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Unwetter in Deutschland: Heftige Schäden nach Starkregen und Hagel


Starkregen und Hagel
Schäden nach heftigen Unwettern im Rheinland und an den Alpen

Von dpa, sje

Aktualisiert am 01.07.2022Lesedauer: 5 Min.
Oberstdorf: Anwohner betrachten die Schäden durch starke Regenfälle.Vergrößern des Bildes
Oberstdorf: Anwohner betrachten die Schäden durch starke Regenfälle. (Quelle: Davor Knappmeyer/Liss/dpa)

Hagel, Sturm und heftiger Regen: Am Alpenrand hinterließ ein Unwetter Verwüstung. Auch im Westen hatten die Gewitter eine zerstörerische Kraft.

Im Norden Deutschlands hat es am späten Donnerstagabend bis in die Nacht starke Gewitter und Regenfälle gegeben. In Bremen und Hamburg leuchtete der Nachthimmel von zahlreichen Blitzen, aus Emden wurden Böen bis zu 103 km/h gemeldet. In Wilhelmshaven und Bremerhaven wurden laute Donner und Blitzeinschläge registriert.

Die Front ist am Freitagmorgen weiter über Deutschland gezogen – laut Wetteramt bis zu einer Linie von Hamburg bis Oberfranken. In den Morgenstunden erreichten die Gewitter die Region Magdeburg.

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Die Gewitterfront mit Starkregen und Sturmböen war am Donnerstagabend aus Bayern weiter nach Nordrhein-Westfalen gezogen und hat deutliche Spuren hinterlassen. In mehreren Städten waren die Feuerwehren im Dauereinsatz – etwa wegen umgekippter Bäume, unter Wasser stehender Keller und Straßen. Bei der Deutschen Bahn kam es wegen der Folgen des Unwetters zu Ausfällen und Streckensperrungen.

Baum fiel auf Traktorfahrer

In Duisburg seien im Stadtteil Baerl die Telefone ausgefallen, berichtete die Feuerwehr. Bei Einsätzen ohne Gefahr für Menschen könne es dauern, bis die Feuerwehr eintreffe, hieß es. Bis 22 Uhr seien mehr als 600 Einsätze mit Bezug zum Unwetter gemeldet worden. Es gebe eine Vielzahl umgestürzter Bäume sowie Überschwemmungen von Straßen und Kellern. Auf der Ruhr habe die Feuerwehr drei Personen gerettet, die mit einem Boot gekentert waren.

Vermutlich durch einen Blitzeinschlag wurde im benachbarten Mülheim/Ruhr eine etwa 20 Meter hohe Eiche gespalten. Eine Baumhälfte stürzte auf ein zweigeschossiges Wohnhaus und beschädigte das Dach. Ein Auto wurde von dem Baum begraben. Menschen kamen nicht zu Schaden. In Hünxe traf nach Angaben der WAZ ein umstürzender Baum einen Treckerfahrer. Er sei am Kopf getroffen worden, es bestehe aber keine Lebensgefahr.

An einem Einfamilienhaus in Bergisch Gladbach verursachte ein Blitzeinschlag einen Dachstuhlbrand. Vor Eintreffen der Feuerwehr versuchte ein Bewohner noch, die Flammen von einer Leiter aus mit einem Gartenschlauch selbst zu bekämpfen. Verletzt wurde niemand, wie die Feuerwehr mitteilte.

Auch in Hatten bei Oldenburg geriet eine Scheune in der Nacht zum Freitag in Brand. Das Gebäude brannte Polizeiangaben zufolge vollständig nieder. In der Scheune waren Fahrzeuge und Werkzeuge eines landwirtschaftlichen Betriebs gelagert.

Im Kreis Wesel erlitten wegen der Unwetterfront nach Angaben der Polizei drei Menschen leichte Verletzungen. In Dinslaken wurde ein Autofahrer durch einen umgestürzten Baum leicht verletzt. Zwei weitere Menschen wurden durch das Einatmen von Rauchgas leicht verletzt, als in Blitzeinschlag in ein Wohnhaus einen Brand auslöste.

Die Leitstelle der Feuerwehr in Oberhausen meldete bis 22 Uhr Einsätze wegen umgestürzter Bäume und beschädigter Fahrzeuge. Die Deutsche Bahn meldete, dass aufgrund von Unwetterschäden die Strecke zwischen Oberhausen und Emmerich sowie der Grenze zu den Niederlanden gesperrt wurde. Betroffen waren davon auch ICE-Züge in und aus dem Süden, wie nach Frankfurt und Zürich.

Für den Bereich südwestlich von Osnabrück hatte es auf der Wetterwebseite Kachelmannwetter.de eine Warnung vor Sturzfluten gegeben.

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In Krefeld war die gesamte Feuerwehr wegen des Unwetters im Dauereinsatz, voraussichtlich werde dies auch noch am Freitag der Fall sein, teilte ein Sprecher mit. Er lobte die Krefelder: Viele Bürgerinnen und Bürger hätten selbstständig damit begonnen, kleinere Bäume und Äste von den Straßen zu ziehen. In der Stadt wurden auch Straßen und viele Keller überflutet. Bäume stürzten auch auf die Zugstrecke zwischen Krefeld und Meerbusch, die dadurch zeitweise blockiert war.

