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"Zombie-Droge" Flex: Gefährliche Droge breitet sich in Deutschland aus


Ein Hotspot ist Göttingen
Synthetische Horror-Droge Flex: Abhängig nach zweimaligem Konsum

Von t-online, raf

Aktualisiert am 10.07.2024Lesedauer: 3 Min.
Synthetisch hergestellte Designer-Drogen, die als Badesalz getarnt werden (Archivbild): Auch Flex wird so angeboten.Vergrößern des BildesSynthetisch hergestellte Designerdrogen, die als Badesalz getarnt werden (Archivbild): Auch Flex wird so angeboten. (Quelle: Jochen Tack via www.imago-images.de)
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Eine neue gefährliche Droge breitet sich in Deutschland aus. Eine Hochburg ist Göttingen. Experten warnen vor den verheerenden Folgen des Konsums der "Zombie-Droge".

In der Universitätsstadt Göttingen breitet sich eine neue gefährliche Droge namens Flex aus. Der Konsum von Flex ist inzwischen so weit verbreitet, dass die Stadt sogar als Hochburg der Droge gilt. Experten warnen vor den extremen Folgen des Konsums, der zu schwerer Abhängigkeit und verheerenden gesundheitlichen Schäden führt.

Die Designerdroge kommt aus dem Labor und ist vergleichsweise günstig zu bekommen. Flex ist unter verschiedenen Namen bekannt: Sie heißt auch Flakka, Monkey Dust, Peevee, Badesalz oder chemisch: Methylendioxypyrovaleron, kurz MDPV. 0,1 Gramm kostet in Göttingen 10 Euro. Daraus können Konsumenten drei Rationen für den Konsum machen. Die Droge wird geraucht oder gespritzt. Bei 0,5 Gramm Konsum schlafen Menschen zwei Tage nicht mehr.

Macht zehnmal stärker abhängig als Kokain

Flex gehört zu den Cathinonen, es wirkt aufputschend, ähnlich wie Kokain und Amphetamine. Nur dass die Wirkung noch schneller einsetzt – und noch schneller nachlässt, was die Konsumentinnen und Konsumenten gleichsam unablässig nach der nächsten Dosis suchen lässt. Sie macht sie zehnmal stärker abhängig als Kokain, wie Tests mit Ratten ergeben haben. Der Weg in die seelische Abhängigkeit sei schon nach zweimaligem Gebrauch gebahnt, warnen Suchtforscher wie Markus Lingemann von der Diakonie Göttingen aus der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention.

Dass sich Designerdrogen, Amphetamine und Kokain gerade so stark verbreiten, hält Dirk Schaeffer, Referent für Drogen bei der Deutschen Aids-Hilfe in Berlin, für wenig erstaunlich: "Mit dem Versprechen einer wach machenden, leistungssteigernden und Hunger dämpfenden Wirkung scheinen sie perfekt in das Profil unserer Leistungsgesellschaft zu passen", erklärt er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Abfaulende Körperteile und aggressive Wahnvorstellungen

Doch der Preis dafür ist extrem hoch. Ähnlich wie bei Crack, rauchbarem Kokain, schlafen Menschen mit der Droge über Tage nicht mehr, essen zu wenig, vernachlässigen Körperpflege, bekommen Krankheiten – und verelenden zusehends. Vor allem bei Flex kommen neben Psychosen und Wahnvorstellungen extreme Stimmungsschwankungen hinzu. Vor allem die große Aggressivität der Konsumenten fällt in Drogenberatungszentren auf. Viele Süchtige verlieren relativ schnell ihre Jobs und ihre Wohnungen. Weil Drogenabhängige im Vollrausch andere Menschen gebissen haben, gilt Flex auch als "Zombie-Droge". Abhängige verfallen auch körperlich stark, bis zu zerfallendem Muskelgewebe und abfaulenden Körperteilen.

Auch Markus Lingemann von der Drogenberatung des Diakonieverbandes Göttingen warnt eindringlich vor dem Konsum von Flex. Laut ihm steht die Designerdroge aufgrund ihrer extrem schädlichen Auswirkungen an oberster Stelle auf der Liste der gefährlichsten Drogen.

Warum in Göttingen?

Bemerkenswert ist die rapide Ausbreitung von Flex in Göttingen. Ein Anstieg, der Experten zufolge nicht nur auf die geringen Kosten zurückzuführen ist, sondern auch auf das hohe Suchtpotenzial der Droge. Vor rund zehn Jahren begann sich die Droge in Göttingen auszubreiten. Zuvor hatte die Polizei einen Heroin-Dealer-Ring gesprengt.

Andere Dealer seien dann in die Lücke gestoßen, heißt es in der Stadt. Das Landeskriminalamt (LKA) spricht von der Stadt als Hotspot. Die Zahl der Süchtigen schätzt die Polizeiinspektion Göttingen auf mehr als 100. Die Drogenberatungsstelle schätzt die Zahl mit 200 Süchtigen weitaus höher ein – für eine 120.000-Einwohner-Stadt ist das schon recht hoch.

MDPV-Drogen wie Flex breiten sich in ganz Europa aus

Allerdings ist Flex Teil eines Drogentrends, der sich in ganz Europa ausbreitet. Es ist eine der Designerdrogen, die in immer neuen Varianten auf den Markt kommen, sodass Menschen oft gar nicht mehr wissen, was genau sie konsumieren. Der Markt wächst, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland. 2015 hätten 9 von 1.000 Menschen "psychoaktive Substanzen" wie Flex genommen, 2021 waren es 13 von 1.000 Menschen. In Deutschland soll Flex auch in Berlin und Braunschweig besonders verbreitet sein.

Anders als etwa bei Heroin gibt es keine Substitution, um die Folgen der Sucht zu lindern. Der einzige Schutz vor Flex ist Prävention, also Aufklärung und Beratung, damit Menschen damit gar nicht erst anfangen.

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