Holländer schlugen in Deutschland zu Profi-Gangster machen Millionenbeute: Anklage
Der angerichtete Schaden war fast doppelt so hoch wie die Beute – und schon die war immens. Jetzt soll die Bande vor Gericht. Es gibt bereits Nachfolger.
Die Staatsanwaltschaft Bamberg hat Anklage gegen zwölf Mitglieder einer bundesweit operierenden Bande von Automatensprengern erhoben. Ihnen werden 27 Taten vorgeworfen, die sie von November 2021 bis hinein ins Jahr 2023 begangen haben sollen.
Die Gangster seien bei ihren Beutezügen "höchst professionell und arbeitsteilig vorgegangen", heißt es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft vom Montag. Die Bande verfügte demnach über diverse Garagen in den Niederlanden, die sie als Stützpunkte nutzte. Von der 60.000-Einwohner-Stadt Roermond im Südosten des Landes aus seien die Kriminellen in wechselnden Besetzungen kurz vor den Taten nach Deutschland gefahren.
Meist hätten sie in Bayern und Baden-Württemberg zugeschlagen. Nachdem die jeweiligen Banken ausspioniert worden seien, seien Trupps von Sprengsatzbauern, Logistikern, Fluchtwagenfahrern und Sprengern aktiv geworden. Mit hochmotorisierten Fahrzeugen, an denen gestohlene Kennzeichen angebracht waren, rasten sie anschließend zurück.
Fette Beute – und noch deutlich höherer Schaden
Die Beute der Bande betrug laut Staatsanwaltschaft mehr als drei Millionen Euro. Den angerichteten Sachschaden beziffert die Behörde auf rund 5,5 Millionen Euro. Die Bande soll meist feste Sprengsätze verwendet haben, wodurch die Explosionen ein deutlich höheres Gefahrenpotenzial gehabt hätten als bei der zuvor üblichen Methode der Sprengung durch eingeleitetes Gas.
Aufgrund von fünf Sprengungen in Oberfranken zwischen November 2021 und Oktober 2022 führte die Staatsanwaltschaft in Bamberg die Ermittlungen gegen die Gruppe. Teils sollen die Männer gleich mehrere Male in einer Nacht zugeschlagen haben.
Bereits im Januar 2023 waren die zwölf nun angeklagten Männer im Alter zwischen 23 und 42 Jahren festgenommen worden. Es handele sich um Verdächtige aus den Niederlanden und Belgien, hieß es. Sie wurden nach Deutschland ausgeliefert und befinden sich aktuell in verschiedenen bayerischen Justizvollzugsanstalten.
Darum kommen die Automatensprenger nach Deutschland
Weshalb sie für ihre Verbrechen nach Deutschland fuhren, erklären die Behörden so: In den Niederlanden werde zunehmend elektronisch mit Karte bezahlt, die Zahl der Geldautomaten gehe zurück und in den noch vorhandenen, aber immer besser gesicherten Geräte seien nur noch kleinere Summen. Bereits in der vorigen Woche hatte Andreas Stenger, der Präsident des baden-württembergischen Landeskriminalamts (LKA), gesagt: "Wir wissen aus unseren Ermittlungen, dass es sich um feste Strukturen handelt. Die trainieren die Tat, sie schulen sich."
Nachfolger sind schon am Werk – aber auch die Ermittler bleiben dran. Im September 2023 seien vier Haftbefehle gegen Mitglieder einer Folgegruppierung vollstreckt worden, die unter anderem im Juni 2023 in Scheßlitz bei Bamberg einen Geldautomaten in die Luft gesprengt haben soll, teilte die Staatsanwaltschaft Bamberg am Montag mit.
- justiz.bayern.de: Mitteilung der Staatsanwaltschaft Bamberg vom 27. November 2023
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa