturm auf Hitlers Festung
Zuvor waren am Wochenende bereits Aufnahmen des gleichen Einsatzes am Freitag öffentlich geworden, die Schläge gegen einen bereits überwältigten Demonstranten zeigen. Die Zeitschrift "Profil" berichtete darüber. Die rund 100 Klimaaktivisten hätten zuvor den Wiener Ring blockiert. In dem Fall hatte die Polizei Wien im Nachgang angekündigt, die eingesetzten Zwangsmittel zu untersuchen. Die Staatsanwaltschaft werde über ihre Rechtmäßigkeit entscheiden. Der beschuldigte Polizist sei in den Innendienst versetzt worden.