Auf der Bahnstrecke zwischen Gronau und Enschede lag ebenfalls ein Baum. Der Abschnitt wurde gesperrt, Züge warteten an Bahnhöfen, wie die DB Regio twitterte. Es gebe Verspätungen und Teilausfälle. Ausfälle gab es wegen des Unwetters auch bei der S-Bahn zwischen Bergisch Gladbach und dem Düsseldorfer Flughafen.

In Köln meldete die Feuerwehr via Twitter 32 Einsätze. Auch dort waren Bäume umgestürzt. In Bottrop zog aus dem Süden ab etwa 19 Uhr ein schweres Gewitter über das gesamte Stadtgebiet – mit Starkregen und heftigen Sturmböen. Die Feuerwehr teilte mit, sie sei zu mehreren Einsätzen wegen umgestürzter Bäume gerufen worden. In Oberhausen wurden drei Fahrzeuge von umgestürzten Bäumen beschädigt, wie die Feuerwehr mitteilte.

Aus Borken meldete die Kreisverwaltung, dass ein Zeltlager mit 260 Kindern evakuiert werden musste. Die Kinder seien in nahegelegenen Räumlichkeiten untergebracht worden. Die Wehren im Landkreis zählten am Abend mehr als 100 Einsätze.

Murenabgang im Bayern

Das angekündigte Unwetter mit Gewittern, Starkregen und Hagel erreichte zuerst den bayerischen Alpenraum. In Kempten legte ein Blitzschlag das Stellwerk der Bahn still, auf der Strecke bis Kaufering standen Züge zeitweise. In Oberstdorf gingen Muren ab, mehrere Straßen wurden von Geröll und Wasser blockiert, Keller und Ställe liefen voll Wasser.

Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen musste die Feuerwehr am Donnerstagabend zu 47 Einsätzen ausrücken. Hagelschlag habe Dachfenster zerstört, bei Aldi in Oberau sei Wasser eingetreten, sagte ein Sprecher der Integrierten Leitstelle Oberland. Die Bundesstraße 2 sei in Oberau kurzzeitig unpassierbar gewesen. Keller seien überflutet worden. Im Landkreis Bad Tölz habe es zwei Unwetter-Einsätze gegeben.

In Baden-Württemberg hatte es für die Region um Göppingen eine Sturzflutwarnung gegeben. Aus Gmünd meldete die Feuerwehr zahlreiche Einsätze in überfluteten Kellern. In Ulm und Schwäbisch-Gmünd gewitterte es auch in der Nacht noch heftig.

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Zuvor Unwetterwarnung der höchsten Stufe

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte zuvor vor extremen Unwettern gewarnt: Am Alpenrand könne es "schwere Gewitter mit extrem heftigem Starkregen und Hagel" geben, hieß es in einer Mitteilung der Meteorologen. Damit war die höchstmögliche Warnstufe ausgerufen worden. Erwartet wurden Niederschlagsmengen über 45 Liter pro Quadratmeter und Stunde, Windgeschwindigkeiten um die 100 Kilometer pro Stunde und Hagelkörner mit einem Durchmesser um fünf Zentimeter. Die Warnung der Stufe vier galt zunächst bis 20 Uhr, sie wurde später auf drei (Unwetterwarnung vor schwerem Gewitter) heruntergestuft.

Am Freitagmorgen sollte die Front eine Linie von Hamburg bis Oberfranken erreichen, so der DWD. Dabei nehme die Unwettergefahr ab, heftiger und mehrstündiger Starkregen sei aber dennoch weiterhin möglich. In der Westhälfte bleibt es generell trocken mit auflockernder Bewölkung.


Im Osten und Nordosten sollen die Temperaturen am Freitag schwülwarme 25 bis 30 Grad steigen. Im Rest von Deutschland liegen die Werte zwischen 18 und 24 Grad.

Das Wochenende wird sonniger

In der Nacht zum Samstag verabschieden sich im Nordosten und an den Alpen die Regenfälle und Wolken weitestgehend und mit Gewittern ist kaum zu rechnen. Es kühlt ab auf 15 bis 8 Grad.

Am Samstag scheint dann laut den Meteorologen häufig die Sonne. Wolken gibt es dann nur vereinzelt. Im Norden ziehe es dafür häufiger zu. Mit Schauern sei aber nur selten zu rechnen. Die Temperaturen steigen auf 24 bis 28 Grad. Die Nacht zum Sonntag wird klar, bei Tiefstwerten von 16 bis 10 Grad.

Gewitter und Schauer sind am Sonntag allenfalls noch im äußersten Südwesten und an den Alpen möglich. Ansonsten wird es bei heißen 26 bis 32 Grad wieder sonnig und locker bewölkt. Nur im Norden von Schleswig-Holstein und an Küstenabschnitten wird es etwas kühler.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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