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Hochwasser: Häuser in Erftstadt eingestürzt – über 1.000 Menschen vermisst


Unwetter-Katastrophe
Weitere Häuser eingestürzt – mehr als Tausend Menschen vermisst

Von dpa, t-online, aj, lw

Aktualisiert am 16.07.2021Lesedauer: 5 Min.
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"Man steht fassungslos da": Anwohner aus dem Kreis Ahrweiler berichten von ihrer Verzweiflung nach der Flutkatastrophe. (Quelle: t-online)
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Nach dem verheerenden Hochwasser ist das Schicksal von vielen Menschen ungeklärt. Die Rettungskräfte setzen ihre Arbeit mit großen Anstrengungen fort. Derweil sind weitere Häuser eingestürzt.

Die Aufräum- und Bergungsarbeiten nach der Hochwasserkatastrophe im Westen von Deutschland gehen am Freitag weiter. Mindestens 103 Menschen kamen ums Leben. Noch werden viele Menschen vermisst, nachdem stundenlanger Starkregen aus kleinen Flüssen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz reißende Wassermassen gemacht hatte. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sicherte Hilfen beim Wiederaufbau zu.

Beim Einsturz von Häusern in Erftstadt-Blessem in Nordrhein-Westfalen sind am Freitag Menschen ums Leben gekommen. "Es gibt Todesopfer", sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung Köln. In der Ortschaft war es zu massiven und schnell fortschreitenden Unterspülungen von Häusern gekommen.

Von der Bezirksregierung verbreitete Luftbilder und Fotos von dpa-Fotografen zeigen Erdrutsche von gewaltigem Ausmaß. Häuser wurden mitgerissen und verschwanden. Autos lagen in neu entstandenen riesigen Erdlöchern neben Betonteilen der ehemaligen Kanalisation.

60 Tote in Rheinland-Pfalz – 1.300 Menschen vermisst

In Rheinland-Pfalz ist bislang von 60 Todesopfern die Rede. Der Innenminister des Bundeslands hatte allerdings am Morgen erklärt, dass die Zahl von 50 bereits überschritten sei. Da es noch immer zahlreiche Vermisste gibt, wird die genaue Anzahl der Todesopfer wohl erst in den nächsten Tagen korrekt angegeben werden können.Im Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler werden rund 1.300 Menschen vermisst, wie die Kreisverwaltung am Abend mitteilte. Eine Sprecherin verwies darauf, dass viele Menschen wegen des lahmgelegten Mobilfunknetzes nicht erreichbar seien. "Wir hoffen, dass sich das klärt", sagte sie zu der hohen Zahl.

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Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) will sich am Freitagmorgen (8.30 Uhr) in Trier über die Situation in ihrer Heimatstadt informieren. Wegen des starken Hochwassers im Mosel-Nebenfluss Kyll waren in Trier und Umgebung am Donnerstag Tausende Menschen in Sicherheit gebracht worden, auch ein Krankenhaus musste evakuiert werden. An allen Behörden in Rheinland-Pfalz werden die Fahnen am Freitag auf halbmast gesetzt.

Die Zahl der Unwettertoten stieg in Nordrhein-Westfalen auf mindestens 43. Das hat das NRW-Innenministerium am Freitag auf Anfrage mitgeteilt. Bislang war die Zahl auf mindestens 30 beziffert worden.


Das nordrhein-westfälische Kabinett berät am Freitag (10.00 Uhr) in einer Sondersitzung über die Lage und Hilfen für die betroffenen Kommunen. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "maybrit illner", es müssten Wege gefunden werden, sehr schnell wieder Straßen, Brücken und andere Infrastruktur in Gang zu setzen. Das Land werde helfen, nötig sei aber auch "eine große nationale Kraftanstrengung, damit schnell die schlimmsten Dinge beseitigt werden".

Immense Schäden in beiden Bundesländern

Die Schäden durch die Wassermassen sind in beiden Ländern immens. Das Land Rheinland-Pfalz stellte als kurzfristige Unterstützung 50 Millionen Euro bereit, um etwa Schäden an Straßen, Brücken und anderen Bauwerken zu beheben. Auch die Bundesregierung plant Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zufolge ein Hilfsprogramm. Kanzlerin Merkel versicherte bei ihrem Besuch in den USA mit Blick auf die Betroffenen: "Wir werden sie in dieser schwierigen, schrecklichen Stunde nicht alleine lassen und werden auch helfen, wenn es um den Wiederaufbau geht." Die Kanzlerin ließ sich nach eigenen Angaben fortlaufend über die Lage in den Hochwassergebieten informieren.

