t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanoramaKriminalität

Frauen in Deutschland: Verband kritisiert fehlenden Schutz vor Gewalt


Zahl der Femizide steigt
"Trenn dich doch einfach" – Kritik an fehlendem Schutz für Frauen

Von dpa
02.09.2024Lesedauer: 2 Min.
Was sind die Gründe, wenn Mädchen zuschlagen?Vergrößern des BildesFrau in Abwehrhaltung (Symbolbild): An Deutschland gibt es beim Thema patriarchale Gewalt massive Kritik. (Quelle: Fabian Sommer/dpa/dpa-bilder)

Der Schutz vor patriarchaler Gewalt ist in Deutschland noch immer unzureichend. Experten fordern mehr finanzielle Mittel und bessere Strukturen, um Frauen wirksam zu unterstützen.

In Deutschland ist der Schutz von Frauen vor Femiziden nach Ansicht des Bundesverbandes der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) weiterhin unzureichend. Laut Katja Grieger, Geschäftsführerin des Dachverbandes bff, bekommen betroffene Frauen oft den lapidaren Rat "Trenn dich doch einfach". Das sei jedoch gefährlich, da die Bedrohungslage nicht beachtet werde. Grieger betonte die Wichtigkeit professioneller Unterstützung durch Beratungsstellen und kritisierte die mangelnden Investitionen in den Schutz von Frauen.

Im Jahr 2023 wurden nach Angaben des Bundeskriminalamts 155 Frauen durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet – 22 mehr als im Vorjahr. Im selben Zeitraum fielen 24 Männer dieser Form der Gewalt zum Opfer. In Berlin ereigneten sich zuletzt innerhalb weniger Tage zwei solcher tödlichen Angriffe auf Frauen durch ihre ehemaligen Partner.

Gefahr bei Trennungssituationen

Femizide – die Tötung von Frauen durch Partner oder Ex-Partner – passieren häufig während oder nach Trennungen. Laut bff besteht das größte Risiko für eine Tötung dann, wenn die betroffene Frau eine Trennung plant oder vollzogen hat. Besonders gefährdet seien Männer, die zuvor bereits gewalttätig und kontrollierend waren.

Oft wenden sich betroffene Frauen zunächst an ihr nahes Umfeld wie Freunde oder Familienmitglieder. Diese sollten solidarisch und unterstützend reagieren, so Grieger. Es sei problematisch, dass Betroffene häufig Aussagen hören wie "da gehören doch immer zwei dazu" oder "das kann ich mir gar nicht vorstellen".

Professionelle Hilfe und Gefährdungsmanagement

Beratungsstellen bieten kompetente Unterstützung und können gemeinsam mit den Betroffenen eine Gefährdungseinschätzung vornehmen. Bei akuter Gefahr sollten Frauenhäuser aufgesucht oder unmittelbar die Polizei eingeschaltet werden. Die Istanbul-Konvention sieht ein systematisches Gefährdungsmanagement vor, das in Deutschland allerdings bisher nicht flächendeckend umgesetzt worden ist.

Für ein solches Management müssten Polizei, Jugendämter und Beratungsstellen zusammenarbeiten, um das Risiko für die Frau und ihre Kinder einzuschätzen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Dies erfordere jedoch personelle Ressourcen und damit finanzielle Mittel.

Grieger bemängelte zudem das Fehlen eines Gewalthilfegesetzes im Gesetzgebungsverfahren. Bundesfrauenministerin Lisa Paus kündigte an, das Gesetz vorzubereiten; es soll allen Gewaltbetroffenen einen Anspruch auf Hilfe ermöglichen. Paus erklärte auch, dass mehr Prävention und Schutzplätze nötig seien – dies koste Geld und solle durch das neue Gesetz unterstützt werden.

Hinweis: Falls Sie von häuslicher oder sexualisierter Gewalt betroffen sind oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.

Transparenzhinweis
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website