Mann tötete Frau und drei Kinder "Alle abgeschlachtet"
Ein Mann wird verlassen – und sieht kein Lebensrecht mehr für Frau und Kinder. In Ansbach hat der Prozess gegen einen 31-Jährigen begonnen, der seine Familie ausgelöscht haben soll. Der erste Prozesstag offenbart Abgründe.
Es war ein Notruf, der den Polizisten ins Mark ging: "Alle abgeschlachtet", stammelte der Anrufer, alle seien tot. Kurz darauf entdeckten die Ermittler Ende Juni vergangenen Jahres in einem Hochhaus in Gunzenhausen die Folgen eines regelrechten Massakers. Drei Kinder und eine Frau lagen erstochen in ihrem Blut. Der Mann, der dafür verantwortlich sein soll, muss sich nun vor dem Landgericht Ansbach verantworten.
Georg K. sieht genauso aus wie auf einem Familienfoto, das kurz nach der Tat kursierte. Ein dunkelhaariger, trainiert wirkender schmaler Mann mit gepflegter Kurzhaarfrisur. Das Familienbild zeigte den 31-Jährigen in scheinbar ungetrübter Harmonie an der Seite seiner 29 Jahre alten Frau, der drei Jahre alten Tochter und der Söhne im Alter von sieben und neun Jahren.
Doch K. sitzt nun auf der Anklagebank, weil die Harmonie doch nur Fassade war – er soll in der Vergangenheit immer wieder Frau und Kinder geschlagen haben. Als seine Frau in einer Whatsapp-Gruppe der Familie Fotos der von Schlägen roten Wangen ihrer Söhne veröffentlichte, meldete das deren Schwester der Polizei.
Die Polizei ging gegen K. vor, verhängte auf Wunsch seiner Frau ein Kontaktverbot – und diese trennte sich von ihrem Mann. Doch statt zur Befriedung führte dies zum Horror.
"Er tötete vier Menschen, da er gekränkt war"
Oberstaatsanwalt Michael Schrotberger sagt in seiner Anklage, die Trennung sei das Motiv der Mordtat gewesen. "Er tötete die vier Menschen, da er gekränkt war." Durch den Verlust seiner dominanten Stellung in der Familie habe er kein Lebensrecht mehr für Frau und Kinder gesehen. Mit einem Messer mit einer 20 Zentimeter langen Klinge stach K. demnach so lange auf Frau und Kinder ein, bis diese tot waren. Deren Versuche, sich zu wehren, waren chancenlos.
Der 31-Jährige verweigert zu den Tatvorwürfen die Aussage, mit seiner Verteidigerin tauscht er sich dafür am ersten Prozesstag rege aus. K. war nach der Tat vom Balkon im dritten Stock gesprungen und hatte sich schwere Verletzungen zugezogen.
K. sprang, nachdem sein Schwager in die Wohnung gekommen war. Dieser lebte auf Wunsch der Ehefrau nach der Trennung in der Wohnung, weil sie Angst vor ihrem Mann hatte. Doch unter dem Vorwand, er benötige dringend Wäsche, hatte K. seinen Schwager aus der Wohnung gelockt.
Während der Schwager die Wäsche wie verabredet vor dem Haus abgeben wollte, befand sich K. längst im Haus. Er hatte sich hinein geschlichen und die Abwesenheit des Schwagers genutzt, um seine Familie binnen Minuten auszulöschen.
Suizidversuch oder Flucht?
Ob der Sprung ein Suizidversuch war, ist nicht klar. Laut der Anklage sprang K., weil er auf der Flucht vor seinem in die Wohnung zurückgekehrten Schwager war. Die erste Zeit nach der Tat verbrachte K. in der Psychiatrie. Aber dort konnte keine Störung festgestellt werden.
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So spricht vieles für das von der Staatsanwaltschaft festgestellte Motiv, dass K. die Kränkung des Verlassenwerdens nicht ertragen konnte. Ob er sich selbst noch zu seinen Motiven äußern wird, ist offen.
Das Gericht setzte für das Verfahren nur drei Verhandlungstage an. An diesen sollen 21 Zeugen und sechs Sachverständige gehört werden. Ein Urteil soll bereits am kommenden Mittwoch fallen – die Staatsanwaltschaft will erreichen, das K. für das Auslöschen seiner Familie mit einer lebenslangen Haft bestraft und auch die besondere Schwere der Schuld festgestellt wird.
- Nachrichtenagentur AFP