Containerschiff im Suezkanal Schwierigster Teil der Rettungsaktion steht noch bevor
In den frühen Morgenstunden konnten Schlepper das havarierte Containerschiff "Ever Given" teilweise freilegen. Noch ist der große Schiffsstau aber nicht behoben. Das Bergungsteam warnt.
Nach der teilweisen Freisetzung des Containerschiffs "Ever Given" im Suezkanal steht der schwierigste Teil der Rettungsaktion nach Angaben des zuständigen Bergungsunternehmens noch bevor. "Die gute Nachricht ist, dass das Heck freigelegt wurde, aber das war unserer Ansicht nach der einfache Teil", sagte der Chef des Unternehmens Boskalis, Peter Berdowski, im niederländischen Radio.
Boskalis ist der Mutterkonzern der Spezialfirma Smit Salvage, die mit der Bergung der "Ever Given" beauftragt wurde. Der Bug des Schiffes sei noch "vollständig blockiert", sagte Berdowski. Die eigentliche Herausforderung stehe somit noch bevor. Das Schiff wieder vollständig in Bewegung zu setzen sei angesichts des enormen Gewichts des Frachters "kein Kinderspiel", betonte der Boskalis-Chef.
Wann genau der Bergungsvorgang im Suezkanal abgeschlossen sein wird, ist unklar. Zuvor hieß es bereits, dass es anschließend noch mehrere Tage bis zu einer Normalisierung des Schiffsverkehrs dauern könnte. Der Kanal werde aber sofort "24 Stunden am Tag funktionieren", sagte der der Chef der ägyptischen Kanalbehörde (SCA), Osama Rabie, im örtlichen Fernsehen. Gleichwohl werde es "rund dreieinhalb Tage" dauern, bis sich der Stau auflöst.
Wie die Lage am Suezkanal ist, sehen Sie oben im Video oder hier.
Die Hilfs- und Bergungsteams am Suezkanal hatten mit Schleppern und Baggern über Tage versucht, das Schiff eines japanischen Eigentümers zu befreien, das am Dienstag auf Grund gelaufen war. Von Vorteil war dabei die hohe Flut bei Vollmond in der Nacht zum Montag. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hatte bereits angeordnet, die teilweise Entladung von Containern vorzubereiten, falls die Versuche zur Freilegung weiterhin erfolglos bleiben sollten.
370 Schiffe warten auf Durchfahrt
Laut Kanalbehörde warteten zuletzt rund 370 Schiffe auf beiden Seiten des Kanals auf Durchfahrt, darunter 25 Öltanker. Der Finanznachrichtendienst Bloomberg berichtete von 450 wartenden Schiffen.
Nach der Erfolgsmeldung vom Montagmorgen kursierten im Internet Videos von erleichterten Crewmitgliedern der anderen Schiffe im Kanal. "Das Boot schwimmt", sagt ein Mann an Bord eines Schiffs und streckt seinen Daumen nach oben. Auf einem der Videos ist immer wieder der Ausspruch "Alhamdulillah" (Gott sei Dank) zu hören.
Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit den kürzesten Schifffahrtsweg zwischen Asien und Europa. 2020 durchfuhren nach Angaben der Suezkanal-Behörde fast 19.000 Schiffe die wichtige Wasserstraße. Durch die tagelange Blockade gingen dem Kanal täglich Einnahmen von rund 13 bis 14 Millionen Dollar verloren.
- Nachrichtenagentur dpa, Reuters, AFP