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Haasenburg GmbH: Schwere Vorwürfe gegen Heime in Brandenburg


Kriminalität
Vorwürfe gegen Jugendheim: Bis hin zu Knochenbrüchen

Von dpa, afp
Aktualisiert am 06.07.2013Lesedauer: 3 Min.
Misshandlungsvorwürfe gegen Jugendheim in BrandenburgVergrößern des Bildes
Die Idylle trügt: Schwere Vorwürfe werden gegen das Kinder- und Jugendheim in Neuendorf am See erhoben (Quelle: ZB/dpa-bilder)
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Nach der Flucht von drei Jugendlichen aus einem der umstrittenen Kinder- und Jugendheime der Haasenburg GmbH in Brandenburg hat ihr Anwalt schwere Vorwürfe gegen den Betreiber erhoben. "Es gab eine Vielzahl von Gewalttaten, Fixierungen am Boden - und vor allem Demütigungen", sagte der Hamburger Familienrechtler Rudolf von Bracken.

Gegen Erzieher und Betreiber des geschlossenen Heims im Spreewald-Örtchen Neuendorf am See wird bereits wegen Misshandlungsvorwürfen ermittelt. Anzeigen von den drei Jugendlichen im Alter von 15 und 16 Jahren gibt es laut Staatsanwaltschaft in Cottbus bislang nicht.

Der Polizei liegen aber neue Hinweise vor. Denn ein 19-Jähriger hatte sehr wohl Strafanzeige erstattet, nachdem er von Heimpersonal mehrfach über einen längeren Zeitraum hinweg ans Bett gefesselt worden sein soll. Ein weiterer 19-Jähriger berichtete den Ermittlern ebenfalls von Fixierungen, Körperverletzungen, Beleidigungen und Nötigungen. Es soll sogar zu Knochenbrüchen gekommen sein.

Insgesamt führt die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben sechs Ermittlungsverfahren gegen Mitarbeiter der Haasenburg GmbH, darunter auch wegen des Verdachts der Misshandlung eines Mädchens. Zudem werden zwei Todesfälle aus den Jahren 2005 und 2008 im Lichte der Vorwürfe nun nochmals untersucht. Der Betreiber begrüßt übrigens auf seiner Webseite die Ermittlungen, kann aber zu den einzelnen Vorwürfen keine Stellung nehmen.

Vorwürfe nicht neu

Die Vorwürfe gegen die Einrichtungen - die Haasenberg GmbH betreibt neben Neuendorf noch zwei weitere Einrichtungen in Brandenburg (Jessern und Müncheberg) - werden seit geraumer Zeit erhoben. Dazu kommen die Berichte der drei weggelaufenen Jungen - sie beziehen sich nach Angaben ihres Anwalts auf aktuelle Übergriffe. "Davor sind sie aus dem Heim geflohen", sagte von Bracken.

Die drei waren in der Nacht zum Mittwoch aus dem Spreewald abgehauen; zwei Tage lang suchte sie die Polizei als Vermisste. Jetzt sind sie in Hamburg wieder aufgetaucht, suchten Schutz in einer anderen Einrichtung und bei dem Anwalt.

Die Misshandlungen, welche die drei erlitten hatten, hätten auch zu Verletzungen geführt, die ärztlich behandelt werden mussten. Diese Fälle seien jedoch als Unfälle vertuscht worden. Der Anwalt forderte die Brandenburger Behörden auf, der Haasenburg GmbH die Betriebserlaubnis zu entziehen.

"Maßnahme ist ungeeignet"

Der Jurist hat nach eigenen Angaben per Eilverfahren bei Gericht beantragt, die Genehmigung zur Unterbringung im Heim aufzuheben. "Die Maßnahme ist ungeeignet und schadet dem Kindeswohl", erklärte von Bracken. Da die Jungen aus unterschiedlichen Bundesländern kommen, sind Behörden in Hamburg, im Saarland sowie in Berlin und Brandenburg beteiligt.

Durch die Vermittlung einer Hamburger Sozialeinrichtung haben die Jungen eine neue Bleibe gefunden. "Sie sind an uns herangetreten und standen vor unserer Tür", sagte die Sprecherin des "Rauhen Haus" Hamburg, Sylvia Nielsen. Sie bestätigte damit einen Bericht des Radiosenders NDR 90,3. Die Jugendlichen seien weitervermittelt worden. Ihren genauen Aufenthaltsort wollte sie nicht verraten.

In den umstrittenen geschlossenen Einrichtungen sind Kinder und Jugendliche aus 14 Bundesländern untergebracht. Der Betreiber weist die Anschuldigungen zurück. Brandenburg erwägt inzwischen - wie in anderen Bundesländern bereits geschehen - die Abschaffung geschlossener Heime.

Untersuchungskommission eingerichtet

Am Donnerstag hatten Ermittler die Einrichtungen durchsucht und Akten sichergestellt. Am Freitag informierten sich Experten in allen drei Heimen der Haasenburg GmbH in Brandenburg. "Wir konnten einen ersten Kontakt zu den Mitarbeitern und den Jugendlichen herstellen und unser Vorgehen erläutern", sagte Martin Hoffmann, Psychologe und Leiter der unabhängigen Untersuchungskommission.

Die Vorwürfe seien keine Bagatellen, erklärte die Brandenburger Bildungsministerin Martina Münch (SPD). Ihr Ministerium hatte nach ähnlichen Berichten in Vorjahren die Belegung des umstrittenen Heims bereits zeitweise gestoppt.

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