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Amelie Fried berichtet von Strip-Poker in Odenwaldschule


Kriminalität
Amelie Fried berichtet von Strip-Poker in Odenwaldschule

dpa, dpa

Aktualisiert am 15.03.2010Lesedauer: 2 Min.
Heppenheim: Amelie Fried berichtet, dass sie in der Odenwaldschule zu Strip-Poker gezwungen wurdeVergrößern des Bildes
Amelie Fried berichtet, dass sie in der Odenwaldschule zu Strip-Poker gezwungen wurde (Quelle: imago)
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In der Affäre um sexuelle Übergriffe an der südhessischen Odenwaldschule hat sich die ehemalige Schülerin und Schriftstellerin Amelie Fried ausführlich zu Wort gemeldet. Die 51-Jährige beschreibt in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", wie sich ihr so genannter Familienvater in den Mädchen-Duschraum gedrängt habe und "uns zu Strip-Poker-Runden in seiner Wohnung genötigt hat".

Der betreffende Lehrer habe sie als "verklemmte schwäbische Spießerin" bezeichnet, als sie beim Strip-Poker nicht habe mitmachen wollen, schreibt Fried, die die Schule in den 70er Jahren besuchte. In der Reformschule lebten Schüler und Lehrer in "Familienverbänden" zusammen. "Wie ich mich diesem Druck schließlich beugte, mich furchtbar schämte und die Erinnerung daran für Jahrzehnte verdrängt habe." Bei der Erinnerung daran spüre sie "wieder die Scham und das Gefühl, in meiner persönlichen Würde verletzt worden zu sein".

Ehemalige Erzieher sollen Ursache nicht in Schülern suchen

Fried forderte den damaligen Schulleiter Gerold Becker (73) auf, sich bei den Opfern zu entschuldigen. Sie kritisierte Erzieher von damals, die ihr Verhalten jetzt teilweise in "schmierigen Pamphleten" verteidigten und die Ursache für den Missbrauch gar bei den Schülern suchten. Bisher haben dem Internat 33 ehemalige Schüler Übergriffe aus den Jahren 1966 bis 1991 gemeldet.

Hentig nimmt Schulleiter in Schutz

Beckers Lebensgefährte, der renommierte Reform-Pädagoge Hartmut von Hentig (84), hatte der "Süddeutschen Zeitung" gesagt, er könne sich nicht vorstellen, dass Becker je den Willen eines Kindes gebrochen habe. Wenn überhaupt, könnte allenfalls mal ein Schüler seinen Lehrer Becker verführt haben.

Gerüchte: Vorliebe für kleine Jungen

Fried schreibt in ihrem Beitrag, dass sie sich an Andeutungen anderer Schüler über die Vorliebe Beckers für kleine Jungen erinnere. Immer wieder hätten Sprüche von der "Hand unter der Bettdecke" kursiert, mit der die betroffenen Jungen morgens angeblich geweckt würden. Dass sich keiner jemandem anvertraut habe, erklärt die Autorin damit, Kinder könnten sich nicht vorstellen, dass "ein Lehrer etwas Unrechtes tut. Lieber gibt man sich selbst die Schuld".

Zeit der sexuellen Befreiung

Als Jugendliche dieser Zeit der "sexuellen Befreiung" seien sie glücklich gewesen, dass sie ihre Sexualität in einem angstfreien, aufgeschlossenen Klima hätten erleben können. "Dass einige dieser Erzieher diese großartige neue Freiheit als Deckmäntelchen für ihre Übergriffe missbrauchten - das ist der Skandal." Es gehe aber nicht nur um sexualisierten Missbrauch, sondern auch um seelischen und emotionalen Missbrauch, der damit einhergegangen sei.

Betreuern vertraut

Die Kinder hätten ihren Betreuern vertraut, und es sei sicher kein Zufall, dass vom Missbrauch besonders viele Kinder betroffen gewesen seien, die aus schwierigen Verhältnissen stammten und vom Jugendamt auf die Odenwaldschule geschickt worden seien - "die keine Eltern hatten, denen sie sich hätten anvertrauen können, die ihren Nötigern und Vergewaltigern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren."

Schüler fordert Schadenersatz

Ein ehemaliger Schüler der Odenwaldschule in Heppenheim verlangt nach einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" rund 80.000 Euro Schadenersatz. Dies entspreche drei Jahresbeiträgen für die Privatschule und habe eine "symbolische" Bedeutung, zitiert die Zeitung Opfer-Anwalt Thorsten Kahl. Durch die Zahlung würde die Schule "ihre Verantwortung und ihre Schuld eingestehen". Der frühere Schüler sei Ex-Schulleiter Gerold Becker ausgeliefert gewesen.

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