Leibwächter handelte angeblich aus Rache Michael Schumacher – neue Details im Erpressungsfall
Der Prozess gegen die mutmaßlichen Schumacher-Erpresser steht kurz bevor. Jetzt berichtet eine britische Zeitung über mutmaßliche Hintergründe. Demnach ging es nicht nur um Geld.
Die Erpresser wollten 15 Millionen Euro. Sie drohten in diesem Sommer damit, sensible Fotos und Videos des 2013 verunglückten Michael Schumacher im Darknet zu veröffentlichen – doch sie flogen auf und wurden festgenommen.
Kurz vor dem Prozess, der am 10. Dezember in Wuppertal starten soll, berichtet jetzt die britische "Daily Mail" über neue Details. Ausgangspunkt der Erpressung soll demnach ein ehemaliger Leibwächter Schumachers gewesen sein. Es handle sich um den 53 Jahre alten Markus F., berichtet das Blatt.
Auf Nachfrage von t-online sagte der Wuppertaler Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert, der mutmaßliche Täter habe als Sicherheitsdienstangestellter bei den Schumachers Zugriff auf elektronische Geräte gehabt. Er habe eine Vielzahl von Dateien auf Festplatten und andere Datenträger kopiert.
Leibwächter wurde schon vor Schumachers Unfall angestellt
Laut der "Daily Mail" war F. schon 18 Monate vor Schumachers Skiunfall als Assistent und Personenschützer angeheuert und in den Kreis der engsten Vertrauten der Familie aufgenommen worden. Doch dann habe sich die Familie Jahre später zu einer Änderung der Betreuungsregelung entschlossen. F. sei seine Entlassung angekündigt worden. Daraufhin sei der Mann verbittert gewesen – und habe aus Rache Fotos, Videos und persönliche Krankenakten gestohlen. Der Großteil des Materials habe sich auf zwei Festplatten und vier USB-Sticks befunden.
Bereits zuvor hatte die Staatsanwaltschaft bekannt gegeben, dass einer der Angeklagten in dem Erpressungsfall bis März 2021 im Anwesen von Michael Schumacher gearbeitet hatte. Dieser Mann sei auch mit der Digitalisierung privater Fotos betraut gewesen.
F. wird Beihilfe vorgeworfen – Haftbefehl außer Vollzug
Die rund 1.500 bei den Schumachers gestohlenen Dateien habe F. einem langjährigen Bekannten aus Wuppertal für einen fünfstelligen Betrag verkauft, hieß es. Dieser wiederum soll zuerst am 3. Juni 2024 mit unterdrückter Nummer bei einer Mitarbeiterin des Büros von Michael Schumacher in der Schweiz angerufen haben. In weiteren Telefonaten habe der Wuppertaler Türsteher dann 15 Millionen Euro verlangt. Über eine anonyme E-Mail-Adresse, die sein Sohn ihm eingerichtet haben soll, habe er Beweisfotos an Schumachers Büro verschickt.
Der Schweizer Polizei gelang es schließlich, die Nummer des Anrufers zurückzuverfolgen. Am 19. Juni nahmen die Ermittler den Türsteher und seinen Sohn fest, Anfang Juli erfolgte die Festnahme von Markus F.
Derzeit befindet sich nur noch der 53 Jahre alte Türsteher in Untersuchungshaft, ihm wird versuchte Erpressung in einem besonders schweren Fall vorgeworfen. Die Haftbefehle gegen seinen 30 Jahre alten Sohn und Markus F. wurden gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Die beiden sind wegen Beihilfe angeklagt. F. wird zudem "Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs" vorgeworfen.
- Telefonat mit Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert
- dailymail.co.uk: "Schumacher bodyguard's plot to extort £12million by releasing intimate medical photos" (Englisch)
- bild.de: "Schumi-Erpressung aus Rache"
- bild.de: "Um 9.56 Uhr rief der Erpresser mit unterdrückter Nummer an"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa