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Katholische Kirche: Deutsche Bistümer haben Missbrauch vertuscht


Berichte über Studie der Bischofskonferenz
Deutsche Bistümer haben Missbrauch vertuscht

Von dpa, t-online, job

Aktualisiert am 12.09.2018Lesedauer: 2 Min.
Eine Kirchturmspitze vor einem wolkenverhangenen Himmel (Symbolbild): Eine Studie dokumentiert Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland.Vergrößern des Bildes
Eine Kirchturmspitze vor einem wolkenverhangenen Himmel (Symbolbild): Eine Studie dokumentiert Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland. (Quelle: Friso Gentsch/dpa)

Die katholische Kirche hat das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in Deutschland untersuchen lassen. Die Ergebnisse sind erschütternd, wie Medien berichten.

Die katholische Kirche in Deutschland hat Medienberichten zufolge sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen vertuscht und Akten vernichtet. Das berichten die "Zeit" und der "Spiegel" unter Berufung auf eine Studie der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Darin heißt es demnach: "In einigen Fällen fanden sich eindeutige Hinweise auf Aktenmanipulation." Aus zwei Bistümern habe es "explizit die Information" gegeben, "dass Akten- oder Aktenbestandteile mit Bezug auf sexuellen Missbrauch Minderjähriger in früherer Zeit vernichtet wurden".

Die Vertuschung wird laut "Zeit" erstmals großflächig belegt. Nur in jedem dritten Fall eines mutmaßlichen Missbrauchs haben deutsche Bistümer demnach reagiert und zumindest ein kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet.

3.677 Betroffene und 1.670 Täter dokumentiert

Für die Zeitspanne von 1946 bis 2014 sind in der Studie 3.677 überwiegend männliche Minderjährige als Opfer sexueller Vergehen protokolliert. Die Taten seien von 1.670 Klerikern begangen worden. Das entspricht 4,4 Prozent aller Kleriker in deutschen Bistümern. Diese Zahlen würden als konservative Annahme betrachtet, heißt es in der Studie. Man müsse wohl von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Mehr als jedes zweite Opfer sei höchstens 13 Jahre alt gewesen, in jedem sechsten Fall sei es zu Formen der Vergewaltigung gekommen.

Bei den 1.670 aktenkundigen Beschuldigten wurde demnach jedoch nur gegen 566 ein kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet. Davon endeten wiederum 154 Verfahren ohne Strafe oder Sanktion. In 103 Fällen gab es nur eine Ermahnung. Lediglich gegen rund 38 Prozent der Beschuldigten wurde Strafanzeige gestellt, aber meist von den Betroffenen oder ihrer Familie. Kirchenvertreter haben nur in 122 Fällen die Justiz eingeschaltet.

Kritik an Versetzungspraxis

Wörtlich heißt es im Missbrauchsbericht der DBK über die Vertuschung: "Die Bereitschaft der Kirche, Fälle des sexuellen Missbrauchs mit den eigenen dafür vorgesehenen Verfahren zu untersuchen und Beschuldigte gegebenenfalls einer kirchenrechtlichen Bestrafung zuzuführen", sei in Anbetracht der Befunde "als nicht sehr ausgeprägt anzusehen".

In der Studie wird auch die Versetzungspraxis kritisiert. "Einschlägig vorbelastete Beschuldigte" seien "in einem weitgehend ahnungslosem Umfeld platziert" worden.

Beunruhigend ist auch: Die Autoren der Studie sehen den Berichten zufolge keinen Anlass zu der Annahme, "dass es sich beim sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker der katholischen Kirche um eine in der Vergangenheit abgeschlossene und mittlerweile überwundene Thematik handelt". Die Serie der Missbrauchsfälle dauere stattdessen bis zum Ende des Untersuchungszeitraums an.

Keinen direkten Zugang zu Archiven

Für die umfangreiche Studie der katholischen Kirche wurden mehr als 38.000 Personal- und Handakten aus 27 deutschen Diözesen untersucht und ausgewertet. Die Forscher, die die Studie verantworten, schreiben jedoch, dass sie selbst keinen Zugang zu den Archiven hatten. "Das Forschungsprojekt hatte keinen Zugriff auf Originalakten der katholischen Kirche." Alle Archive und Dateien der Diözesen wurden von kirchlichem Personal durchgesehen.

Die katholischen Bischöfe wollen die Studie offiziell am 25. September während ihrer Herbst-Vollversammlung in Fulda vorstellen. Der Abschlussbericht zum sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Zuständigkeitsbereich der DBK war vor fünf Jahren initiiert worden.

Verwendete Quellen
  • dpa
  • Vorabmeldung der "Zeit"
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