Polizei meldet erste Festnahmen Schüsse und Sprengsätze: Rockerkrieg in NRW eskaliert
![Ein Mitglied der Hells Angels auf einem Motorrad (Archvibild) Ein Mitglied der Hells Angels auf einem Motorrad (Archvibild)](https://images.t-online.de/2024/07/VPk2Q18q3NpJ/1015x468:2985x1679/fit-in/1920x0/ein-mitglied-der-hells-angels-auf-einem-motorrad-archvibild.jpg)
Schüsse fallen, Bomben explodieren: In Nordrhein-Westfalen reagiert die Polizei jetzt auf zunehmende Gewalt unter Rockern.
Dutzende Rocker sind im vergangenen Herbst von den Bandidos zu den Hells Angels übergelaufen, die Behörden fürchteten einen Rockerkrieg im Ruhrgebiet. Jetzt explodiert die Gewalt – und die Ermittler nehmen einen Zusammenhang mit den "hochdynamischen" Entwicklungen im Rockermilieu an.
Am Dienstag gab die Polizei bekannt, ihre Kräfte fortan bündeln zu wollen. Einsatzkräfte aus verschiedenen Städten seien zusammengezogen worden, um sich ausschließlich mit den eskalierenden Konflikten unter Rockern zu beschäftigen. Der Name: "Besondere Aufbauorganisation (BAO) Chrom."
Einen Tag später haben die Ermittler die ersten Erfolge gemeldet: Drei tatverdächtige Männer aus dem Ruhrgebiet seien festgenommen worden, teilten die Beamten am Mittwoch mit. Aus ermittlungstaktischen Gründen könnten aktuell keine weiteren Auskünfte erteilt werden.
Rockerkrieg in NRW seit Mitte Januar
Die Liste der dem Rockerkrieg bisher zugeordneten Straftaten ist lang: Es ist eine ganze Serie von Anschlägen. Neben Wohn- und Geschäftshäusern haben die Täter auch Menschen ins Visier genommen.
Am 13. Januar feuerte ein Unbekannter mehrere Schüsse auf ein Haus in Unna ab, eine dunkel gekleidete Person flüchtete vom Tatort. Am 15. Januar trafen ebenfalls in Unna Kugeln ein als Rocker-Treff bekanntes Tattoo-Studio. Am 7. Februar wurde auf ein Wohnhaus in Holzwickede geschossen, der Eingangsbereich wurde mutmaßlich mit einem Sturmgewehr förmlich durchsiebt.
Zwei Tage später, am vergangenen Sonntag, schleppte sich ein 52 Jahre alter Rocker mit einer Schussverletzung in ein Krankenhaus in Unna – es war der Bewohner des zuvor in Holzwickede beschossenen Hauses. Bei dem Mann soll es sich um einen Ex-Bandido handeln, der möglicherweise zu den Hells-Angels-Überläufern zählt.
In derselben Nacht kam es außerdem noch zu einer Explosion an der Eingangstür eines Hauses in Bochum. Am Montag (10. Februar) explodierte dann ein Sprengsatz im Hauseingang eines Mehrfamilienhauses in Oberhausen.
"Eine weitere Eskalation darf es nicht geben"
Endgültig zu viel für die Polizei: "Wir dulden keine Straftaten von Outlaw-Motorcycle-Gangs", erklärte Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange am Dienstag. Egal, ob es um interne Machtdemonstrationen oder gewalttätig ausgetragene finanzielle Konflikte gehe: "Das was schon passiert ist, wird aufgeklärt und konsequent verfolgt. Eine weitere Eskalation darf es nicht geben."
Die Ermittler nehmen an, dass die aktuelle Eskalation der Gewalt auf schon länger zurückliegende Entwicklungen in der Rockerszene zurückzuführen sein könnte. 2021 war die Rockervereinigung "Bandidos MC Federation West Central" verboten worden. Im Herbst waren dann 20 komplette Ortsgruppen, sogenannte Chapter, von den Bandidos zu den Hells Angels übergelaufen.
Szenekenner warnte schon im Herbst: "Möglich ist alles"
Das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt zeigte sich besorgt. Die Situation werde fortlaufend gemeinsam mit lokalen Polizeibehörden analysiert, teilte das Amt damals mit. Man stimme sich dabei auch mit Partnern auf Bundesebene ab.
Das Horror-Szenario beschrieb Rockerkenner Michael Ahlsdorf, früher Chefredakteur des Magazins "Bikers News", so: Im schlimmsten Fall würden lang anhaltende, sich aufschaukelnde gewalttätige Auseinandersetzungen drohen. "Möglich ist alles", sagte Ahlsdorf t-online im Herbst.
- presseportal.de: Mitteilung der Polizei Dortmund vom 12. Februar 2025 sowie ältere Mitteilungen der Polizei
- waz.de: "Rockerkrieg in NRW: Drei Festnahmen nach mehreren Anschlägen"
- bild.de: "Rocker-Krieg im Ruhrgebiet eskaliert"