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Festnahme in Köln: Verdächtiger soll "vorsätzlich" Bio-Waffen hergestellt haben


Festnahme in Köln
Verdächtiger soll "vorsätzlich" Bio-Waffen hergestellt haben

dpa, reuters, küp

Aktualisiert am 14.06.2018Lesedauer: 2 Min.
Polizei und Feuerwehr in Gasmasken: Eine Sondereinheit stürmte am Dienstagabend ein Hochhaus in Köln-Chorweiler.Vergrößern des Bildes
Polizei und Feuerwehr in Gasmasken: Eine Sondereinheit stürmte am Dienstagabend ein Hochhaus in Köln-Chorweiler. (Quelle: imago)

Bei der Festnahme eines 29-jährigen Tunesiers in Köln fanden Ermittler giftige Rizinussamen. Die Bundesanwaltschaft erhebt nun schwere Vorwürfe gegen den Mann.

Die Bundesanwaltschaft beschuldigt den in Köln festgenommenen Tunesier, "vorsätzlich biologische Waffen hergestellt" zu haben, wie der Generalbundesanwalt in Karlsruhe mitteilte. Sief Allah H. habe Mitte Mai begonnen, "die für die Gewinnung von Rizin notwendigen Gerätschaften und Substanzen zu beschaffen". Unter anderem habe er bei einem Onlinehändler 1.000 Rizinussamen und eine elektrische Kaffeemühle bestellt. "Anfang Juni 2018 setzte der Beschuldigte sein Vorhaben um und stellte erfolgreich Rizin her", heißt es in der Mitteilung weiter. Das Gift sei sichergestellt worden.

Laut "Bild"-Zeitung sprachen die Ermittler vom "größten Gefahrenpotenzial, das jemals in Europa gefunden wurde". Der Hinweis auf Verdächtigen soll vom amerikanischen Geheimdienst CIA gekommen sein. Dem 29-Jährigen sei es Anfang Juni gelungen, mit zuvor beschafften Gerätschaften und Substanzen hochgiftiges Rizin herzustellen, teilte die Bundesanwaltschaft am Donnerstag in Karlsruhe mit. Noch "nicht abschließend geklärt" sei allerdings, ob H. das Gift bei einem islamistischen Attentat einsetzen wollte.

Medienberichten zufolge soll der 29-jährige Verdächtige im November 2016 nach Deutschland eingereist sein. Er galt demnach als unauffällig und war polizeilich bislang nicht in Erscheinung getreten.

Der Bundesgerichtshof hatte schon am Mittwoch Haftbefehl gegen den Mann erlassen, der am Dienstagabend von einem Spezialkommando der Polizei in Köln festgenommen wurde. Zurzeit bestehe gegen den 29-Jährigen aber kein dringender Tatverdacht wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Auch gebe es keine Anhaltspunkte für eine Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung oder für konkrete Anschlagspläne. Unklar sei auch, ob der Mann islamistisch motiviert ist, so die Bundesanwaltschaft.

Bestellungen führten Ermittler auf die Spur

Laut einem Experten war die Polizei wegen seines auffälligen Interneteinkaufs auf den Mann gestoßen. "Er war den Sicherheitsbehörden bisher nicht aufgefallen. Sie hatten ihn nicht auf dem Radar", sagte ARD-Terrorismusexperte Michael Götschenberg im Morgenmagazin von ARD und ZDF. Das habe sich geändert, als er online versucht habe, in großer Menge Rizinussamen zu bestellen. "Und das hat das Bundesamt für Verfassungsschutz auf ihn aufmerksam gemacht."

Rizin gilt als potenzieller biologischer Kampfstoff. Das angesehene Robert Koch-Institut stuft das leicht erhältliche Mittel aus dem Samen des Wunderbaums als "potenziellen biologischen Kampfstoff" ein. Handel und Umgang mit der Reinsubstanz seien nach dem Chemiewaffenübereinkommen von 1997 beschränkt. Schon in geringer Konzentration kann Rizin tödlich sein. Sollte das Gift gespritzt werden, wirkt es nach RKI-Angaben binnen 36 bis 48 Stunden tödlich. Rizin schädige Leber und Nieren, der Tod trete durch Multiorganversagen ein.

Laut "Kölner Stadt-Anzeiger" und "Express" soll der Tatverdächtige erst im November 2016 nach Deutschland eingereist und polizeilich nicht in Erscheinung getreten sein. Staatsschutz und Ermittlungsbehörden hätten einen Hinweis auf den Mann erhalten, der dann observiert worden sei, bis es am Dienstagabend zu seiner Festnahme kam. Spezialkräfte hatten die Wohnung des Mannes, seiner Frau und Kinder in einem Hochhaus in Köln-Chorweiler gestürmt.

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung der Bundesanwaltschaft
  • dpa
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