Messerangriff in Viersen Tote 15-Jährige – Polizei zweifelt Täterbeschreibung an
In einem Park in Viersen ist eine junge Frau mit einem Messer attackiert worden und erlag später ihren Verletzungen.
Wieder ist ein Teenager in Deutschland Opfer einer tödlichen Attacke geworden: Im nordrhein-westfälischen Viersen ist am Montag eine 15-Jährige in einem Park niedergestochen und tödlich verletzt worden. Sie erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen.
Ein möglicher Tatverdächtiger stellte sich später auf einer Polizeiwache, wie die Ermittler mitteilten. Der aus der Türkei stammende 25-Jährige hatte sich bei der Fahndung nach dem Täter einer Polizeikontrolle entzogen. Mittlerweile ist er wieder frei. Der Tatverdacht habe sich nicht erhärtet, sagte eine Polizeisprecherin: "Der hatte aus einem völlig anderen Grund Angst vor der Kontrolle und ist deswegen laufen gegangen."
Polizei hat Zweifel an Täterbeschreibung
Die Polizei stellt nun auch die Täterbeschreibung infrage. Aussagen von Zeugen seien zweifelhaft. Ganz am Anfang sei aufgrund einer konkreten Beschreibung nach einer Person mit bestimmtem Aussehen gefahndet worden, sagte Staatsanwalt Stefan Lingens der Deutschen Presse-Agentur. "Wer diese Personenbeschreibung abgegeben hat, weiß ich nicht. Aber es dürfte sich nicht um den Täter handeln." Zunächst hatte die Polizei nach einem 1,70 Meter großen Mann mit nordafrikanischem Aussehen gefahndet.
Aufgrund dieser Beschreibung sei am Montag nach der Tat ein 25-Jähriger kontrolliert worden. Er hatte die Flucht ergriffen, weil er Ärger wegen Drogen befürchtet habe. Später habe sich dieser Mann gestellt. Er sei nun wieder auf freiem Fuß, weil sich der Tatverdacht nicht erhärtet habe, sagte Lingens. Jetzt werde in alle Richtungen ermittelt. Es gebe aktuell keine konkrete Fahndung.
Die Tat sei nicht mittelbar, aber im Umfeld von einer Reihe von Zeugen beobachtet worden, "die als Zeugen eine zweifelhafte Qualität haben", sagte der Ermittler. Alkohol dürfe bei den falschen Angaben eine Rolle gespielt haben. Diese hätten dazu geführt, dass in viele, zumeist falsche Richtungen ermittelt worden sei.
Polizei: Nicht über Täter spekulieren
Bei dem Todesopfer handelt es sich laut Polizei um eine Jugendliche aus Viersen mit rumänischer Herkunft. Bei einem Besuch der Eltern am Tatort spielten sich emotionale Szenen ab. Als die Mutter Gedenkkerzen auf der Wiese niederlegte, brach sie mit Weinkrämpfen zusammen.
Die Polizei warnt zudem vor Spekulationen im Internet. Es werde derzeit in alle Richtungen ermittelt, einen konkreten Verdacht oder eine Fahndung gebe es nicht, teilten die Ermittler mit. Wegen des großen Interesses an dem Fall gebe es aber viele Mutmaßungen in den sozialen Medien. "Wir bitten darum, davon Abstand zu nehmen", forderte die Polizei.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigte sich bestürzt: "Es ist erschreckend, was heute Mittag in Viersen passiert ist", teilte er am Abend mit. "Dass eine junge Frau in einem öffentlichen Park tödlich verletzt wurde, macht mich tief betroffen."
Serie von erschütternden Gewaltverbrechen
In den vergangenen Monaten sind in Deutschland mehrere Jugendliche nach Gewaltverbrechen gestorben. Erst am Wochenende war wenige Tage nach seiner Flucht aus Deutschland der Tatverdächtige im Fall der getöteten 14-jährigen Susanna, Ali B., im Irak festgenommen worden. Der irakische Flüchtling steht im Verdacht, das Mädchen aus Mainz vergewaltigt und umgebracht zu haben.
Im März war die 14-jährige Keira in Berlin umgebracht worden. Ein 15-jähriger deutscher Mitschüler hat gestanden, sie am 7. März erstochen zu haben. In Flensburg war ebenfalls im März eine 17-Jährige mit einem Messer getötet worden, ein 18-jähriger Asylbewerber aus Afghanistan wird des Totschlags verdächtigt. Behörden gehen von einer Beziehungstat aus.
Im Dezember 2017 war eine 15-Jährige in einem Drogeriemarkt in dem rheinland-pfälzischen Ort Kandel erstochen worden. Am 18. Juni beginnt der Mordprozess gegen den angeblich gleichaltrigen Ex-Freund aus Afghanistan nach Jugendstrafrecht. Der Fall hatte eine Debatte über die Altersfeststellung von Flüchtlingen ausgelöst.
Im Oktober 2016 war in Freiburg die 19-jährige Studentin Maria L. Opfer eines Sexualmords geworden. Der Täter, ein junger Flüchtling, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
- dpa