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Grünen-Chef Robert Habeck sprach sich für die Auflage eines Hilfsfonds aus. "Ich fände es richtig, wenn wir jetzt sehr schnell einen Hilfsfonds auflegen, wie es 2013 auch nach dem großen Elbhochwasser der Fall war", sagte er der "Welt" (Freitag). "Wir müssen den Menschen in einer solchen Notsituation schnell und unbürokratisch unter die Arme greifen, und ein Teil des Geldes dafür muss aus dem Bundeshaushalt kommen." SPD-Chef Norbert Walter-Borjans sagte der Nachrichtenagentur dpa die Menschen, die um ihre finanzielle Existenz fürchteten, bräuchten schnell Klarheit. Aufräumarbeiten und Wiederaufbau gelängen nur mit großer Solidarität.

Rurtalsperre läuft über

Die Menschen in Jülich im Kreis Düren können wieder in ihre Häuser zurück. Die Evakuierung wegen des befürchteten Hochwassers sei aufgehoben worden, teilte die Stadt am Freitagvormittag mit. Nach Rücksprache mit dem Wasserverband Eifel-Rur und dem Kreis Düren sei nicht mehr mit zusätzlichen größeren Wassermengen zu rechnen. Die Hotline zum Hochwasser werde in Kürze abgeschaltet.

Nachdem in der Nacht zu Freitag die Rurtalsperre in der Eifel übergelaufen war, waren in Jülich starke Überschwemmungen erwartet worden. Bereits am Morgen gab es jedoch eine vorsichtige Entwarnung: Der Anstieg des Hochwassers fiel weniger extrem aus, als zunächst befürchtet. Wie viele Menschen von der Evakuierung betroffen waren, konnte die Stadt zunächst nicht sagen.

Die Rettungskräfte in NRW und Rheinland-Pfalz setzen unterdessen die Suche nach Vermissten fort. Die Bundeswehr hat zur Unterstützung inzwischen rund 900 Soldaten in die Katastrophengebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz geschickt. Im heftig betroffenen Kreis Euskirchen in NRW soll ein Gutachter am Freitag erneut die Steinbachtalsperre unter die Lupe nehmen. Der Wasserstand war am Donnerstagabend durch Abpumpen zwar gesunken. Die Brauchwasser-Talsperre, deren Damm tiefe Furchen aufweist, war von einem Sachverständigen am Vortag als "sehr instabil" eingestuft worden. Deswegen wurden aus Sicherheitsgründen mehrere Ortschaften evakuiert. Betroffen waren rund 4.500 Einwohner.

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In Wangen im Allgäu im Landkreis Ravensburg wurde am späten Donnerstagabend ein Wohngebiet überflutet. Wie das Polizeipräsidium Ravensburg am frühen Freitagmorgen mitteilte, wurden zunächst zwei Brückendurchflüsse des Epplingser Bachs durch Treibgut blockiert. Dadurch sei das Ufer übergetreten und hätte das angrenzende Wohngebiet Epplingser Halde überschwemmt. Nach Angaben der Einsatzkräfte stand das Wasser im Wohngebiet zum Teil kniehoch – zahlreiche Keller und Garagen liefen voll mit Wasser. In einem Blockheizkraftwerk stand das Wasser demnach bis zu 1,60 Meter hoch.

Auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) unterstützt die betroffenen Regionen in Deutschland unter anderem mit Satellitenbildern. "Erste Satellitenbilder aus den vom Unwetter betroffenen Gebieten werden seit heute Morgen aufgenommen. Diese Bilder werden, sobald verfügbar, den Beteiligten im Krisenmanagement zur Verfügung gestellt", sagte Vizepräsident Thomas Herzog dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag). Das BBK kümmere sich zudem auch um die Koordinierung von Hilfen, beispielsweise von Helikoptern zur Rettung von Menschen oder Zapfstellen zur Abgabe von Trinkwasser.

Ebenfalls mit Hochwasser zu kämpfen haben Nachbarländer Deutschlands. In der Schweiz stiegen Flusspegel nach starken Regenfällen stark an. Im Kanton Schaffhausen überschwemmten laut der Nachrichtenagentur Keystone-sda angeschwollene Bäche die Dörfer Schleitheim und Beggingen. Wassermassen flossen durch Straßen, in Keller, rissen Fahrzeuge mit und zerstörten kleinere Brücken. In Belgien wurden entlang der Maas vorbeugend Menschen aus einigen Gemeinden in Sicherheit gebracht, wie die Nachrichtenagentur Belga meldete. Mindestens neun Menschen sollen in Belgien im Zusammenhang mit den Unwettern gestorben sein.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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